Eine Nacht zu dritt / Kapitel 7

4.5K 165 22
                                    

"Nun spuck's schon aus." Fred stupste gegen mein Knie und schaute mich erwartend an. Ich seufzte und strich mir über meine noch wässrigen Augen. Der andere Zwilling strich mir beruhigend über den Arm.
In Gedanken ging ich noch einmal die letzten Stunden durch, bis ich anfing zu erzählen. "Ihr wisst doch, dass ich bei McGonnagall nachsitzen musste?" Beide nickten und schmunzelten leicht, was mich ebenfalls zum Lachen brachte. "Jedenfalls musste ich, wer hätte es gedacht, Kessel schrubben und Zutaten einsortieren, aber nicht allein. Cedric Diggory war auch da..." "Cedric?" Fred zog seine Augenbrauen zusammen. "Er sagte ihr kennt euch.", schob ich hinterher. " "Ja, kennen. Nicht mehr als das. Ist auch besser so.", brummte der Rothaarige erneut, hörte jedoch weiter gespannt zu. Was bitte hatte Fred für ein Problem mit Cedric?
Ich tauschte einen fragenden Blick mit George und fuhr dann fort. "Naja und dann haben wir uns wirklich nett unterhalten und alles war gut....bis er mich nach meinen Eltern gefragt hat. Ich hab ihm erzählt wo Sirius ist und..." Wieder brach ich ab.
Ich hasste es, dass es mich so verletzte. Ich hasste es, dass ich immer unter den Taten oder Nichttaten meines Vaters leiden würde. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich das alles so nah an mich ranließ.
Unbemerkt rollte mir eine Träne herunter, die Fred mir sogleich wieder wegwischte. Er legte zwei Finger unter mein Kinn und drehte mein Gesicht so das ich ihn ansah. "Egal was er gesagt oder getan hat., er ist deine Tränen nicht wert. Vergiss ihn." Sein Bruder stimmte ihm mit einem Kopfnicken zu. "Du musst auch nicht weiter darüber reden wenn du nicht willst. Aber egal was ist, wir sind immer für dich da." Beide wuschelten mir durch die Haare und schlossen mich in eine feste Umarmung. "Ich danke euch Jungs. Ich hab euch echt lieb." Die Zwillinge grinsten und fassten sich theatralisch ans Herz. "Wen von uns liebst du wohl am Meisten?", tönten sie im Chor. Ich schüttelte lachend den Kopf und gab ihnen einen Klaps woraufhin Fred sich lachend auf mich stürzte und mich mit einem Kitzelangriff bestrafte.
"NEIN! OH MEIN GOTT, HAHAHAHAAHA. FRED HÖR AUF!" Mein Geschrei zog die ganze Aufmerksamkeit des Gemeinschaftsraumes auf sich. Hermine, die vermutlich über irgendwelchen Hausaufgaben brütete, schüttelte grinsend den Kopf, während Ron mal wieder so aussah, als würde er gar nichts blicken.
"FRED ES REICHT JETZT WIRKLICH!" Mittlerweile rollten mir wieder Tränen herunter, doch dieses Mal vor Lachen. Der Rothaarige ließ langsam von mir ab und richtete sich verschmitzt lächelnd auf. George, der die ganze Zeit daneben gestanden hatte richtete sich an den Gemeinschaftsraum. "Alles gut Leute, hier ist keiner zu Schaden gekommen, sie haben es beide überlebt!" Ich kniff beiden in den Arm. "Ihr seid so peinlich, echt!" Doch die Zwei interessierte das nicht im Geringsten. Sie klatschten sich ab, ließen sich wieder aufs Sofa fallen und zogen mich erneut in ihre Mitte. Das liebte ich an den beiden. Sie ließen mich meinen Kummer vergessen und gaben mir nicht einmal die Zeit darüber nachzudenken. Während ich wieder mal in meinem Gedankensalat versank, legten sie beide jeweils einen Arm um mich und stellten genüsslich ihre Füße auf dem kleinem Tisch vor dem Sofa ab. Ich zog eine Augenbraue hoch und betrachtete meine beiden besten Freunde. Sie hatten sich entspannt zurückgelehnt und ihre Augen geschlossen. Ich musste schmunzeln. Sie sahen so friedlich aus, als würden sie keiner fliege was zu Leide tun können, dabei hatten sie es faustdick hinter den Ohren. "Hey!" Ich rammte mit meiner rechten Schulter George, mit der linken Fred und wollte mich aufsetzen. "Ich weiß es ist schon spät, aber müsstet ihr nicht auch mal langsam mit euren Hausaufgaben beginnen?" Tadelnd schaute ich die beiden an, was diese aber nicht wahrnahmen, da sie ihre Augen geschlossen hielten. "Hallo!!!" Fred öffnete mühsam ein Auge und drückte mich zurück auf das Sofa. "Entspann dich Mutti, nur mal ne kurze Verschnaufpause machen...", murmelte er und von seinem Bruder kam ein bestätigendes Schnarchen. Naja, ein bisschen zurücklehnen könnte ich mich ja schon, die Augen schließen. Gesagt, getan. Nur ein bisschen ausruhen, nur ein bisschen dösen, nur ein bisschen..... und schwupps war ich eingeschlafen.

"Wir werden niemals Freunde werden. Oder glaubst du etwa, jemand will mit der Tochter eines Mörders befreundet sein?" Ein hämisches Lachen folgte auf diese Worte und ich sah einen furchtbar bösen dreinblickenden Cedric vor mir. Er kam mir näher und näher. Ich ging zurück und stieß mit dem Rücken gegen eine kalte Wand. Mit erhobenen Zauberstab stand er vor mir, ein paar weitere grässlich aussehende Zauberer versammelten sich hinter ihm, einige sahen aus wie Schüler aus Hogwarts. Ich suchte einen Ausweg, eine Lücke durch die ich hindurch schlüpfen konnte, fand jedoch nichts und blickte angsterfüllt in die kalten Augen von Cedric. "AUF SIE!", hörte ich ihn brüllen. "Wir bringen sie dahin, wo sie hingehört, nach AZKABAN!"

Schreiend riss ich die Augen auf und fuhr aus meiner Position hoch. Wieso schlich er sich in meine Träume? Cedric war kein böser Mensch, zumindest hoffte ich das...
Heftig atmend blickte ich mich um, der Gryffindorgemeinschaftsraum war in vollkommene Dunkelheit gehüllt. Nur das Mondlicht ließ einen leichten Schimmer hineinscheinen. Niemand sonst war mehr im Raum. Neben mir setzte sich Fred ruckartig auf. "Was ist passiert?! Alles in Ordnung?" Trotz dem das mein Puls immer noch auf 180 war, musste ich schmunzeln als ich Fred ansah. Seine roten Haare standen in alle Richtungen und er sah mehr als verschlafen aus. "Ich hatte einen Alptraum...", antwortete ich und beobachtete wie die Anspannung meines Gegenübers abfiel. "Merlin sei Dank. Ich hatte schon Angst es wäre was passiert." Er wuschelte sich einmal selber durch die Haare. "Geht's wieder?", erkundigte er sich. "Ich spüre deinen Puls bis hier.", lachte er und strich mir beruhigend über den Arm. Fröstelnd zog ich die Schultern hoch und nickte. "Wenn du drüber reden willst...", begann Fred, doch ich wank ab. "Lass gut sein, ich komm schon klar..." Ich redete nicht gern über meine Gefühle und Gedanken, das war schon immer so gewesen. Bibbernd schlang ich meine Arme um die Knie und legte meinen Kopf darauf ab. Rechts von mir erklang ein zufriedenes Schnarchen und ich prustete los. Fred stimmte mit ein und griff eine Decke, die auf einem nahegelegenem Sessel lag. Er legte sie mir um und gähnte dabei herzhaft. "Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich bin zu faul um jetzt noch diese blöden Treppen zum Schlafsaal hochzusteigen. Ich glaub ich bleib hier." Der Rothaarige lehnte sich wieder nach hinten und klopfte neben sich. Auch ich verspürte wenig Lust jetzt aufzustehen, es war gerade so gemütlich geworden. Also legte ich mich ebenfalls wieder hin und schloss zufrieden die Augen.
Ein paar mal tauchte noch das boshafte Gesicht Cedrics vor meinen Augen auf. Doch jedes Mal wenn ich auch nur das kleinste Anzeichen eines Alptraums zeigte, griff Fred nach meiner Hand und drückte sie. So fühlte ich mich sicher und geborgen wie schon lange nicht mehr.

Am nächsten Morgen kitzelte mich der erste Sonnenstrahl des Tages wach und ich drehte mich verschlafen mit dem Gesicht zur Decke. Die Zwillinge hatten sich über Nacht ziemlich breit gemacht und ich lag auch noch zwischen den beiden, viel Platz gabs da nichts. Wenigstens hatte ich nicht gefroren, darüber musste ich dann doch grinsen.
Leise machte ich mich von den beiden los, stand auf und huschte die Treppen die zum Mädchenschlafsaal führten hoch. Nicht auszudenken, was die anderen Gryffindors sagen würden, wenn sie uns drei schnarchend auf der Couch finden würden. Oliver Woods Witze darüber würden nie wieder aufhören.
Oben schaute ich noch einmal auf die zwei herunter. Selbst von hier konnte ich ihre zufriedenen Gesichter sehen. Wieder einmal kam mir in den Kopf, wie dankbar ich für diese besten Freunde war. Sie waren letzte Nacht so sehr für mich da gewesen, wie ich es gebraucht hatte und so würde ich auch immer für sie da sein. Mit einem letzten Blick auf die beiden Schlafmützen verschwand ich in meinem Schlafsaal, den ich mir mit Hermine teilte. Leise schloss ich hinter mir die Tür und wollte gerade zu meinem Bett schleichen...
"Wo, bei Merlin, hast du gesteckt?!"


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt