Beschützerinstinkt / Kapitel 38

2.6K 127 17
                                    

"Wie du weißt noch nicht was du anziehen wirst?" Hermine warf mir einen tadelnden Blick zu.
Zum Glück hatten wir auch den letzten Schultag der Woche überstanden und saßen nun nach 7 anstrengenden Unterrichtsstunden, beim Abendessen in der großen Halle. "Ich weiß es einfach nicht!", jammerte ich als Antwort und schob mir eine Gabel mit Pasta in den Mund.
Sollte ich mir überhaupt was besonderes anziehen? Immerhin ging ich mit Cedric nur nach Hogsmeade. Es war doch kein Date. Oder?
"Warum ihr Mädchen immer so ein Gewese darum machen müsst.", George rollte mit den Augen. "Also mir wärs scheißegal was du anhättest, du siehst nämlich in allem hübsch aus.", fügte Fred hinzu und gab mir einen Stups auf die Nase. Ginny zwinkerte Hermine verschwörerisch zu und grinste mich an. Am liebsten hätte ich sie auf der Stelle erwürgt! "Danke.", sagte ich an Fred gewandt und lächelte scheu. Mir waren Komplimente schon immer unangenehm gewesen, denn ich wusste nie was ich darauf antworten beziehungsweise wie ich reagieren sollte. Ich würde es wohl nie lernen! "Ihr Jungs versteht das auch einfach nicht. Ihr steht morgens auf, zieht das erste Shirt an was aus eurem Kleiderschrank fällt, wuschelt euch einmal durch die Haare und fertig ist die Laube.", kicherte die Schwester der Zwillinge. "Na hör mal! Was meinst wie lange ich heute morgen für diese wunderschöne Frisur vor dem Spiegel gestanden habe!", gab ihr Bruder zurück und schüttelte seine mittellangen Haare. Fred tat es ihm gleich. Die Haare der beiden waren wirklich etwas lang geworden und kaum zu bändigen. "Am liebsten würde ich euch mal die Haare schneiden.", lachte ich und wuschelte beiden durch ihre Mähne. "Bist du wahnsinnig?!",riefen beide im Chor und rückten sogleich ein Stück von mir weg. "Ach, dann lass sie mich wenigstens flechten!", Harry griff über den Tisch nach Freds Haaren und zog an ihnen. "Lass meine goldene Haarpracht bloß in Ruhe.", feixte er. "Golden? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, deine Haare sind Kupferrot.", informierte ihn Hermine woraufhin er ihr die Zunge rausstreckte. "Halloooo! Könnten wir bitte mal wieder zu meinem Problem zurückkehren?", zeterte ich ungeduldig. "Welches Problem?", Ron hatte mal wieder den Anschluss verpasst, was mich schmunzeln ließ. "Was sie morgen zu ihrem Date mit Cedric anziehen soll du Blitzmerker." "Es ist kein Date!", warf ich ein. "Bist du dir da sicher?", fragte Hermine. Seufzend ließ ich meinen Kopf auf den Tisch sinken und verfehlte dabei nur knapp meinen Teller. "Wenn das so ist, wieso gehst du dann nicht gleich nackt.", antwortete George todernst. "Ja, find ich auch.", stimmte ihm sein Bruder lachend zu. "Wer geht nackt?" Sofort schnellte mein Kopf nach oben. Cedric hatte sich zu uns gesetzt und schaute erwartungsvoll in die Runde. "Wir haben gerade überlegt...",setzte George an, verstummte aber sofort als ich ihm unter dem Tisch einen Tritt verpasste und zischte: „Halt bloß die Klappe!"
"Ja, ihr habt überlegt und...?", der Hufflepuff verstand nur Bahnhof. War wahrscheinlich auch besser so. "Nicht so wichtig. Die Jungs spinnen schon wieder rum.", winkte ich ab und lächelte ihn gespielt normal an. Er gab sich mit der Antwort zufrieden und nahm sich derweil ein Brötchen aus dem Korb. "Dein Auftritt von gestern hat übrigens hat übrigens ziemlichen Eindruck hinterlassen.", murmelte er zwischen zwei Bissen. Skeptisch zog ich eine Augenbraue und sah aus dem Augenwinkel Freds besorgtes Gesicht. "Inwiefern?" "Ich hab heute auf dem Gang ein paar Slytherins drüber reden hören.", antwortete er. Hermine, Ginny und ich hingen förmlich an seinen Lippen, was die Jungs genervt aufstöhnen lies. "Jetzt rück schon raus mit der Sprache! Was haben sie gesagt?" Ginny pochte ungeduldig mit ihren Fingern auf dem Tisch. Auch ich wartete gespannt auf eine Antwort. Es war sicher nicht das erste Mal, dass ich Gesprächsthema in Hogwarts war, aber es war das erste Mal, dass es ein so pikantes Thema war. "Och naja...", duckste Cedric rum und wurde rot. "Was naja?" Hermine durchlöcherte ihn förmlich mit ihren Blicken. "Muss ich das jetzt unbedingt hier vor allen erzählen?" "Äh ja?! Immerhin hast du angefangen!", antwortete ich und platzte förmlich vor Neugierde. "Also gut. Sie haben gesagt, dass sie... dich gerne in ihrem Bett sehen wollen würden. Wenn ich es mal nett ausdrücke." Die Wangen des Hufflepuff färbten sich leicht rosa. Reflexartig legte ich Fred eine Hand auf den Arm. Ich spürte seine aufkommende Wut und wollte keinen Streit riskieren. Aber wenn man es genau nahm, war er doch selbst daran Schuld, dass ich das neue Gesprächsthema war. "Herzlichen Glückwunsch Lou. Du bist jetzt die neue Begierde der Jungs.", gluckste Ginny hinter vorgehaltener Hand. "Das ist nicht witzig Ginny! Sie ist doch kein Objekt!", strafte Hermine sie. "Sehe ich ganz genauso.", knurrte Fred und schaute böse an den Slytherintisch. "Seht ihr! Genau deswegen wollte ich das nicht so detailliert erzählen." Cedric fuhr sich durch die Haare und schaute mich entschuldigend an. "Woher wissen die Slytherins überhaupt davon?", fragte Fred und schaute mich dabei skeptisch an. "Sieh mich nicht so an. Ich werde es ihnen wohl kaum selbst erzählt haben."
Die anderen räusperten sich verhalten und versuchten uns nicht anzusehen. "Okay was läuft hier? Ihr wisst doch was!" Ich sah sie alle der Reihe nach eindringlich an. "Das würde ich auch gerne wissen.", auf einmal klang Freds Stimme noch saurer als vorher. "Da...da hin so ein Foto im Gemeinschaftsraum an der Pinnwand...",stammelte Ginny. "Wie bitte?!",empört schnappte ich nach Luft. "Ich dachte das hing nur bei uns, aber anscheinend hing es in jedem Gemeinschaftsraum.", fuhr sie kleinlaut fort. "Ich hab's heute Morgen gleich abgerissen, bevor du die Treppe runtergekommen bist.", sagte George und legte mitfühlend einen Arm um mich. "Und ich Dödel wundere mich auch noch wieso mich jeder heute so angestarrt hat!" Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn. "So schlimm war das Bild aber nicht. Man hat nichts gesehen. Zumindest nichts, was man nicht sehen sollte.", meinte Hermine sanft. "Toll, dass ihr alle davon wusstet, aber nichts gesagt habt." Verärgert verschränkte ich die Arme vor meinem Oberkörper. "Wir wussten ja auch nicht, dass das beschissene Foto in jedem Gemeinschaftsraum hing. Hätte es nur bei uns gehangen hättest du nichts davon mitbekommen, ganz sicher.", versuchte Harry die Stimmung zu retten. "Scheiß drauf. Ist jetzt eh egal. Nicht mal die erste Woche ist rum und ich bin wieder in aller Munde.", grummelte ich vor mich hin. "Wenn wir rauskriegen wer das war, verpassen wir demjenigen eine Abreibung.", versprachen mir die Zwillinge und wuschelten mir durch die Haare. Ich lächelte leicht und ließ mich von ihnen drücken. Was solls. Ich war es sowieso gewohnt, dass die Leute über mich sprachen.
"Können wir gehen?", fragte ich in Runde und bekam ein zustimmendes Murmeln als Antwort.
Arm in Arm mit Fred und George, verließ ich die große Halle und wollte gerade die erste Treppe nehmen, als Markus Flint, der Kapitän der Slytherinquidditchmannschaft rief: „Heißer Auftritt Black. Kann man dich für eine Session auch buchen?" Augenrollend wollte ich weitergehen, hatte jedoch nicht mit Freds aufkommenden Beschützerinstinkt gerechnet. "Jetzt reichts!",brüllte er und sprang auf Flint zu. Während George noch versuchte, das Schlimmste zu verhindern, verpasste sein Bruder dem Kapitän bereits ein paar feste Schläge. "Halt dein verdammtes Maul Flint!", schrie mein bester Freund gerade und packte seinen Gegner am Kragen. Dieser versuchte sich zu wehren, kam aber nicht an seinen Zauberstab heran. "Behandelt man so etwa ein Mädchen?", schrie der Weasley weiter und haute ihm eine runter. Als er gerade zu einem weiteren Schlag ausholen wollte, stürzte ich dazwischen, wurde jedoch von jemandem zurückgezogen. "Ich regle das!" Kein geringerer als Professor Snape stand vor mir. Ich schluckte und stellte mich neben George, der selbst unabsichtlich ein paar Blessuren erhalten hatte, als er versuchte seinen Bruder wegzuziehen.
Mit einem Schwenker von Snapes Zauberstab wurden die beiden Prügelnden auseinandergerissen.
Bedrohlich ruhig stand der Zaubertränkemeister da. Das konnte nichts gutes bedeuten.



Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt