Kapitel 30

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Das schmerzhafte Schreien einer jungen Mutter verstummt, als das Schreien des Babys ihre Schmerzen besänftigt. Die Hebamme des Waterhouse Clans steht mit einem schwachen Lächeln vor der schwer atmenden Mutter und hält das Baby  mit ruhiger Vorsicht in den Armen. Eine weiße schmierige Konsistenz umhüllt das kleine Wesen und schützt es vor der kalten Welt. 

Eine ganze Gruppe voller Frauen steht um die frisch gewordene Mutter herum und schauen mit freudigen Tränen dem Spektakel der Geburt zu. Sie halten sich alle an den Händen. Ob jung oder alt, alle haben den Gesichtsausdruck von unbändigem Glück in ihren Augen. Als würde die Hebamme ihr Kind in den Händen halten. 

Die Hebamme schaut sich das weinende Kind genau an. Dann richtet sie ihren Blick auf die Mutter. Ihre Haare sind von Schweiß gedrängt und ihre Augen sind rot geschwollen. Schwarze verlaufene Mascara bahnt sich den Weg von ihren Wangen nach unten, dennoch ist das Gesicht des Glücks einer Mutter nicht zu übersehen. 

Mit dem Kind immer noch in den Armen kehrt die Waterhouse Hebamme der Mutter den Rücken zu und umwickelt es mit einem lachsfarbenem dicken Stoff. Danach dreht sie sich ein weiteres Mal  um und hält es der Mutter hin. "Ein Mädchen" ruft sie mit fester Stimme, sodass auch die letzte Waterhouse Hexe in der hintersten Ecke die Verkündung hören kann. 

Die Augen der Mutter werden weich, als sie die blauen Augen den Mädchens erblickt, welches sie nun schon seit neun Monaten beschützt hat. Die weiche, leicht verschrumpelte Haut lässt das Herz der Mutter höher schlagen. Sie denkt daran, wie dieses kleine Geschöpf ihr Leben bereits verändert hat und wie es weiterhin ihr Leben verändern wird. 

Einen kurzen Moment schafft sie es ihren Blick von dem kleinen Mädchen loszureißen. Die see-blauen Augen schweifen durch die Menge der Hexen um sie rum und bleiben bei einem Mädchen im Alter von circa zehn mit dunklen roten Haaren stehen. "willst du sie mal halten?" fragt die Mutter. Das Mädchen nickt aufgeregt und mit einem schüchternen Lächeln löst sie sich aus der Kette der anderen Hexen und tritt leise nach vorne.

Sie übernimmt den großen Berg aus Wolle, in dem sich das kleine Mädchen versteckt. Sie weiß genau, wie sie das Mädchen zu halten hat. Es wurde ihr tausend mal erklärt. Den Kopf  legt sie vorsichtig auf  ihrem Oberarm ab und umschlingt dann den kleinen Körper des Babys. Es liegt fest in ihren Armen und als sie dem kleinen Wesen in die Augen schaut, weiß sie, dass sie es niemals loslassen würde. 

"Hallo kleine Schwester" flüstert die zehn jährige und streichelt dem Mädchen sanft über die Wangen. "Ich werde dich beschützen. Das verspreche ich dir!" Dann gibt sie das Kind wieder an die Mutter zurück, bleibt jedoch an der Seite von ihr stehen. 

"Sie ist wunderschön." flüstert die Mutter mit Tränen in den Augen. "Sie hat unsere Augen. Nicht war Izzi?" Das rothaarige Mädchen an der Seite der Mutter lächelt und nickt begeistert. "Sie wird einmal eine große Hexe, da bin ich mir sicher." hört man eine raue Stimme aus den Kreisen der Hexen sagen. 

Eine alte Dame tritt aus dem Kreis heraus. Sie hat einen strengen Dutt am Hinterkopf  und ihre nach unten gezogenen Mundwinkel sind zu einem schiefen Lächeln verzogen. Ihre Haltung ist genauso gerade, wie ihr Blick streng ist und alles an ihr strahlt Autorität aus. "Danke Oberhexe Anitja" flüstert die Mutter und richtet ihren Körper voller Stolz auf. 

Nicht jede Mutter bekommt diese Worte von der Oberhexe überreicht. Und sie sind auch sicherlich nicht als nette Floskel gemeint. Nein. Das ist nicht der Stil der alten Oberhexe. Sie ist kalt und unbarmherzig. Die Mutter erinnert sich noch genau an die erste Geburt als sie in den Geburtszirkel  eintreten durfte. Die Oberhexe hatte das Kind mit einem abschätzigem Blick beäugt und dann die Worte ausgespuckt: "Äußerst hässlich dieses Kind. Hoffentlich ist es nicht auch dumm." Dann ist sie verschwunden. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt