Das war gar nichts! / Kapitel 71

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Der Duft von frischem Kaffee und Kakao ließ mich wie ein Kaninchen schnuppern, bevor ich endgültig die noch immer etwas schweren Augenlider aufschlug. Gähnend drehte ich mich auf die andere Seite um nach Cedric zu sehen, doch sein Platz war leer. Suchend sah ich mich im Zimmer um. Kein Ced zu sehen. Vielleicht machte er gerade Frühstück? Das würde den leckeren Geruch, der aus der ,notdürftig in Zelt eingebauten, Küche erklären. Schnell mopste ich mir von meinem Freund einen langen Quidditchpullover, natürlich mit in den Hufflepufffarben, der mir bis zu den Knien ging, und tapste hinaus in den Wohnraum. Doch in der Küche stand nicht wie erwartet Cedric, sondern Amos, der sich mit einem Grinsen zu mir umdrehte. "Guten Morgen." Er prostete mir mit seiner Kaffeetasse zu und hielt mir einen Becher Kakao hin den ich dankend annahm. "Lange Nacht?" Er grinste schon wieder! Erschrocken und peinlich berührt zugleich, verschluckte ich mich an meinem Getränk und antwortete röchelnd und mit hochrotem Kopf. „Nein, eigentlich nicht." Sein Grinsen wurde noch breiter als es so schon war. Beinahe hätten seine Mundwinkel seine Ohren erreicht. "Ich konnte gestern Abend einfach nicht einschlafen und hab mich vors Zelt gestellt um frische Luft zu schnappen. Ced hat mich dann aufgegabelt und irgendwie bin ich dann bei ihm eingepennt." Ich lächelte entschuldigend und stellte den mittlerweile leeren Becher in die Spüle, nahm Amos seinen ebenfalls aus der Hand und begann die beiden Gefäße auszuspülen. Amos beobachtete mich dabei mit einem Lächeln. "Ist was?", fragte ich freundlich und trocknete bereits ab. "Nein. Ich frag mich nur wie so ein Chaot wie mein Junge, so ein nettes Mädchen wie dich rumbekommen hat." Er lachte und seine Augen leuchteten als er "mein Junge" sagte. "Ich nehme das mal als Kompliment.", kicherte ich. Amos war schon von Anfang an nett zu mir gewesen. Wir verstanden uns sehr gut und waren fast wie Kumpels, auch wenn Cedric das manchmal etwas peinlich war. Auch mit seiner Frau hatte ich keine Probleme. Sie war ein bisschen zurückhaltender als ihre beiden Jungs, aber dennoch konnte man sich mit ihr gut unterhalten. Wenn ich etwas gebraucht hatte war sie sofort an meiner Seite gewesen. "So nett ist sie doch gar nicht!", kam es plötzlich vom Eingang des Zeltes. Ein verschwitzter Cedric schaute und verschmitzt an. Freudig hüpfte ich auf ihn zu und fuhr ihm durch die mittlerweile vor Feuchtigkeit lockigen Haare. "Du blöder Stinker.", murmelte ich und kniff ihm dabei in die Wange. "So Kinder ich möchte euer Geplänkel ja nicht unterbrechen, aber Arthur hat uns zum Brunch eingeladen.", räusperte sich sein Vater vergnügt. "Alles klar. Ich hüpf bloß noch schnell unter die Dusche.", antwortete Cedric. Demonstrativ hielt ich mir die Nase zu um ihn zu provozieren. "Oh man ja, das hast du auch dringend nötig!" "Na warte" Kreischend sprang ich beiseite um seinen Piekser an meiner Hüfte auszuwischen. Dann bekam er mich jedoch doch zu fassen und küsste mich zärtlich. "Achja, noch einmal jung sein...",Amos beobachtete uns fast ein bisschen sentimental und seufzte theatralisch. "Dad!", beschwerte sich sein Sohn und verschwand schleunigst im Badezimmer. "Wir können ja schon einmal rübergehen. Meinst du nicht?", er ging bereits durch den Zelteingang und hielt mir die "Tür" auf. "Ach neeee! Guck an, das verlorene Schaf ist wieder aufgetaucht. Wir haben uns schon gewundert wo du steckst Lounachen!", begrüßte mich George und stieß mir glucksend in die Seite. "Warum bist du überhaupt bei uns mitgekommen, wenn du doch überhaupt nicht hier pennst?!", Fred sah mich enttäuscht an. "Wie, du hast nicht hier geschlafen? Wo denn dann?", kam es von Ron. Ginny lachte laut los und steckte damit Hermine an, die sich entschuldigend die Hand vor den Mund hielt. "Kinder Kinder! Jetzt macht mal nicht so einen Trubel! Ich habe sie gestern noch zu uns eingeladen. Alles klar?" Amos zwinkerte mir zu und nahm dann am Tisch Platz. Trotz ein paar kleiner Sticheleien wurde es doch ein lustiger Tag. Zusammen mit Fred, George, Harry, Ron und Cedric spielte ich ein paar Stunden Quidditch. Cedrics Dusche am Morgen hatte sich also überhaupt nicht gelohnt. Erstaunlicherweise vertrugen sich sogar Fred und Cedric ziemlich gut, oder George hatte seinen Bruder vorher kräftig geimpft, dass er sich zusammenreißen sollte.

Gegen Abend, als alle frisch und geduscht waren. Bereiteten wir uns auf das große Spiel vor. Ich schnappte mir die drei Hüte die ich am vorigen Tag ergattert hatte und setzte sie mir und den Zwillingen auf. So sah gleich jeder, dass wir zusammen gehörten. Wenn auch nur freundschaftlich. Cedric entschied sich gegen eine Neutralität und sah beinahe aus wie ein echter Bulgare als er fertig angezogen aus seinem Zimmer trat. Auch Ginny, Ron, Harry und Hermine mischten ihre Fankleidungen und strahlten jeder um die Wette.

Gemeinsam mit den beiden Familienvätern ging es schließlich los zum Stadion. Auf dem Weg dorthin zerquetschte ich Cedric vor Aufregung fast die Hand, was er mit einem leisen Jaulen kommentierte. "Sieh mal, da ist seine Obrigkeit von Malfoy.", spuckte Harry förmlich aus. "Neidisch auf meinen Logenplatz Potter?" Draco kam natürlich angelockt von Harrys Bemerkung, auf uns zu. "Hättest du wohl gern? Pass auf dass du nicht auf deiner schmierigen Haargellspur ausrutschst.", konterte der Auserwählte. "Reißt euch zusammen Jungs." Ich ging beschwichtigend dazwischen. "Louna wenn du willst kannst du mit uns kommen, mein Vater hat sicherlich nichts dagegen. Wir sitzen in der Ministerloge, direkt neben Fudge.", tönte Draco und schaute mich erwartend an. Plötzlich machte sich ein Gehstock zwischen uns breit und verschaffte seinem Besitzer Platz. "Hör auf zu prahlen Draco!" Lucius Malfoy trat vor seinen Sohn und schob ihn beiseite. "Ms. Black, wie schön Sie endlich einmal richtig persönlich kennenzulernen. Mein Sohn hat Recht, Sie können gern mitkommen, bei uns ist immer ein Plätzchen frei. Anders als bei denen." Er warf einen verächtlichen Blick auf die Weasleys die hinter mir standen. "Vorsicht!", keifte Cedric direkt neben mir und zog mich weg. "Danke, aber nein danke!", rief ich dem Langhaarigen noch zu, wurde aber weiter durch die tobenden Massen geschoben, bis wir endlich bei unseren Plätzen angekommen waren. "Herrliche Aussicht!", jubelte ich und stellte mich zu den Zwillingen die bereits begeistert mit den Köpfen über dem Geländer hingen. "Hoffentlich gewinnt Irland..." "Und Krum fängt den Schnatz.", vollendete George den Satz seines Bruder. "Hää? Hab ich mich da gerade verhört?" "Nein.", antworteten mir beide im Chor und starrten unentwegt weiter auf das Spielfeld. "Das passiert doch niemals. Wie kommt ihr denn auf so eine Idee?" "Frag Ludo Bagman.",antwortete Fred nur. Ludo Bagman? Da klingelte es doch in meinem Kopf. "Oh nein! Sagt nicht ihr habt darauf gewettet!", jaulte ich. "Oh doch." "Wie viel denn? Seid ihr wahnsinnig?" "Unsere Ersparnisse. Ganze 37 Galeonen, 15 Sickel, 3 Knuts und einen Juxzauberstab.",verkündeten beide. Ich klatschte mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Oh man, das könnte ja was werden.

Ein paar Stunden später konnte ich es zwar kaum glauben, aber die Zwillinge hatten tatsächlich recht behalten. Irland hatte gesiegt und Krum den Schnatz gefangen. "Der beste Sucher der Welt!", hatte Fred noch gebrüllt bevor er einen Freudentanz mit George angefangen hatte, der auch immer noch anhielt. Auch ich war von dem riesigen Ereignis noch richtig geflasht und tänzelte ebenfalls mit leuchtenden Augen durch das Zelt. Im Innenraum des kleinen Zeltes war es mittlerweile ziemlich stickig geworden, da sowohl Amos und Cedric, als auch die Weasley, Harry, Hermine und ich darin feierten. Heimlich stahl ich mich aus der Runde heraus, vors Zelte und setzte mich einige Meter abseits des Trubels auf eine Bank. Lange währte mir die Ruhe aber nicht den Fred war mir gefolgt. Erschrocken sprang ich von meinem Sitzplatz auf. "Wow langsam. Bin ich so grässlich, dass du dich so erschrecken musst.", startete er den Anflug eines Witzes. Ein schiefes Lächeln war meine Antwort. Die Situation von gestern wabberte immer noch in meinen Gedanken herum. Ich konnte sie einfach nicht vergessen. "Können wir reden?", riss mich mein Gegenüber aus dem Gedankensalat. Ich sog scharf die Luft ein. "Kommt drauf an worüber." "Über gestern früh.", kam es blitzschnell aus ihm herausgeschossen. Nein nein nein, bitte nicht darüber, bitte nicht! "Ich wüsste nicht was es da zu bereden gibt.", antwortete ich schnell und wollte mich an ihm vorbei schieben, um dem unangenehmen Gespräch aus dem Weg zu gehen. Doch Fred packte mich reflexartig am Handgelenk. "Doch, da gibt es was zu bereden. Du hast das auch gespürt, das weiß ich ganz genau!" Damit brachte er mich vollends aus der Fassung. Sein Daumen strich wieder wie selbstverständlich über meinen Handrücken. Ich schluckte schwer. Mein Herz drohte mir in meiner Brust zu zerspringen. "Ich hab gar nichts gespürt und du auch nicht!" Fassungslos schaute er mich an. "Du kannst das doch nicht so einfach unter den Tisch kehren, das gestern war..." "Gar nichts!", schnitt ich ihm den Satz ab: „Und es wird auch nie was werden!", schrie ich fast schon in meiner innerlichen Verzweiflung. "Das ist nicht wahr! Wir sind uns...", wieder einmal wurde Fred unterbrochen. Doch dieses Mal nicht von mir sondern von einem lauten Knall, der immer und immer wieder ertönte. Plötzlich waren Schreie zu hören viele Schreie. Auf einmal fingen unzählbare Menschenmassen an zu rennen in jegliche Richtungen. Instinktiv drückte Fred mich näher an sich.

"TODESSER SIE SIND HIER!", ertönte ein gellender Schrei.

Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt