Kapitel 25

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ELISA

Ich liege auf meinem Bett und starre an die kalte Decke. Schon ziemlich lange liege ich hier und schlafe einfach nicht ein. Kurz nachdem mich Bekah zuhause abgeladen hat und ich meinen Bruder von den Nachbarn abgeholt habe, ging ich sofort ins Bett. Und obwohl ich mehr als nur müde bin, erlauben mir die Geschehnisse des heutigen Tages nicht einzuschlafen.

Immer und immer wieder denke ich an die Stunden mit Kol. Er wirkte ganz anders als sonst. Er wirkte nicht wie der Psychopath, der mehrfach versucht hatte mich umzubringen. Er wirkte eher wie der Kol, den ich anfangs kennenlernte. Ob es gespielt war oder nicht, kann ich nicht sagen. Ich kann beide, Kol und Rebekah sehr schlecht einschätzen. Was sie wollen und wozu sie im Stande sind.

Und dann ist da noch dieser Niklaus. Er wirkte im Grunde wie sein Bruder, nur auf irgendeine Weise noch viel gefährlicher. Ich weiß nicht wie ich darauf komme, aber ich habe es einfach im Gefühl. Er sieht nicht schlecht aus, dass muss man ihm lassen. Aber seine Art wie er mich fixiert hat als wir einander vorgestellt wurden, war gruselig. Ihm lag ganz klar die Bosheit in den Augen.

Ich drehe mich auf die Seite und starre meinen Nachttisch an. Langsam schließe ich meine Augen um mich endlich in den Schlaf zu zwingen. Vergebens. "Verdammt!" zische ich und richte mich hastig auf. Es ist schon lange dunkel und mit einem Blick auf die Uhr stöhne ich genervt auf. Schon zwei Uhr und ich liege immer noch hier ohne ein Auge zuzubekommen.

Ich schlage die Bettdecke wütend zur Seite und stehe auf. Der kalte Parkettboden beißt sich in meine nackten Füße und ich beeile mich, meine Hausschuhe anzuziehen. Dann begebe ich mich nach unten in die Küche und setze heißes Wasser auf. Während ich auf das pfeifen des Wasserkochers warte sitze ich in Stille am Küchentisch. 

Die Küche sieht leer aus. Im Dunkeln noch mehr als im Hellen, doch die Zeiten in der das liebliche Pfeifen meiner Mutter die Küche erfüllt, während sie mein liebstes Essen kochte, ist schon lange vorbei. Die warme Geborgenheit dieser Zeiten wurde ersetzt durch Dunkelheit, Stille und Trauer.

Oft höre ich ihr Pfeifen. Ganz leise und unglaublich weit weg und doch ist es da. Ihr fröhliches Lachen, gefolgt von ihrem breiten liebendem Lächeln. Ihre blauen Augen mit den Lachfalten, die sie immer versuchte mit etwas Make up zu verstecken. die dunkelbraunen Locken, die jedes Mal in ihr Gesicht fielen,  wenn sie sich zu mir runter beugte, damit ich die Suppe abschmecken konnte. Alles war weg.

Das Pfeifen des Wasserkocher reißt mich aus meinen Erinnerungen und ich wische mir eine Träne aus dem Gesicht, die sich heimlich heraus geschlichen hat. Ich stehe auf und hole mir aus einem der Schränke einen Kamillenteebeutel. Immer wieder schweifen meine Gedanken zurück zu den letzten paar Wochen. An die vielen Dinge, die passiert sind. An das Wissen, welches ich erlangt habe. 

Ich wäre lieber im Dunkeln geblieben. Ich hätte mein Leben lieber in Unwissenheit weiter geführt. Jetzt ist alles so viel komplizierter. Während das heiße Wasser des Wasserkochers über den Teebeutel läuft, versuche ich meine Gedanken zu verdrängen. Nur einen Moment will ich an nichts denken. An gar nichts. Das ist alles, was ich mir wünsche. Nur einen Moment frei sein. Nur einen Moment Stille. 

Nachdem ich den Tee ausgetrunken habe, schlurfe ich mit schweren Schritten zurück in mein Zimmer. Ich schalte das Licht wieder aus und schließe langsam meine Augen. Und schon geht es wieder los. Jede einzelne Minute der letzten Qualen, die ich durch Kol erfahren habe, spielt sich vor meinem inneren Auge ab und zwingt mich wach zu bleiben. Die Müdigkeit kriecht durch meinen Körper und foltert meine Sinne und doch befreit mich die Leere des Schlafes nicht. 

Und dann passiert es. Das was ich so lange zu verhindern versuchte. Die Tränen kullern meine Wange hinunter und diesmal mach ich keine Anstalten diese wegzuwischen. Ich fange leise an zu schluchzen und vergrabe  mich in meiner Decke. Langsam aber sicher wird mir klar, was ich versucht habe zu ignorieren. Obwohl ich immer eine starke Persönlichkeit war, die sich von nichts und niemandem hat runter kriegen lassen, liege ich nun hier, eingerollt und schluchzend und breche endgültig zusammen. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt