Kapitel 65

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ELISA

Kol und ich haben den Rest der Woche zusammen verbracht. Wir haben verschiedene Sprüche geübt, zusammen gekocht und waren die ganze Woche unzertrennlich. Vienna, Bekah und Izzi haben uns oft Gesellschaft geleistet, Klaus hat sich nur selten blicken lassen und Elijah habe ich nicht mehr seit dem Tag des Rituals gesehen. 

Doch Kol ließ mich nie alleine. Deshalb war ich auch so verwundert, als er mir das Ballkleid gezeigt hatte, was er mir schenken wollte. Sofort bin ich in mein Zimmer gelaufen und habe es angezogen. Es passte perfekt. 

Und jetzt, wie ich hier vor meinem Spiegel stehe, nur wenige Momente bis der Ball beginnt, kann ich nur wieder staunen. Der weiße Stoff mit grauer Spitze umrahmt meinen Oberkörper und zieht sich bis zu meinem Hals hoch. Rote Akzente, wie blutige Adern, schlängeln sich durch das Weiß. Meine Arme bleiben frei und werden nur durch Netzhandschuhe aus leichtem Schwarzen Stoff, besetzt mit funkelnden schwarzen Steinchen, bis zum Ellenbogen bedeckt. 

Ab meiner Taille wird das Kleid leichter und luftiger, der Stoff wird durch ein Bordeauxrot  dunkler, bis er ab meinen Knien in einem Schwarz endet. Die dunkelrote Farbe verteilt sich wie Risse in dem Kleid und verbindet das Helle mit dem Dunklen in einem flüssigen Übergang. Obwohl der kleine Teil des weißen Stoffes Helligkeit und Reinheit ausstrahlt, wirken die restlichen Farben verderbend und düster. Insgesamt lässt mein Aufzug keine Verbindung mit Reinheit und Unschuld zu, sondern lässt mich selbst stark und in Kontrolle wirken. Dadurch, dass der Stoff erst so hoch an meinem Hals endet erhebt sich mein Kinn automatisch und meine gesamte Haltung wird geradliniger. Meine Haare hat Bekah zu einer geflochtenen Hochsteckfrisur zusammengemacht und mein Make Up ergänzt die Farben des Kleides. Rote Lippen und dunkle Augen. 

Mein Mondsteinring ruht an meinem linken Ringfinger und passt sich dem Outfit mit Leichtigkeit an. Die Ohrringe, die im selben Design wie der Mondsteinring ist, helfen dabei. Die Highheels sind die passenden Schuhe zu den Handschuhen und lassen mich ein paar Zentimeter höher wirken. 

Ich gehe einen Schritt auf mein eigenen Spiegelbild zu. Mein Kinn hebe ich leicht an und mustere mich noch einmal selbstsicher. Irgendwas hat sich in mir verändert. Es ist unmöglich zu sehen und doch zu offensichtlich um es nicht zu erkennen. Meine Kräfte haben mir eine Stärke gegeben, die mir den Luxus von Macht und Selbstsicherheit gebracht haben. 

Meine Augen werden langsam gelb und meine Zähne prominenter. Mein Gesicht nimmt biestige Züge an und während ich sie im Spiegel verinnerliche fahren meine Lippen langsam nach oben. Genau dieser Moment zeigt mir was ich die ganze Zeit gehofft habe. Den Fluch zu brechen war die richtige Entscheidung. Denn das Gesicht, was mich im Spiegel mustert verspricht das was ich mir so tief wünsche. 

Rache und Zerstörung.   

Mit einem letzten tiefen Atemzug gehe ich aus dem Zimmer und laufe zur Treppe. Kol steht bereits oben und als ich ihm näher komme, hält er mir seinen Arm hin. Er ist in einem einfachen Anzug gekleidet und sieht so elegant aus, wie auf dem ersten Ball, den wir zusammen verbracht haben. Ich schaue die Treppe hinunter und sehe, dass schon viele Gäste gekommen sind. Es sind viele bekannte Gesichter und auch meine besten Freunde sind gekommen. Sally, Steven, Amber, Thomman, Andi und auch Clair stehen zusammen in einem Kreis und reden mit ernstem Ausdruck miteinander. 

Kol und ich gehen die Treppe zusammen hinunter und obwohl wir nicht viel Aufriss um unser Ankommen machen, drehen sich viele Blicke zu uns. Früher wäre mir so viel Aufmerksamkeit unangenehm gewesen, doch jetzt stehe ich stolz vor all diesen Personen mit einem neutralen Gesichtsausdruck und keinerlei negativen oder positiven Gefühlen. Es interessiert mich schlichtweg nicht, was all diese Leute von mir denken. 

"Du siehst umwerfend aus, liebste Elisa." Klaus kommt zu uns und neigt mir mit seinem Kompliment seinen Kopf entgegen. Ich erwidere die Verneigung und grinse ihn breit an. Ich weiß nicht, ob ich mich an die Gepflogenheiten der Mikaelsons je gewöhnen werde, doch dass ich eine Abneigung gegen diese vornehme und altmodische Art habe, kann ich nicht sagen. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt