Kapitel 22

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ELISA

Dunkel. Das einzige Wort was zu meiner Umgebung passt. Meine nackten Füße werden von kaltem nassen Gras umarmt und meine nackten Beine, die nur durch meine kurzen Shorts geschützt sind, fühlen sich an wie Eiszapfen. Ich schaue mich vorsichtig um, doch der dichte Nebel verweigert mir die Sicht auf alles.

Ich stehe also in einem Meer eines kaltem schaurig weißen Schleier und nur das grüne Gras, wodurch sich die Kälte von meinen Fußsohlen bis in meinen Körper ausbreitet, zeigt mir wo ich mich befinden könnte. Mit zitternden Atemzügen mache ich einen Schritt vor den anderen und langsam bringen mich meine zögernden Beine voran, bis sich vor mir ein dunkler Schatten auftürmt. 

Noch dunkler als die Nacht selbst bäumt sich der Umriss eines Gebäudes  vor mir auf. Jeder Nerv in meinem Körper spannt sich an, als ich auf das Gebäude zu schleiche. Umso näher ich dem Gebäude komme, umso bekannter werden die Umrisse und endlich kann ich erkennen, wessen Haus vor mir steht. 

Es ist das Haus, welches ich am besten kenne. Das Haus in dem ich Jahre lang ein und aus gegangen bin. In dem ich geweint, gelacht und gefühlt habe. In dem die schlimmsten und die schönsten Erinnerungen stecken und in dem ich geboren bin. Mein Zuhause.

Mit entschlossenem Gang gehe ich auf mein Heim zu und als ich nah genug bin, erkenne ich die Hintertür aus Glas, die direkt in die Küche führt. Ich stelle mich vor diese und sehe erst jetzt im Spiegelbild der Glastür, dass ich meinen Schlafanzug trage.

 Meine Füße schmerzen mittlerweile vor Kälte und schreien nach der wohligen Wärme von drinnen. Ich greife nach dem Griff der Schiebetür und bete still zu mir selbst, dass sie nicht verschlossen ist. 

Mit einen kräftigen Ruck schiebe ich sie zur Seite und geschmeidig rollt sie aus dem Weg um mir den Eintritt zu gewähren. Zum Pech jedes einzelnen vor Kälte zitterndem Körperteils, ist es genauso kalt wie Außerhalb. Meine nackten Füße tapsen leise über die bernsteinfarbenen Kacheln in der Küche und ein gruselnder Schauer läuft mir über den Rücken. 

Die Stimmung in der Wohnung lässt sich mit dem einen Wort beschreiben, welches von Anfang an in meinen Gedanken umher schwebte. DUNKEL. 

Obwohl ich genau weiß, dass ich in meinem eigenem Haus stehe, fühle ich mich wie ein Fremder und das unbehagliche Gefühl beschleicht mich, dass mir etwas schlimmes bevor steht. Durch den offenen Durchgang gehe ich ins  Wohnzimmer. 

Alles steht an seinem Platz. Nichts wurde verrückt oder entwendet. Mein Blick wandert durch den Raum und obwohl der Großteil des Wohnzimmers aus einem Bordeauxrot besteht, wirkt alles in der Dunkelheit rabenschwarz.    

Meine Hände streichen an der linken Seite der Wand entlang und landen auf dem Lichtschalter. Nichts passiert. 

Natürlich funktioniert der Lichtschalter nicht mehr. Es ist ja auch noch nicht gruselig genug. Ich setzte mich wiederwillig in Bewegung, um endlich in die Sicherheit meines Bett flüchten zu können. Doch ein weiches Hindernis in der Mitte des Raumes zieht mir einen Strich durch die Rechnung und bringt mich zu Fall. 

Mit meinen Händen zuerst falle ich unsanft auf dem Boden. Mitten hinein in ein klebrig dickflüssiges Sekret. Der dunkle Fleck ist auf dem gesamten Fußboden verteilt und bildet eine große Pfütze.Ich drehe mich zu dem Hindernis um. Die schwarzen Umrisse sind leicht zu erkennen.

Es ist der Umriss eines Menschen. Genauer gesagt der Umriss eines kleinen Kindes, welches regungslos auf dem Boden liegt. Sofort schaltet sich eine Stimme in meinem Kopf ein. Ronny Ronny Ronny sagt sie immer und immer wieder.

Und tatsächlich. Als ich das Kind panisch in meine Richtung drehe, starren mich die leeren grünen Augen meines Bruders an. Mein Magen dreht sich um, mein Herz schlägt tausend mal schneller als vor ein paar Sekunden und meine Luftröhre schließt sich vollkommen.

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt