Kapitel 34

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ELISA

Wir haben unser Ziel erreicht. Der Gang mündet in einen riesigen Raum. Die Steinwände sind in einem Kreis weit voneinander entfernt und reichen weit in die Höhe. Nur entfernt kann man die oberen Gesteinsbrocken erkennen, die die Sonne aus dem dunklen Raum verbannen. Jede zwei Meter hängen Fackeln an der Wand, die den Raum wenigstens ein bisschen Licht verleihen. 

Vor uns ergibt sich ein Weg aus weißen und grauen Kieselsteinen. Dieser führt bis zur Mitte des Raumes. Genau dort, wo der Kiesweg endet, steht ein Podest. Es ist aus hellem Stein und an den Seiten sind verschiedene Symbole eingeschnitzt. 

Wir gehen auf das Podest zu und um so näher man kommt, um so mehr Symbole sind zu erkennen. Ganz oben zum Beispiel ist ein kleiner Wassertropfen zu erkennen, der durch Ranken mit einem Stein verbunden ist. 

Weiter unten sind verschiedene Blumen eingeritzt und ganz unten, fast schon am Fuß des Podestes thronen Augen, die jeden Schritt und jede Bewegung genaustens zu beobachten zu scheinen. 

Auf dem Podest liegt ein Buch, welches in der Mitte aufgeschlagen ist. Ich stelle mich vor dieses und betrachte die Seiten genau. Lateinische Wörter tanzen durch die Seiten, während am Rand verschiedene Malereien mit Tinte dazu gemalt wurden. Die Schrift ist verschnörkelt und schwer lesbar und trotzdem wunderschön. 

Ein unergründliches Kribbeln fährt durch meine Fingerspitzen, als ich die geschriebenen Wörter nachfahre. Eine unglaubliche Kraft scheint von dem Buch auszugehen und ich kann das Gefühl was ich habe, nirgends einordnen. Es ist fast, als würden mich die Wörter, die ich noch nicht mal lesen kann, in ihren Bann ziehen und mich ganz einfach hypnotisieren.

Kol steht neben mir. Er krallt sich an dem Podest fest und atmet schwer. Er kann sich kaum noch aufrecht halten und ich will nicht wissen, wie viel Selbstkontrolle er aufbringen muss, um mich nicht anzufallen. 

"Schnapp dir das Buch und nichts wie raus hier." haucht er. Ich nicke und klappe die Seiten zu. Das Gefühl, welches durch meinen Körper rollt, ist nicht komplett verschwunden, aber deutlich schwächer als zu vor. 

Ich drehe mich zum Ausgang und will losgehen, als ich einen dumpfen Aufprall hinter mir höre. Als ich mich umdrehe, sehe ich Kol auf dem Boden liegen. Er atmet weiterhin schwer und mit seinen Armen versucht er sich wieder aufzurichten. 

Vergebens. Jedes Mal, wenn er sich auf seine Arme stemmt, klappt er gleich danach wieder zusammen. "Komm schon, Kol. Wir haben es gleich geschafft." ermutige ich ihn, während ich mich zu ihm knie und ihm aufhelfe. Sein Körper ist nicht leicht, doch mit etwas Hilfe von Kol selbst schaffe ich es. 

Er stützt sich an meiner Schulter ab und so gehen wir zusammen in Richtung Ausgang. Ich kann kaum glauben, was ich hier gerade mache. Kol, der Vampir, der mein Leben völlig auf den Kopf gestellt hat und das nicht auf eine gute Weise, stützt sich an mir ab und kommt nur mit meiner Hilfe weiter. 

Und ich lasse es zu. Ich sollte ihn womöglich hier lassen und versuchen einen anderen Weg raus zu finden oder Ich sollte das Buch einfach verbrennen, aber irgendwas hält mich davon ab. Hier gehen wir nun. Nebeneinander. Als wären wir ein eingespieltes Team. 

Mit viel Mühe schaffen wir es endlich zu der Brücke. Doch jetzt kommt das größte Problem. Wenn Kol nicht ohne mich alleine gehen kann, dann wird er auch kaum einen Sprung in so eine Höhe schaffen. Geschweige denn mit mir auf den Armen. 

"Das wird nicht klappen." murmle ich. Kol lässt von mir ab und gleitet zu Boden. An der Wand lehnend starrt er in die Höhe. "Nein das wird es nicht." stimmt er niedergeschlagen zu und schließt die Augen. "Es sei denn," beginnt er wieder, "Hier ist irgendwo Blut." seine Stimme hat sich zu einem leisen genervten Zischen verwandelt und er starrt mich jetzt intensiv an. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt