Aussprache? / Kapitel 67

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"Hey! Wohin so eilig?" Im Laufen prallte ich gegen Cedric, der mich besorgt musterte. Nervös strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Ich muss zu Dumbledore. Es ist wohl ziemlich wichtig..." "Hat das vielleicht etwas mit der komischen Aktion von gestern Abend zu tun?", er zog die rechte Augenbraue nach oben. Ich schluckte. Er hatte noch nicht mitbekommen worum es gestern Abend genau ging und was überhaupt passiert war. "Eventuell.", antwortete ich ihm kurz gebunden und wollte weiterlaufen, wurde jedoch am Ärmel festgehalten. "Rede doch mit mir wenn du was hast.", eindringlich schauten seine Braunen Augen in meine. "Ich will aber nicht reden! Versteh das doch!" Mit einem Ruck riss ich mich von ihm los und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. "Ach, aber die Zwillinge wissen mal wieder was abgeht?!" Ich schnaubte verächtlich. "Was zum Teufel haben denn jetzt die Zwillinge damit zu tun? Sie sind nun mal meine besten Freunde!" "Eben und genau das ist es!", er fuchtelte mit den Händen vor meinem Gesicht herum und gestikulierte wild. "Sie sind deine besten Freunde! Ich bin aber dein Freund. Meinst du nicht ich hab auch ein Recht zu erfahren was Sache ist? Oder bin ich dir nicht mehr gut genug!" Wie bitte? Cedric wollte mich doch wohl komplett verkohlen! "Es hat keinen Zweck mit dir zu diskutieren. Wenn ich ein Problem habe und mit dir darüber sprechen will, werde ich schon von selbst zu dir kommen kapiert?!", mit diesen Worten wank ich ab und ließ ihn stehen. Was bildete er sich eigentlich ein? Ich sollte meinen Freunden also nicht mehr von meinen Problemen erzählen und nur noch zu ihm rennen? Mit ziemlicher Sicherheit nicht! Wütend rauschte ich also durch die Gänge, auf dem Weg zu Dumbledore. Eigentlich hätte ich Snape Konkurrenz machen können, so griesgrämig musste ich ausgesehen haben. Wäre ich nicht so sauer gewesen, hätte ich wahrscheinlich sogar über mich selbst gelacht.
Seufzend murmelte ich das Passwort als ich vor dem Treppenaufgang stand und betrat wenige Sekunden später das Büro. Dort drin bot sich mir ein so seltsames Bild, dass ich mir wirklich das Lachen verkneifen musste. Auf Dumbledores "Besuchersofa" saßen doch tatsächlich die drei Männer, die es geschafft hatten mich mein ganzes Leben lang anzulügen, wie Hühner auf der Stange nebeneinander. Ganz links saß Remus, der ein wenig mitgenommen aussah. In seinem Gesicht glänzten Narben von letzter Nacht. Neben ihm Snape, der mit seinem Sitzplatz so gar nicht glücklich zu sein schien. Rechts von ihm saß nämlich Sirius. Nun etwas besser gekleidet und rasiert. Um ehrlich zu sein sah er aus wie ein komplett anderer Mensch. Keiner der drei wagte es etwas zu sagen als ich das Büro betrat. Stumm und nervös an ihren Händen spielend, saßen sie da und versuchten mir nicht in die Augen zu sehen. Auch ich würdigte sie keines Blickes, marschierte an ihnen vorbei und ließ mich auf einen Sessel fallen, der weit genug von ihnen entfernt war. Remus räusperte sich verhalten. "Gehts dir gut Lou?" "Natürlich. Mir geht es blendend. Absolut fantastisch. Geradezu herausragend.", gab ich sarkastisch zurück, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Der wütenden Ausdruck in meinem Gesicht ließ mein Gegenüber verstummen. Nach ein paar Minuten des Wartens, wurde es mir wirklich zu bunt. "So. Und was soll diese Konstellation jetzt hier? McGonnagall hat nichts davon gesagt, dass ihr auch hier sein werdet. Wenn ich ehrlich bin, will ich eigentlich mit keinem von euch dreien reden.", stieß ich aus und wartete doch auf eine Antwort. Sirius stand bereits auf und tigerte aufgeregt durch den Raum. "Es war zu deinem Schutz, verstehst du?!" Ich schnaubte. "Meinem Schutz? Ihr drei habt mich alle mein ganzes Leben lang belogen! Wenn man es genau nimmt, habt ihr mir meine komplette Identität geklaut! Wo soll das bitte Schutz sein? Und mal im Ernst Sirius. Den Namen Black zu tragen, hat mir nichts als Ärger gebracht!", schrie ich aufgebracht und sprang ebenfalls auf. "Moment! Moment! Moment!", Snape hob schützend seine Hände und erhob sich ebenfalls. "Ich! Habe dich nicht dein ganzes Leben lang belogen! Hätte ich von Anfang an gewusst, dass du meine Tochter bist, hätte ich dich und deine Mutter unterstützt!", ereiferte er sich. "Ich bitte dich Severus! Sie wird nicht deine Tochter sein!", keifte Remus dazwischen. "Und genau so ist es! Du bist es doch, der mir nicht nur meine Tochter genommen hat, sondern auch meine Frau!", brüllte Sirius und ging drohend auf den Tränkemeister zu. "Halt deine Pfoten bei dir Black! Ich sagte es bereits schon einmal und ich wiederhole mich gern wieder. All das, was passiert ist, hast du dir selbst zuzuschreiben! Hättest du in einigen Dingen vernünftiger gehandelt und wärst nicht wie ein dummer Hund durch die Weltgeschichte spaziert, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen!" Auch Remus verließ seinen Platz. "Man schläft auch nicht einfach mit verheirateten Frauen!" Snape lachte sarkastisch auf. "Zum letzten Mal! Sie hat mir nicht gesagt, dass sie verlobt war! Aus ihrem Mund klang es so, als wäre es zwischen euch endgültig aus.", verteidigte sich der Professor. "Ach und all die restlichen Dinge die danach passiert sind, gehen wohl auch nicht auf dein Konto oder was?!",konterte Remus.
Stille. Niemand sagte mehr ein Wort. Jegliche Farbe wich aus dem Gesicht des ohnehin schon hellhäutigen Zaubertrankprofessors. "Welche restlichen Dinge?", fragte ich leise. Ein unangenehmer Schauer lief mir über den Rücken. Wütend zeigte Sirius auf Snape. "Seinetwegen ist deine Mutter verschwunden! Er hat sie irgendwo versteckt. Was meinst du, wie sehr ich nach dieser Nacht, nach ihr gesucht habe?! Sie ist einfach verschwunden. Mit dir in ihrem Bauch...", seine letzten Wort waren nur noch ein Flüstern. "Zum wirklich allerletzten Mal Black. Ich habe es dir immer und immer wieder gesagt in den letzten Jahren. Ich weiß nicht wo sie ist!!!",keifte Snape weiter und sank jedoch kraftlos zurück auf das Sofa. Dazu sagte niemand mehr etwas. "Und wie bin ich dann zu dir gekommen?", richtete ich mich an Remus. Er schmunzelte. Seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz. "Ich habe deinem Vater versprochen, mich um dich zu kümmern. Und eines Tages, lag ein kleines Bündel vor meiner Tür. Weiß Gott wie du dorthin gekommen bist, aber du warst da. Ich hab dich sofort in mein Herz geschlossen. Du warst wie eine eigene Tochter für mich" Ich lächelte bei seinen Worten. Wie hätte dieser Mann mir je etwas böses tun wollen? Vorsichtig legte ich meine Arme um ihn. Er war doch die Vaterrolle gewesen, die ich nie bekommen hatte. "Hmmm",räusperte sich Sirius und streckte ebenfalls die Arme aus. Skeptisch schaute ich ihn an. "Überleg doch mal was für ein lieber Hund ich, bis auf die Sache mit Ron, gewesen bin!", half er mir auf die Sprünge und setzte seinen besten Hundeblick auf. Seufzend, wechselte ich den Platz und drückte auch den ehemaligen Häftling kurz. Snape beobachtete mich dabei mit einem seltsamen Blick. "Was ist? Wollen Sie, öhm oder du?, auch eine Umarmung oder was?" Er schüttelte wage mit dem Kopf. "Bist du dir sicher Schniefelus? Sie ist gerade gut gelaunt, das erlebt man nicht oft.", zwinkerte Sirius mir zu und schubste mich schon in Richtung meines Vielleicht-Vaters?. Anders als erwartet war seine Umarmung warm. Keine Kälte. Kein Dunkel. Nur Geborgenheit und Halt. "Mit dieser Wendung hätte ich aber nicht gerechnet.", ein schmunzelnder Dumbledore trat aus dem hinteren Teil seines Büros hervor.
Ich hatte seinen Trick längst durchschaut. Er hatte uns einfach hier so lange sitzen lassen, bis wir von selbst mit der Diskussion begonnen hatten.
Nach einem weiteren Gespräch, indem geklärt wurde, dass Sirius sich vorerst im Hauptquartier vom "Orden des Phoenix" verstecken würde, verließ ich allein das Büro. Ich hatte mich meinen drei "Vätern" zwar etwas angenähert, aber ich brauchte Zeit. Zeit um all das zu verarbeiten.

Als ich die letzten Treppenstufen hinunterstieg, wartete bereits ein zerknirschter Cedric auf mich, der bereits zu einer Entschuldigung ansetzte. Doch ich unterbrach ihn: "Schon gut. Es ist alles in Ordnung." Er grinste und flüsterte mir ein: "Ich liebe dich", ins Ohr. Schnell zog ich ihn zu mir heran um ihn zu küssen. Wenn es etwas gab was ich in den nächsten Tagen machen wollen würde, dann war es die letzten verbleibenden Schultage zu genießen.
Und da konnte ich Streit mit Cedric nicht gebrauchen. Und doch, tief in meinem Herzen, spukte mir immer noch die Situation mit Fred herum...


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt