Kapitel 64

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ELISA

Als ich aufwache liegen Kol und ich immer noch im Gras. Der Atem von Kol ist ruhig und stetig, seine Augen geschlossen und seine Augenbrauen leicht nach unten gezogen. Er sieht friedlich aus. Die Sonne ist hinter den Kronen der Bäume verschwunden, die das Anwesen in einer versteckten Lichtung schützen. Es ist an sich noch hell, was jedoch nicht mehr lange so bleiben wird. 

Ich lehne mich über den schlafenden Vampir und schnappe mir die Kerze, die etwas hinter ihm liegt. Dann konzentriere ich mich auf den immer noch unberührten Docht. Meine Atmung verlangsamt sich und alles um mich herum verschwimmt zu einem Farbton, der Docht bekommt meine unverminderte Aufmerksamkeit. 

Wieder spüre ich, wie sich Energie in mir ausbreitet und durch jede einzelne Ader in jede einzelne Ecke meines Körpers verteilt wird. Es kribbelt in jedem Muskel meines Körpers und ich spüre, dass ich kurz davor bin, die Kerze zum Leuchten zu bringen. 

Ein Krächzen reißt mich aus der Konzentration und ich will schon frustriert Schnauben, als Kol meinen Kopf von seinem Körper schiebt. Er ist blasser als sonst und hat einen beunruhigten Ausdruck in seinen Augen. "Kol? Was ist los?" frage ich besorgt und helfe ihm sich aufzusetzen. 

"Du solltest deine Fähigkeiten vielleicht nicht an mir üben, wenn ich am Schlafen bin." presst er heraus, doch der belustigte Hauch in seiner Stimme lässt mich etwas auflockern. "Tut mir leid. Ich habe nicht mal bemerkt, dass ich dir Magie entzogen habe." 

Kol steht mit einem Lächeln auf und klopft sich seine Kleidung ab. Dann hilft er auch mir hoch. "Schon in Ordnung. Am Anfang ist es wahrscheinlich nicht so einfach es zu kontrollieren." versichert er mir und zieht mich dann mit ihm in das Anwesen. 

"Nik möchte am Wochenende einen Ball schmeißen. Er hat schon all deine Freunde und Bekannten eingeladen." informiert mich Kol und ich schnaube belustigt aus. "Wofür? Zur Feier, dass ich in den Club der Übernatürlichen gehöre?" scherze ich. 

"Ich möchte mir einen Überblick über Unterstützung und mögliche Gefahren verschaffen!" hören wir plötzlich hinter uns und als wir uns umdrehen sehen wir Klaus dort stehen. "Wir haben eine Aufgabe vor uns, liebste Elisa. Der Waterhouse-Clan ist einer der mächtigsten Clans der Welt und das hat einen Grund. Auch wenn wir Urvampire sind und du ein Werwolf und ein Syphoner können wir nicht davon ausgehen, dass der Kampf einfach wird." 

Ich nicke mit vollem Ernst. "Aber in meinem Bekanntenkreis kann eigentlich niemand zur Gefahr werden. Außer Izzi, Sally, Emba, Tomman, Andi und Clair ist niemand in meinem Bekanntenkreis der irgendwelche Kräfte hat." 

"Mit Gefahr meine ich auch eher die Personen, die uns im Weg stehen könnten, indem sie vom Clan als Druckmittel gegen dich verwendet werden können." Jetzt verstehe ich. Er will die Personen, die sich wehren können und die, die durch den Clan gefährdet werden unterscheiden. "Außerdem haben wir da noch einen Hexen-Clan unter deinen Bekannten. Ob deine Hexenfreundin also auf unserer Seite ist oder nicht hängt vom Raven-Clan ab." fügt Klaus hinzu und erst jetzt fällt mir ein, dass Sally auch einem Clan zugehörig ist. Da ich im Moment jedoch nicht gerade gut mit meinen Freunden stehe, weiß ich nicht mal, ob sie noch helfen werden. Der Ball wird die perfekte Gelegenheit, um ihre Loyalität mir gegenüber zu erkunden. 

"Wie geht es eigentlich Izzi?" frage ich. Klaus zuckt nur mit den Schultern. "Etwas geschockt zu erfahren, dass ihr nur Halbschwestern seid, doch ansonsten geht es ihr gut. Sie schläft. Für sie war das Ritual schließlich auch sehr anstrengend." Ich nicke beruhigt. Wie konnte ich nur meine eigene Schwester vergessen. Doch durch die ganze Aufregung ist sie einfach in den Hintergrund gerückt. 

Schließlich entscheide ich mich dafür, endlich mal wieder meine Heimat aufzusuchen. "Ich würde gerne zu mir nach Hause gehen. Ich kann zu Fuß gehen, würde aber gerne euer Auto nehmen wenn es geht." Klaus verabschiedet sich und Kol dreht sich zu mir. "Ich fahre dich!" sagt er und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Auto. Wir reden nicht viel miteinander. Das kurze Nickerchen im Garten hat nicht viel an meiner Erschöpfung geändert, doch ich muss einfach, wenn auch nur für einen Moment, mein Heim wieder sehen. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt