Kapitel 52

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ELISA

Mit den Händen und Füßen an den Seiten gefesselt liege ich auf einem Altar. Ein akkurater Halbmond erleuchtet den Friedhof, und lässt mich die letzten Momente erkennbar genießen. Um mich herum stehen circa zehn durchgeknallte Psychopathen, halten sich an den Händen und murmeln unverständliche Wörter. 

Unter diesen Psychopathen ist auch meine Mutter. Sie steht direkt neben einer alten Dame, die circa zwei Meter hinter meinem Kopf steht. Diese hält einen Dolch in der Hand. Einen Dolch der mir bekannt vor kommt. Es ist nämlich genau der Dolch, an den Klaus seit Wochen versucht heranzukommen. Und jetzt ist er hier genau vor meiner Nase, bereit mir die Kehle aufzuschlitzen. 

"O maiores vobis hic animus pravus legamus. Libenter exilium mittere sanguinem. Amor vult esse pravae libertatis afferunt eriperet nos!" 

Das sind die Worte, die die gesamte Gruppe von Waterhouse-Hexen schon seit Ewigkeiten sprechen, doch nichts verändert sich. Nach dem was ich herausgehört habe, brauch man für das Ritual normal mehr als fünfzig Hexen, weshalb es mit zehn Hexen wohl länger dauert. Die Oberhexe des Clans hat sich wohl auch nicht hier her bemüht. Was den Prozess noch einmal extrem verlangsamt. 

Das verschafft mir wenigstens noch ein bisschen Zeit, doch abgesehen davon, dass die Gruppe Verrückter nicht in die Pötte kommen, ist meine Lage mehr als aussichtslos. Meine Fesseln an Füßen und Armen sind undurchdringlich, jedes Mal wenn ich versuche sie zu lösen, schnüren sie sich nur noch fester zu und die wütenden Rufe meinerseits werden vollkommen ignoriert. Alles in allem sieht es eher bescheiden aus. 

"O maiores vobis hic animus pravus legamus. Lebenter exilium mittere sanguinem. Amor vult esse pravae libertatis afferunt eriperet nos!" 

Eine weitere Runde des Satzes, die mich näher an den Tod bringt. Umso länger sie die Sätze sagen, umso lauter werden sie. Selbst ich kann jetzt eine mächtige Veränderung in der Umgebung spüren, als würden sich mehr und mehr Leute um die kleine Gruppe scharren, nur um Zeuge meines Todes zu werden. 

Ich schaue mich verzweifelt um. Wonach weiß ich nicht. Vielleicht nach irgendetwas, womit ich meine Fesseln lösen kann. Oder eine Person, die nicht völlig den Verstand verloren hat. 

Doch sein wir mal ehrlich. Hier, mitten in der Nacht auf einem alten Friedhof, wird keine Menschenseele zu finden sein. Niemand wird kommen um mir zu helfen. Ich werde alleine und einsam in einer Gruppe von Feinden sterben. 

IN FRANKREICH. 

In dem Land, in das ich schon immer mal hin wollte. Wo ich einfach mal genießen wollte. Die Sorgen des Alltags vergessen und mit Kellnern in schlechtem Französisch flirten. Auf Partys zu viel Alkohol trinken und einfach mal unvernünftig sein. Den Eifelturm erklimmen und den Louvre erforschen. Doch natürlich endet mein erster Aufenthalt in Frankreich nicht, wie ich ihn mir ausgemalt habe. Stattdessen endet er auf einem Friedhof an einer kühlen Nacht, mit einem nichtmals schönen Nachthimmel. 

Ein dramatisches Ende für ein tragisches Leben wie meines. Man könnte es sich nicht besser ausdenken. Womit habe ich das nur verdient? 

Langsam ebben die Stimmen ab. Aus zehn werden neun, aus neun werden acht. 

Schließlich verstummt auch die letzte Stimme. Einen Moment lang ist es ganz still. Als würde eine Schweigeminute abgehalten werden. Ich schließe die Augen. Alles was ich jetzt noch tun kann ist aufgeben. Das letzte, was mir jetzt noch übrig bleibt, sind warme Gedanken für die letzten kalten Minuten. 

Sofort kommt mir ein Lächeln in den Sinn. Ein Lächeln, dass mich mein halbes Leben begleitet hat und mich immer aufmuntern konnte wenn es mir nicht gut ging. Ronnys Lächeln. Mit ihm hatte ich die schönste Zeit. Egal was wir gemacht haben, es war immer unglaublich schön. Ronny war der beste Bruder, den ich mir hätte wünschen können und das wird auch für immer so bleiben. Ich wünsche mir nur, dass ich ihn selbst beschützen könnte.  

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt