Kapitel 32

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KOL

Wir sitzen schon eine Weile in dem Auto und Elisa hat kein Wort von sich gegeben. Sie sitzt nur da und starrt auf die Strecke, die noch vor uns liegt. Die Entschlossenheit, die ich kurz nach der Offenbarung ihrer Vergangenheit in ihren Augen gesehen habe ist verflogen. Sie wurde ersetzt von einem Blick, der weit weg ist. Weit weg von mir, weit weg von diesem Auto. Weit weg von diesem Moment. 

Ohne überhaupt darüber nachdenken zu müssen, weiß ich wo sie ist. Bei ihrer Mutter und ihrem Vater. Bei ihrem Bruder und außerdem bei den Waterhouses. Als sie an diesem Abend mit Ronny und dem Film über ihre Familie geredet hat, konnte ich so viel Trauer in ihren Augen finden. Und doch auch so viel Liebe. Sie liebt ihren Vater, obwohl er ein gemeiner Trinker ist und ihre Mutter obwohl sie schon so lange Tod ist. 

Doch am meisten liebt sie ihren Bruder. Jetzt muss sie erkennen, dass sie nicht vom gleichen Blut sind. Das muss schrecklich für sie sein und ich habe ihr das angetan. Aber das interessiert mich nicht. Es interessiert mich nicht. Sowas hat mich noch nie interessiert. Ich bin Kol Mikaelson verdammt noch mal! So etwas wie Mitleid ist mir fremd. Ich brauche sie nur für meine Zwecke ansonsten nichts. 

ELISA

Ich schaue mich in dem Auto von Kol um. Es sieht sehr gepflegt aus und hat immer noch einen leichten Hauch von dem typischen Neuwagengeruch an sich. Wenn man nach draußen schaut, erkennt man, dass man etwas höher sitzt, als bei anderen Autos. Die Sitze aus Leder lassen das Auto teuer und ein Stück weit elegant wirken, während mir der Mercedes Stern, der auf dem Lenkrad thront, sofort ins Gesicht zu springen scheint. 

Ich lasse meinen Blick zu Kol wandern, der mit beiden Händen feste das Lenkrad umgreift und mit dunkler Mine auf die Straße blickt. Er scheint völlig in Gedanken versunken zu sein. Meine Augen inspizieren weiter das Innere des Wagens und plötzlich fällt mir etwas in der Mittelkonsole auf. 

Dort liegt verlassen, in einer leichten Einkerbung versteckt, der Dolch. "Ist das dein Ernst?" frage ich den Urvampir ungläubig, der mir nur einen fragenden Blick zuwirft. Ohne nachzudenken greife ich nach der Waffe und halte sie vor mich. "Du lässt den einfach so darum liegen?" Er schaut sich den Dolch einen Moment an, bevor er sich wieder aufs Fahren konzentriert und mit den Schultern zuckt. 

"Da ist eh keine Weißeichenasche drauf, also bringt er dir nichts." Sein typischen Grinsen liegt auf seinen Lippen als er sagt: "und sein wir mal ehrlich, Darling. Im Moment willst du ihn doch gar nicht benutzen." Alles an ihm strahlt Sicherheit aus und ich begreife, dass er tatsächlich davon überzeugt ist, dass auch wenn ich die Chance hätte, ich ihn trotzdem nicht erdolchen würde. 

"Stimmt", gebe ich nach einer kurzen Pause zu, "Ich würde ihn im Moment eher ungern benutzen, weil ich nämlich sonst bei einem Autounfall verunglücken würde." Er rollt nur die Augen, als Zeichen, dass er mir nicht glaubt. Doch ich weiß es besser als auf seine Provokation einzugehen. Ich schüttle also nur den Kopf und bleibe still. 

"Also. Was wirst du jetzt tun mit deinen neuen Erkenntnissen?" fragt Kol und grinst dabei vor sich hin. Mit meinen neuen Erkenntnissen. Wie witzig das klingt. Ich zucke die Schultern. "Mein erstes Ziel für die nächsten Wochen wird sein, mein Bewusstsein nicht zu verlieren. Danach sehe ich weiter" sage ich bestimmt und meine es vollkommen ernst. 

Kol wirft mir einen verwirrten Blick zu. "Na ja Kol, wenn man mal darüber nachdenkt, habe ich die letzten Monate öfter mein Bewusstsein verloren als in meinem ganzen Leben." Verständnis erleuchtet sein Gesicht und er strahlt mich an. "Also wenn man es aus deiner Sicht sieht macht das schon Sinn." 

"Aber jetzt mal ehrlich. Ich meinte eher das mit deiner Familie und dem Fluch und so." Ich schaue ihn leicht genervt an. Er zuckt jedoch nur mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich will die Familie aus der ich komme ehrlich gesagt nicht kennenlernen. Nach deiner Erzählung sind sie ja auch nicht gerade zufrieden damit, dass ich existiere. Und eigentlich will ich einfach nur normal sein." 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt