Kapitel 37

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ELISA

Drei Tage sind bereits vergangen, seit dem ich meine Schwester kennengelernt habe. Sie ist unglaublich. Sie ist lustig, stark und liebevoll. Wir kannten uns eigentlich gar nicht, doch sie hat mich in ihre Arme geschossen, als wäre ich ihre beste Freundin. 

Ich sitze gemütlich im Garten auf einem Sonnenstuhl, habe meine Arme auf die Lehne gelegt und lasse meinen Körper in der Sonne brutzeln. Meinen schwarzen Bikini habe ich schon viel zu lange in meiner Kommode vergammeln lassen, er muss mal wieder an die frische Luft. 

Meine Gedanken schweben durch die Lüfte und lassen mich zufrieden, meine Muskeln sind entspannter denn je. Kol hat mich seit dem Trip in Ruhe gelassen und meinen Freunden habe ich erklärt, dass sie mich ab jetzt aus dem Kampf gegen die Mikaelsons raus halten sollen. Ich bin einfach neutral. Ich selbst habe mir den Namen "Mystic Schweiz" gegeben. Und es passt perfekt. 

Ich muss mich nicht mehr vor irgendeinem Hinterhältigen Angriff von Kol fürchten, konnte schon die letzten drei Nächte ruhig schlafen und kann mich ganz auf mein Studium, meinen Bruder und das Conny's konzentrieren. Alles ist wieder beim Alten und nichts kann mich mehr aus der Bahn werfen.

"Hallo, Liebes." höre ich eine mir nicht bekannte Stimme sagen. Mein Lächeln verschwindet von meinem Gesicht und ich öffne genervt die Augen. Ich drehe meinen Kopf leicht nach links, ohne meine Sonnenbrille abzulegen. Vor mir steht ein gut aussehender Mann mit vollen Lippen und grünen, gefährlichen Augen. Ein zauberhaftes Grinsen ruht auf seinen Gesicht und ich erkenne den Bruder von Bakah. Niklaus Mikaelson. 

Er steht dort wie ein König in seinem Reich. Als würde ihm die Welt gehören. Seine Jeans und das graue T-Shirt was er trägt sehen an ihm, obwohl dies in die Kategorie Alltagsklamotten einzuordnen wäre, immer noch elegant aus. Seine Hände hat er lässig in die Hosentaschen gesteckt und er schaut mich selbstbewusst an. 

"Ich heiße Elisa." fauche ich, bewege mich aber keinen einzigen Zentimeter von meinem Stuhl weg. Ich sollte Angst haben. Niklaus soll der mächtigste der vier Urvampire sein, weil er ein Hybrid ist. Also halb Vampir, halb Werwolf. Doch ich habe genug Zeit damit verbracht mich vor den Mikaelsons zu fürchten. Ich habe einfach keine Lust mehr, Angst in meinem Gefühlsrepertoire zu haben. 

"Mein Name ist Klaus. Freut mich dich kennenzulernen."  Er verbeugt sich leicht und grinst mich der Weilen weiter an. Unglaublich, wie ähnlich sich die beiden Brüder doch sind. Nicht vom Aussehen her, obwohl sie zugegebener Maßen beide keine schlechten Gene erwischt haben. Aber eher vom Charakter her. Von der Art wie sie reden. Wie sie sich bewegen. Vielleicht lag es daran, dass sie tatsächlich aus einem anderen Zeitalter stammen. 

"Möchtest du mir die Nachricht von Kol überbringen, dass ich die Stadt verlassen soll?" frage ich. Ich wusste, dass dieser Tag kommen wird, doch ich hatte eigentlich gehofft etwas länger Zeit in meinem Kindheitsort verbringen zu können. 

"Nein. Ich möchte nur die Hexe kennenlernen, die meinen Geschwistern den Kopf verdreht hat." erklärt er und setzt sich ohne zu fragen auf den Liegestuhl neben mir. "Vielleicht will ich dich nicht kennenlernen." schlage ich vor, mit einem nicht so versteckten Hinweis, dass er nicht erwünsch ist. "Wer hat gesagt, dass ich dir eine Wahl lasse." antwortet Klaus, mit einem nicht so verstecken Hinweis, dass ich aufpassen sollte, was ich sage. 

Ich halte meine Klappe und warte auf die nächsten Worte von Klaus. Doch er sitzt nur auf diesem Stuhl und starrt mich an. "Also.... Was willst du von mir?" frage ich gerade heraus, weil mir sein Starren allmählich unbehaglich wird. "Wie gesagt, ich will dich kennenlernen. Erzähl etwas von dir." befielt er in einem Ton, der keine Widerworte duldet. 

"Von mir gibt es nicht wirklich viel zu erzählen, Klaus." Eine Augenbraue von Klaus schnellt in die Höhe und er starrt mich amüsiert an. "Von dir gibt es also nicht viel zu erzählen, Waterhouse Syphoner?" 

"Kol hat dir davon erzählt?" empöre ich mich. Wieso hat Kol das getan? Es ist nicht sein Recht, anderen meine Geschichte zu offenbaren. "Er ist mein Bruder, Liebes." "Oh, seid ihr also die Art von Bruder, die sich nichts verheimlichen?! Denn von den Erzählungen die ich gehört habe, erschließt sich eigentlich das Gegenteil." Klaus nickt. "Es stimmt schon, ich und meine Brüder haben nicht das beste Verhältnis, doch es ist nicht so, dass wenn wir uns begegnen uns gleich gegenseitig die Augen auskratzen." 

"Kol hat mir auch etwas über dich erzählt." kontere ich und ich kann sehen, wie sich das Lächeln auf Klaus Lippen vergrößert. "Oh. Da bin ich ja gespannt." "Er hat mir erzählt, dass du auf Blondinen stehst." Ich hatte eigentlich vor etwas anderes zu offenbaren, doch ich habe mich nicht getraut gleich die harten Info's auszupacken. "Wohl war" bestätigt er meine Aussage und ich muss grinsen. 

"Zu Schade. Ich kenne da eine echt super heiße Blondine, aber ich glaube die hasst dich und außerdem hat sie einen Freund." erkläre ich ironisch und Klaus lächelt mich nur weiter an. Seine Augen fixieren mich und scheinen jede Bewegung zu analysieren. Auf einmal wird sein Blick wieder ernst, genauso wie seine Stimme als er sagt: "Weißt du, du und ich. Wir sind gar nicht so verschieden. Beide Missgeburten in den Augen unserer Familien und ausgestoßen und auf den Tod gejagt." 

Ich kann kaum glauben was ich da höre. Ich und er sollen gleich sein. Er ist ein Monster, dass nur nach Macht giert und jeder, der sich ihm in den Weg stellt ist zum Tode verdammt. So habe ich es in Erzählungen von meinen Freunden und auch von Kol gehört. 

"Wir gleichen uns nicht. Meine blutsverwandte Familie hasst mich vielleicht aus irgendeinem Grund, aber meine wirkliche Familie, mein Vater, meine Mutter, meine Freunde und mein Bruder lieben mich. Und außerdem werde ich von dem Waterhouse-Clan nicht gejagt." gebe ich zurück, doch die Antwort scheint ihn nur zu amüsieren. 

"Und doch ist eine Familie mit deinen Genen doch was anderes als die, die dich aus Mitleid aufgenommen haben. Oh und glaub mir Liebes, wenn sie erstmal herausbekommen, wer dort unten in der Mammouth Cave war, dann werden sie dich jagen. Bis der letzte Tropfen deines Blutes aufgehört hat zu fließen." widerlegt Klaus meine Aussage. 

Im Grunde hat er ja Recht. Ich habe mich die letzten drei Tage dabei erwischt immer wieder über meine leibliche Mutter nachzudenken. Außerdem habe ich mir immer wieder überlegt, wie es wohl gewesen wäre, bei dem Waterhouse-Clan aufgewachsen zu sein. Mir fällt kein weiterer Konter ein, außer ein Tabuthema, welches ich nicht ansprechen sollte: 

"Ich würde niemals meine eigene Mutter töten." spreche ich es dann doch aus. Ich weiß nicht, ob ich damit eine Grenze überschreite oder ob er mich dafür umbringen wird. Doch das ist die einzige Sache, die in meinem Kopf schwebt. Denn das ist die schrecklichste Geschichte, die ich über ihn gehört habe. 

Einen Moment ist er still und ich habe etwas Angst ihm in die Augen zu schauen. Doch dann nimmt er mein Kinn in seine Hand und drückt es leicht nach oben. Seine Augen sind nicht weit von meinen entfernt und ich kann die einzelnen brauen Sprinkler in seinen grünen Augen sehen. "Ist das so, Elisa? Glaubst du wirklich das du sie nicht töten könntest? Was ist, wenn du deine Kraft als Syphoner erhältst, wenn sie stirbt? Die, die dich kampflos dem Tode überlassen wollte, nur weil du anders bist?" 

Darauf habe ich keine Antwort. Ich bin von meiner Pflegemutter ausgegangen. Von der Frau, die sich um mich gekümmert hat und mich liebte und schätzte. Aber meine leibliche Mutter? Sie hatte mich, wie Klaus es gesagt hatte, dem Tod überlassen und dazu zugelassen, dass meine Schwester, ihre andere Tochter, ihr Augenlicht verliert. Sie hat sich keine Mühe gegeben mich zu retten und auch nicht Izzi, die ihre Mutter damals um Hilfe angefleht hatte. Das hatte sie mir erzählt.

"Du bist mutig. Das gefällt mir." erklärt Klaus plötzlich und steht wieder auf. "Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen, Liebes." Er zwinkert mir zu und ist dann mit einem schnellen Windzug wieder verschwunden. Ich schaue ihm ein paar Sekunden verdattert hinterher. Das war wohl das kürzeste Kennenlernen, was ich je erlebt habe.

 Seufzend lege ich mich zurück in die Liege und starre in den Himmel. Dahin ist die Ruhe, die ich vor ein paar Minuten noch genossen habe. Ersetzt wurde sie durch die Frage, die Klaus nicht aussprechen musste, um sie mir zu stellen. Sind Klaus und ich uns tatsächlich ähnlich?

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt