Nasch und Schwänzleckereien / Kapitel 22

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Nach einem gemütlichen Lagerfeuer, lag ich schließlich spätabends mit Ginny im Bett. "Was war das heute eigentlich in der Küche mit dir und Fred.", fragte sie plötzlich ohne jeglichen Zusammenhang. Zum Glück konnte sie in der Dunkelheit nicht erkennen wie mir die Röte ins Gesicht stieg. "Nichts. Was soll da gewesen sein?", fragte ich harmlos, hielt aber den Atem an, als ich auf ihre Antwort wartete. "Als du wieder aus dem Haus kamst, sahst du aus als hättest du Merlin persönlich gesehen." "Ich hab mich nur so erschrocken als Fred den Teller zerdeppert hat. Also echt, ich bin ja schon ein Tollpatsch, aber er übertreibt es wirklich.", meinte ich und gluckste leise. Ginny stimmte mit ein, gähnte noch einmal laut und war wenige Minuten später eingeschlafen, was man an ihren regelmäßigen Atemzügen erkennen konnte. Auch ich schloss die Augen und sank in einen traumlosen Schlaf.

Mitten in der Nacht wachte ich jedoch von einem komischen Geräusch auf. Angestrengt spitzt ich die Lauscher und stand so leise wie möglich auf um Ginny nicht zu wecken. Diese grunzte leise im Schlaf und warf sich auf die andere Seite. Ich unterdrückte ein Lachen und folgte dem Geräusch. Mit nackten Füßen tappte ich durch den Flur, immer bedacht darauf dem seltsamen Pfeifen zu folgen. Letztlich blieb ich an der Zimmertür der Zwillinge stehen. Wieder erklang dieses seltsame Pfeifen und etwas puffte leise, als ob es explodierte. Mit einem Schwung, stieß ich die Tür auf und schritt in das Zimmer der beiden, welche vor Schreck zusammenzuckten. "Heiliger Merlin Lou! Erschreck uns doch nicht so.", zischte Fred so leise wie möglich, während ich leise lachte. "Selber Schuld wenn ihr so laut seid! Was wird n das hier eigentlich wenn's fertig ist?" Ich zeigte auf den Zimmerboden, übersäht mit jeglichen Bastelmaterialien und zerstreutem schwarze Pulver. "Und was hast du das hinter deinem Rücken George?", skeptisch versuchte ich ihm zu entnehmen was er versteckte, scheiterte doch, da er zur Zeit sprang. Die beiden tauschten einen vielsagenden Blick. "Also gut. Das sind unsere neuen Prototypen." "Was für Prototypen?", fragend sah ich zwischen ihnen hin und her. George nahm langsam die Hände hinter seinem Rücken hervor und öffnete sie. Zum Vorschein kamen 3 verschieden aussehende Bonbons. "Warum macht ihr so ein Gewese um die Bonbons?" Fred grinste. "Willst du es wirklich wissen?" Ich nickte unwillkürlich. Gespannt beobachtete ich wie er sich ein Bonbon nahm und es aus dem Papier auswickelte. Er murmelte einen Zauberspruch und begann das Süße leicht zu schmelzen. Ich wollte ihn gerade fragen ob er verrückt geworden sei, da explodierte das Bonbon mit einem Knall. "Heilige Scheiße, genial!", stieß ich hervor. "Wir wussten das es dir gefallen wird." George grinste. "Wir nennen es Nasch und Schwänzleckereien, die Süßigkeiten dieser Sorte sind vielseitig einsetzbar wenn du verstehst was ich meine." "Was passiert wenn das tatsächlich jemand in den Mund nimmt?" "Die Explosion bewirkt ein kurzes anschwellen der Zunge. Mit einer so großen Zunge, kann man unmöglich weiter am Unterricht teilnehmen!", antwortete Fred. Ich dachte an Freds Geruch vorhin in der Küche. "Darum also der Schießpulvergeruch!", murmelte ich leise mehr zu mir selbst als zu den beiden. "Was?", fragte George belustigt. "Nichts!", log ich. "Und das ganze passiert ganz ohne Schmerzen?" Die beiden wurden rot. "Öhm naja, das konnten wir noch nicht so richtig ausprobieren. Bisher hat sich keine Testperson angeboten..." "Vielleicht würdest du ja....." Ich hielt meine Hände wie ein Schutzschild vor meinen Körper und antwortete: "Oh nein! Ganz bestimmt nicht! Ich geh jetzt schön brav wieder ins Bett und das solltet ihr auch tun!" Die beiden Lachten. Ich drehte mich um verließ das Zimmer. An der Tür angekommen drehte ich mich noch einmal um und deutete erneut auf den Boden. "Räumt bloß dieses Chaos auf. Molly macht euch kalt." "Ja Mami! Gute Nacht!", tönte es einstimmig im Chor. Grinsend winkte ich den beiden zu und zog die Zimmertür hinter mir zu. Leise tappte ich wieder in mein Bett und sank in einen tiefen Schlaf.

Der nächste Morgen kam schneller als gedacht und ein Schwall Wasser riss mich aus meinen Träumen. Mit einem Schlag war ich wach. "FRED UND GEORGE WEASLEY!", keifte ich, sprang mit einer Blitzgeschwindigkeit aus dem Bett und jagte die beiden Taugenichtse durchs ganze Haus. Die restlichen Weasleys verfolgten das Spektakel mit einem Schmunzeln. "Kinder beruhigt euch!" Die arme Molly versuchte zwischen dem ganzen Trubel ein Frühstück zuzubereiten und wurde dabei tatkräftig von Ginny unterstützt, die das Geschehen aber auch mit einem Lachen verfolgte. Ziemlich außer Puste ließ ich mich wenig später neben Ron an den Tisch sinken. "Morgendlicher Sport? Check!", ertönten die Zwillinge im Chor und setzten sich ebenfalls zu mir an den Tisch. Ich warf ihnen einen grimmigen Blick zu, was beide nur noch mehr grinsen ließ. Kopfschüttelnd stand ich auf um Molly in der Küche zu helfen. Fred verfolgte meine Bewegungen mit wachem Blick. Als letztendlich alle am Frühstückstisch saßen, breitete sich eine fröhliche Stimmung aus. Ich liebte die Ferientage bei den Weasleys sehr. Sie waren die Familie die ich nie gehabt habe. Ich hatte zwar Remus, aber eine Familie besteht nun mal nicht nur aus zwei Personen. Er versuchte mir zwar oft einzureden, dass Sirius ebenso meine Familie war wie er, aber ich sah das ganze ein wenig anders. Ich hatte Sirius seit meiner Geburt nicht mehr gesehen. Selbst wenn ich könnte, ich würde es nicht tun. Zu fremd war mir der Mann, der angeblich 12 Menschenleben auf dem Gewissen hatte. So jemand konnte kein Vater sein. "Und Kinder, was habt ihr heute vor?", Arthur sah in die Runde und schlug dabei den Tagespropheten auf. "Lou wird heute gleich zum Quidditchtraining verdonnert.", entschied Fred überzeugt. Ich rollte mit den Augen. Seit gestern hatte ich die Vorahnung, dass die beiden das Training vielleicht etwas zu ernst nahmen. "Lasst das arme Mädchen doch!", versuchte Molly mich zu verteidigen. "Aber wenn sie ins Team will müssen wir trainieren Mum!", warf George ein und beendete damit die Diskussion. Nach dem Frühstück fügte ich mich meinem Schicksal und folgte den Zwillingen auf ein freies Feld, ein Stück weiter hinter dem Haus. Meinen Besen hatte ich sowieso immer dabei. Begeistert schwang ich mich auf diesen und legte sofort mit dem Training los. Ein Gefühl von Freiheit überkam mich, wie immer wenn ich auf einem Besen saß. Was konnte diesen Sommer trüben?


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt