Kapitel 36

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ELISA 

Kol sackt in sich zusammen und lässt mich abrupt fallen. Ich knalle auf die alten Holzdielen, die unter meinem Gewicht ächzen. "Wer seid ihr und was wollt ihr von mir?" zischt Izzi, meine scheinbar große Schwester. Ich springe sofort auf und schaue verwirrt auf Kol. 

"Was hast du mit ihm gemacht?" frage ich und schaue sie wütend an. Ihr Blick sieht genauso wütend aus, wobei sie mich nicht fokussiert, sondern leicht hinter mich schaut. "Ich habe meine Frage zuerst gestellt. Und ich frage nicht nochmal. Sag mir was ihr von mir wollt?" 

Sie fängt beinahe an zu schreien. "Wir wollen gar nichts von dir. Mach das er wieder aufwacht und wir verschwinden!" Sie schüttelt verärgert den Kopf, dreht sich um und läuft in Richtung Theke. "Ich kann ihn nicht aufwecken. Er wird von selbst aufwachen. In zwei oder drei Stunden." Aber ich weiß wer er ist, also werde ich sofort den Clan rufen, damit sie ihn aus dem Weg räumen können." 

Bevor sie die Worte zu Ende gesprochen hat, schreie ich panisch: "Nein. Das darfst du nicht!" Izzi scheint dadurch aber unbeeindruckt, macht sich ihre Haare zu einem Zopf zusammen und fühlt den Tisch nach verschiedenen Kräutern ab. "Versuch mich daran zuhindern, Kleine und du wirst mich erleben. Ich bin vielleicht klein und noch dazu blind, trotzdem bin ich eine starke Hexe." 

Verzweifelt ringe ich nach einer Antwort. ich will ihr nicht sagen, dass ich ihre Schwester bin. Ich will wieder von hier verschwinden und vergessen, dass es sie überhaupt gibt. Vergessen, dass sie ihr Augenlicht für mich gegeben hat. "Bitte rufe nicht deinen Clan. Sie werden mich umbringen." 

Flüstere ich in der leisen Hoffnung, dass sie ohne Fragen zustellen einlenkt. Ihre Augen schauen in einem verwirrten Anblick von den Kräutern auf und ihre Brauen sind zu einem tiefen Runzeln zusammen gezogen. "Was meinst du damit, dass sie dich umbringen werden?" auch ihre Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern und ich kann spüren, dass sie weiß wo von ich rede. 

"Nichts meinte ich damit. Ich will nur.. Ich meinte.... Sie werden mich sicherlich umbringen, wenn sie wissen, dass ich mit einem Urvampir unterwegs bin." Sie glaubt mir nicht. Das kann ich sehen. Spüren. Ihre Augen sind immer noch verwirrt auf mich gerichtet. 

Dann kommt sie langsam auf mich zu. Ich traue mich nicht, einen einzigen Schritt zu machen. Ich kann meinen Atem kaum regulieren und als sie genau vor mir steht, versagt mein Atem komplett. Ihre bleichen Augen sind gefüllt mit Tränen, Trauer und Ungläubigkeit. 

Langsam hebt sie ihre Hand und führt sie zu meiner Wange. Ihre Berührung ist kalt und doch wohlig schön. Sie ist weich und zögerlich und ihre Hand ist wirklich klein für eine erwachsene Frau. "Elisa?" flüstert sie. Ein Wort, gefüllt mit so vielen Gefühlen. Gefühle, die sie wahrscheinlich die gesamte Zeit spüren musste und keine Chance hatte sie irgendwem zu offenbaren. 

Sie hat für mich womöglich alles geopfert und zum jetzigen Zeitpunkt, kommt mir der Gedanke abzuhauen und nie wieder mit ihr reden zu wollen unglaublich egoistisch vor. Also tue ich das einzige, was mir in dem Moment einfällt. Ich umgreife ihre Hand, die an meiner Wange liegt und murmle den Tränen nahe: "Ja. Ich bins. Ich bin deine Schwester." 

Sofort lockern sich ihre angespannten Gesichtszüge und sie stürzt auf mich. Ihre Arme schlingen sich feste um meinen Körper und ihr Kopf drückt sich an meine Schulter. Obwohl sie die Ältere ist, ist sie viel kleiner als ich und ich muss mich anstrengen in der gebückten Haltung zu stehen damit sie mich umarmen kann. 

Nach kurzem Zögern schlinge ich auch meine Arme um ihren schlanken Körper und fange an zu schluchzen. All die Dinge, die ich über die letzten Tage erfahren habe und mich zu einem völlig anderen Menschen gemacht haben prasseln auf mich ein. Sie ist meine Familie. Meine richtige Familie. Eine große Schwester, die mir das Leben  gerettet hat und damit ihres zerstört hat. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt