Kapitel 51

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ELISA

Die Sonne geht schon fast unter und Kol ist noch immer nicht zurück. Ich will es kaum zugeben, doch ich mache mir ein wenig Sorgen. Ich rede mir immer wieder ein, dass es dazu keinen Grund gibt. Schließlich ist er ein tausend Jahre alter Urvampir, einer der stärksten Kreaturen die je gelebt haben. 

Das hält mich jedoch nicht davon ab, im Flur auf und ab zu rennen und jede zehn Minuten erneut aus dem großen Fenster in der Eingangshalle nach Kol Ausschau zu halten. Meine Hände spielen nervös mit meinem Handy und irgendwie fühle ich mich auch noch schlecht dazu, weil ich Kol mit der Nachricht an Klaus verraten habe. Schließlich will er mich nur schützen. 

Darum habe ich allerdings nicht gebeten. Ich wollte nicht beschützt werden, vor allem nicht von Kol Mikaelson. In den letzten paar Wochen habe ich fast vergessen, was er alles getan hat und was für eine schlechte Person er eigentlich ist. Wieso habe ich für ihn auf einmal Mitleid?

"Ich brauche deine Hilfe nicht!" murmle ich in Gedanken verloren, doch eine Antwort bekomme ich natürlich nicht. Zumindest habe ich keine Antwort erwartet. Doch als ich plötzlich eine weibliche Stimme hinter mir höre, zucke ich erschrocken zusammen. 

"Ja, sein wir mal ehrlich. Du brauchst seine Hilfe wirklich nicht. Denn sie bringt eh nichts." 

Ich drehe mich schnell um und erblicke eine Frau, die um die vierzig sein muss. Sie hat dunkelbraune Haare, die zu einem hohen Zopf zusammengebunden sind. Ihre seeblauen Augen starren mich stolz an und ich hätte fast meinen können, dass ich in eine ältere Version von mir selbst blicke.

"Wer bist du?" flüstere ich misstrauisch, während ich einen Schritt nach hinten gehe. 

"Du bist wirklich wunderschön geworden. Ich wusste es ab dem Zeitpunkt, als ich dich das erste Mal sah. Das du eines Tages eine Schönheit wirst, meine ich." sagt die fremde Frau. Sie macht mir wirklich Angst und irgendwie habe ich auch eine Ahnung wer sie ist. 

"Wer bist du?" wiederhole ich unsicher, während mir bereits die ersten Tränen in die Augen schießen. 

"Das weißt du doch, Elisa." stellt die Dame fest und lächelt ein bitter süßes Lächeln. "Ich bin deine Mutter." 

Ich wusste es. Ich wusste sie ist es. Von der Sekunde als ich sie erblickt habe, wusste ich, dass sie es ist. Meine leibliche Mutter. Die Frau, die mich für neun Monate in sich getragen hat. Die, die mich als aller erste im Arm gehalten hat. Die, deren Aufgabe war, mich zu beschützen. Und die, die mich für den wirren Glauben ihres durchgeknallten Clans geopfert hätte. Mit rasenden Gedanken höre ich meiner Mutter nur mit einem Ohr zu und kann kaum glauben was ich höre.

"Elisa, du musst mit mir kommen. Wir haben ein Unrecht begangen und müssen es wieder gerade biegen. Wir müssen zum Clan gehen und das Ritual vollziehen. Damit werden wir den gesamten Clan retten." 

Die Worte klingen so falsch, wenn sie sie sagt. Ich kenne nicht mal ihren Namen und sie verlangt von mir, dass ich mich für einen Clan opfere. Wieso? 

"Wieso? Wieso sollte ich mit dir gehen? Du hast mich verlassen! Du wolltest mich töten!" Ich wollte ihr die Worte kalt ins Gesicht schlagen, doch wo ich sie jetzt sage, kommen sie gebrochen raus. So wie ich mich gerade fühle. 

"Verstehst du nicht, was das für eine Ehre ist, Elisa? Du wirst deinen gesamten Clan damit retten. Du wirst als Heldin gefeiert werden. Wir sind doch deine Familie. Willst du deine Familie nicht schützen?" 

Meine Familie?

Meine Mutter streckt eine Hand nach mir aus und in diesem Moment sehe ich nichts mehr außer dieser Hand und ihr einlullendes Lächeln. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt