Zu jung für ihn / Kapitel 9

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Ich stoppte, drehte mich jedoch nicht um. Erst als mich jemand sanft am Handgelenk anfasste und zu sich herum drehte, sah ich wer da nach mir gerufen hatte. Cedric stand mit einem bedrückten Gesicht vor mir und schwieg urplötzlich als ich ihm direkt in die Augen sah. Ich hatte keine Lust mehr auf Spielchen. Sollte er mir doch sagen was er wollte und dann wäre die Sache erledigt. "Du hast die Nacht also nicht in deinem eigenen Bett geschlafen?", brach es aus ihm hervor. Wieso fing er jetzt damit an? "Hör zu Cedric, das ist alles ein großes Missverständnis.", begann ich. 'Obwohl ich mich eigentlich für nichts rechtfertigen muss', schoss es mir in den Kopf.
"Nein, lass gut sein, es geht mich ja überhaupt nichts an.", unterbrach mich der Braunschopf. "Ich...also ich wollte ähm... Ich wollte mich für das gestern Abend entschuldigen...Das war wirklich blöd von mir. Ich hätte nicht so blöd reagieren sollen. Und ich bin bestimmt nicht der Erste der das gemacht hat. Gerade deswegen hätte ich mir meine Reaktion verkneifen sollen. Also...ich will dir nur sagen, du hast jedes Recht sauer auf mich zu sein und es tut mir wirklich sehr leid was passiert ist." Er schaute mich schuldbewusst an. Ich hatte während seiner Worte atemlos zugehört. Es schien ihm wirklich leid zu tun und , oh man seine Augen, wer kann diesem Hundeaugen schon widerstehen? Sollte ich ihm also einfach so verzeihen? Ich biss mir beim Überlegen auf die Unterlippe.
"Du siehst süß aus, wenn du dieses Gesicht machst.", bemerkte Cedric. Ich versuchte meine auftauchende Röte zu verstecken und konterte. "Meinst du das Schleimen hilft dir weiter?" Ich schob schmollend die Unterlippe vor. "Was wenn ich dir dir sage ,dass du den aller schönsten Schmollmund machst, den ich je gesehen habe?", flüsterte er mir grinsend ins Ohr. Seine raue Stimme verpasste mir einen Gänsehautmoment, doch ich riss mich zusammen. "Dann ändert das nichts, gar nichts. Du musst dir schon was besseres einfallen lassen.", betonte ich und riss mich von ihm los. Im Gehen drehte ich mich zu dem verdatterten Hufflepuff um und sagte verschwörerisch: "Na komm Cedric, lass deine Fantasie spielen!" und zwinkerte ihm zu. Dieser zog einen Mundwinkel nach oben und lächelte schief. "Du wirst schon sehen Lou." Doch ich lachte nur und ließ ihn stehen.
Puh das war nicht einfach, aber ich hatte gesiegt! Zumindest fürs Erste.

Als ich am späten Nachmittag, nach anstrengender Schularbeit, gemeinsam mit Hermine den Gemeinschaftsraum betrat, gesellte sich Fred sofort zu uns. Hermine zwinkerte mir und Fred zu und verabschiedete sich eilig. Sie musste angeblich ganz dringend noch eine letzte Schulaufgabe erledigen, was mir ein wenig suspekt erschien, da wir so gut wie alle Aufgaben für die kommende Woche gemeinsam erledigt hatten. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihr stirnrunzelnd hinterher. "Was guckst du denn so streng?" Der Zwilling unterbrach meine Gedankengänge und musterte mich eindringlich. "Darf ich nicht streng gucken?", antwortete ich prompt und er verdrehte die Agen. "Weiß nicht, du wirkst dann immer so herrisch!" Fred ahmte meinen Gesichtsausdruck gespielt ernst nach und brachte mich damit zum Lachen. Er lachte ebenfalls und eine Weile lang grinsten wir uns nur schief an. "Magst du mir erzählen was Cedric vorhin von dir wollte? Ich hab gesehen, dass er dir heute Morgen nachgelaufen ist.", fragte Fred nach einiger Zeit leise und spielte dabei an den Fransen meines Pullis. Ich wank ab. "Er wollte sich nur entschuldigen, für das was beim Nachsitzen passiert ist." "Ach so ist das.", murmelte der Weasley und zwirbelte weiter an meinem Pullover herum. "Es scheint ihm wirklich leid zu tun. Er hat mich richtig angeflirtet.", schmunzelte ich und lachte als ich daran dachte. Wieder herrschte Stille.
"Du bist zu jung für ihn.", meinte der Rothaarige plötzlich. "Bitte was?" Mir blieb das Lachen beinahe im Halse stecken. "Du hast schon verstanden wie ich das gemeint habe.", antwortete er. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. "Wie, bei Merlin, kommst du auf sowas?" Fred zuckte mit den Schultern. "Intuition." Ich zeigte ihm einen Vogel. "Du spinnst Fred Weasley! Ich bin 12!" Das ernste Gesicht meines Gegenübers löste sich in entspannte Gesichtszüge auf. "Gut zu wissen, dass dir das erst jetzt aufgefallen ist.", gluckste er. Wie kann man nur so bescheuert sein? Ich gab ihm einen Klaps. "Wo hast du denn deine bessere Hälfte gelassen?" Wieder zuckte er mit den Schultern und antwortete. "Keine Ahnung wen du meinst. Du weißt doch, ich bin ein Einzelgänger!" "Pfff na klar, wer's glaubt!" Zum zweiten Mal zeigte ich ihm einen Vogel, was er mit einem erneutem Lachen quittierte. Irgendetwas schienen die beiden schon wieder auszuhecken. Es war schon sehr merkwürdig das George auf einmal verschwunden war. Die beiden klebten normalerweise zusammen wie Pech und Schwefel. Gedankenverloren ließ ich mich auf ein Sofa fallen. Kurze Zeit später kam Fred nach und setzte sich zu mir. Ich legte die Beine über seinen Schoß und legte meinen Kopf auf der Sofalehne ab, sodass ich an die Decke starren konnte. Der Rothaarige legte seine Hände auf meine Beine und pickte mich durch die Löcher in meiner Strumpfhose. "Ob du es jemals hinbekommen wirst, dir deine Strumpfhose nicht jeden Tag aufs Neue zu ruinieren?" "Solange Hermine sie jedes mal wieder heile zaubern und flicken kann ist mir das herzlich egal!", gab ich grinsend zurück und fuhr damit fort weiter an die Decke zu starren. Fred tat es mir gleich. Uns umhüllte wieder diese Stille, jedoch war sie nicht unangenehm. Sie hatte etwas träumerisches, etwas das mich so fühlen ließ, als wären wir auf einer Wellenlänge.
Plötzlich zuckte ich. Ich war doch tatsächlich eingenickt. Ich rappelte mich ein Stück nach oben und blickte direkt in Freds grinsendes Gesicht. Es schien so als hätte er mich die ganze Zeit beim schlafen beobachtet! "Grins nicht so blöd!" Er lachte und fuhr sich durch das rote Haar. Ich blickte mich im Gemeinschaftsraum um. Wie spät es wohl war? Das Abendessen hatte ich sicher verpennt. Naja egal, ich verspürte sowieso keinen großen Hunger. "Ich glaub ich geh mal nach Hermine schauen." Ich wollte gerade aufstehen als Fred noch einmal meine Hand packte. "Lou, wegen heute Morgen. Es war wirklich nicht so gemeint. Keine Ahnung was in mich gefahren war. Ich weiß du hasst diese peinlichen Situationen." "Alles gut", flüsterte ich und lächelte dabei. "Alles gut", wiederholte er und lächelte ebenfalls. Seine Augen strahlten und schienen noch heller als zuvor. Sanft machte ich mich los, wank ihm an der Treppe zum Mädchenschlafsaal noch einmal zu, bis ich mich umdrehte und die Treppen nach oben lief.

Was für ein Tag. Ob Cedric sich etwas Neues ausdenken wird? Zugegeben, ich konnte es kaum erwarten!


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt