Ein blöder Arsch / Kapitel 30

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Auch wenn es gegen die Regeln verstieß, schlich ich mich heimlich aus dem Schloss, an den Dementoren vorbei, an Freds Lieblingsplatz, wo ich ihn vermutete. Ein kleine Stimme in meinem Kopf hielt mir eine Moralpredigt, da ich Dumbledores Warnungen schon nach kurzer Zeit missachtet hatte. Einen Moment lang überlegte ich umzukehren, schüttelte jedoch entschieden mit dem Kopf und ging zielstrebig weiter. "Immerhin bin ich unterwegs im Auftrag der Freundschaft.", murmelte ich zu mir selbst. Leise schlich ich weiter durch die aufkommende Dunkelheit und fand meinen besten Freund tatsächlich am See. Er saß nachdenklich auf einem Stein und warf ab und zu einen Stein ins Wasser. Ich beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. Das Gesicht des Rothaarigen zeigte nicht die typischen Weasleyzüge, seine Mundwinkel waren nach unten gezogen, aus den Augen war das sonst so helle Funkeln erloschen. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Ich fühlte mich ihm gegenüber schuldig. Hatte ich ihm tatsächlich das Gefühl gegeben, dass Cedric ihn ersetzen könnte? Wie blöd war ich eigentlich? Ich bin eine schlechte Freundin...Plötzlich überkam mich ein Fluchtreflex. Ich wollte weg. Ich hasste es mich nach einem Streit zu entschuldigen. Reflexartig machte ich einen Schritt nach hinten und trat leider Gottes auf einen Ast, der sich knackend entzweite. Ich erschrak leise und hielt den Atem an. Freds Kopf fuhr herum. "Lou.", hauchte er, stand auf und kam auf mich zu. Am liebsten hätte ich mich einfach umgedreht und wäre fortgerannt, doch ich war wie festgefroren. "Komm her.", sagte er sanft und streckte mir die Hand hin. Ich griff nach seiner Hand und ließ mich zu ihm auf den Stein ziehen. Stumm blickte ich auf das ruhige Wasser. "Ich will nicht streiten.", flüsterte ich nach ein paar Minuten des Schweigens. Fred strich sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken. Ich ließ es zu. "Ich auch nicht. Ich bin ein blöder Arsch." Seine treuen, braunen Welpenaugen sahen schuldbewusst in meine stürmischen eisblauen. "Das stimmt.", sagte ich nur, musste aber lachen. "Frauen mögen Arschlöcher aber leider.", schob ich hinterher. Aus seiner Kehle drang ein tiefes leises Lachen. "Da hab ich ja Glück gehabt." Ich kuschelte mich fröstelnd an seine Brust. "Wie bist du überhaupt hierher gekommen?", murmelte ich in sein T-Shirt. "Geheimgang.", antwortete er knapp und strich mir durchs Haar. Ich brummte als Antwort. "Es tut mir leid, was ich heute im Zug gesagt habe. Du bist alt genug um deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und wenn du Cedric magst, dann muss ich das akzeptieren." Ich hielt den Atem an. Es musste ihm sehr schwer gefallen sein das zu sagen. "Und mir tut es leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, dass er dich ersetzen könnte. Niemand kann dich je ersetzen Fred." Er lächelte in die Dunkelheit und ich spürte wie sein Herz einen Tick schneller schlug. Er schlang beide Arme um mich. "Es ist schön das von dir zu hören.", murmelte er in meine Haare. "Ich verspreche dir mich Cedric gegenüber zu bessern."
"Ich werde dich nicht zwingen ihn zu mögen." Er lachte wieder. "Das würde ich dir auch raten Kleines." "Kleines?! Na warte!" Mit einem Ruck hatte ich mich aufgesetzt und fing an ihn hemmungslos zu kitzeln. "Gnade!!! HAHAHAHA", winselte er und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Ich beugte mich an sein Ohr und flüsterte: „Wer ist jetzt hier klein? Hab ich gewonnen?" Fred wand sich unter meinem Griff und presste zwischen zusammengepressten Zähnen hervor:"HAHAHAHA du hast gewonnen!" Ich grinste siegessicher. "Jetzt.... laHAHAHsss mich los.", japste er. "Na gut. Ich will mal nicht so sein." Immer noch grinsend schwang ich mich von ihm runter und setzte mich wieder neben ihn als wäre nichts gewesen. "Du bist echt bescheuert." Der Weasley war noch ganz außer Atem. "Touché. Und jetztt lass uns von her verschwinden bevor wir uns von den Dementoren noch einen Kuss einfangen." "Wie immer hast du Recht." "Ach auf einmal?" Fred rollte mit den Augen. Ich folgte dem Rothaarigen zum Geheimgang. Ein Baum im verbotenen Wald. "Na super Freddie und wo ist jetzt der Gang?" "Abwarten.", brummte er und zog an einem Ast. Staunend beobachtete ich wie der Baum sich von innen heraus öffnete und eine Treppe zum Vorschein kam. "Hammer.", sagte ich und Fred schaute so stolz als hätte er den Geheimgang persönlich gebaut. Er stieg voran und reichte mir seine Hand damit ich hineinklettern konnte. Ein plötzliches lautes Knacken hinter mir ließ mich herumfahren. Das Geräusch kam definitiv aus dem Verbotenen Wald. Etwas bewegte sich dort auf uns zu. Ich verengte die Augen zu schlitzen und starrte angestrengt in die Dunkelheit. Es knackte nochmal. Auch Fred spitzte die Ohren, griff nach meiner Hand und stellte sich schützend vor mich. Er machte einen Schritt in den Dunklen Wald. "Fred komm zurück!", wisperte ich heiser. Ich hatte eine Vermutung und ein ungutes Gefühl. Er schaute noch einmal angestrengt in die dunkle Nacht, dann ließ er sich von mir in den Gang ziehen und verschloss die Tür wieder sorgfältig von innen. "Was auch immer das war. Wir müssen das nächste Mal vorsichtiger sein." Meinem besten Freund standen die kupferroten Haare zu Berge und eine Gänsehaut umspielte seine Arme. Ich nickte. Doch im Gegensatz zu Fred hatte ich eine gewisse Vorahnung wer oder was sich da im herumtrieb. Doch ich schob den Gedanken beiseite und machte mich mit Fred auf nach Hogwarts. Zu meinem großen Erstaunen kamen wir in der Bibliothek raus. Fred half mir aus dem Portrait heraus und schob es wieder sorgfältig vor den Eingang. "Kannst du mir mal erklären wie du zu einem Geheimgang in der Bibliothek kommst? Du musst doch maximal einmal im Jahr hier!", kicherte ich hinter vorgehaltener Hand. "Das bleibt mein Geheimnis.", antwortete der Weasley grinsend. "Ich bin nicht so dumm wie du denkst." "Diesen Satz hab ich schon mal irgendwo gehört.", murmelte ich und musste an die Begegnung mit Snape auf dem Astronomieturm denken. "Komm schon, wir müssen hier raus.", flüsterte Fred. Nahm mich erneut bei der Hand und flüchtete mit mir hinter zahlreichen Bücherregalen aus der Bibliothek. Madame Pince bemerkte uns nicht mal. "Weißt du man sich über sie erzählt?" Der Rothaarige setzte eine gruselige Mine auf. "Nein, aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen!", gab ich unbeeindruckt zurück. Wenn er dachte er könnte mich erschrecken, hatte er sich getäuscht. "Man munkelt, dass sie die Mutter von der Zaubertrankfledermaus höchstpersönlich ist." Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben. "Aber müsste sie dann nicht viel älter sein? Ich meine wenn Snape und mein Dad ungefähr ein Alter waren, dann müsste doch mindestens doppelt so alt sein wie Snape." "Angeblich soll sie von Dumbledore persönlich mit Verjüngerungstränken versorgt werden." "Das macht doch aber überhaupt keinen Sinn. Wieso sollte Snape sie unbedingt hier haben wollen?", sagte ich mehr zu mir selbst als zu Fred und warf im Gehen einen Blick auf die immer freundlich und schüchtern aussehende Irma Pince. "Hogwarts und seine Bewohner bürgen so einige Geheimnisse...",schmunzelte Fred und zwinkerte mir zu.
Schnell setzten wir unseren Weg zum Gemeinschaftsraum fort. Keiner von uns verspürte Lust von Filch in den Gängen erwischt zu werden.
Am Gryffindorturm angekommen lief Hermine mir schon freudig entgegen. "Lou, da bist du ja endlich. Dein Vater will dich sehen."

Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt