Wir sind die Rumtreiber / Kapitel 15

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Ich rappelte mich aus dem weichen Gras hoch und folgte den Stimmen. Ich trat hinter einem Baum hervor und hielt mir erschrocken eine Hand vor den Mund. "Sirius?", flüsterte ich und machte einen Schritt in Richtung meines Vaters. Umgeben von ein paar Freunden lag er im Gras und kaute an einem Halm. Seine dunklen, wilden Locken standen in alle Richtungen. Er sah so unfassbar jung aus? Wo bei Merlin, befand ich mich, oder sollte ich eher fragen in welcher ZEIT befinde ich mich?
"Chloé Richard also hm?" Ein mittelgroßer Junge mit braunem Haar, kniff meinem Dad in die Seite. Hatte ich mich verhört? Er sagte Chloé Richard! Das ist der Name meine meiner Mutter! Unwillkürlich ging ich noch einen Schritt auf die kleine Truppe zu. Sie bemerkten oder viel mehr, sahen mich nicht. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und setzte mich neben sie, sodass ich jedes Wort verstehen konnte. Mein Vater seufzte auf: „Ja James. Chloé und sie wird es immer sein." James? Dann war das...oh Merlin! Ich saß hier gerade neben meinem und Harrys Vater! "Lass ihn doch James. Auch ein Sirius Black verliert einmal sein Herz.", ertönte eine ruhige Stimme hinter mir. Die Gruppe lachte und drehte sich zu ihrem Freund herum, ich tat es ihnen gleich. "Mein lieber Remus, du bist viel zu naiv!", tönte James. Oh heiliger Merlin! Ich musste mich gerade in der Zeit befinden von der mein Patenonkel mir erzählt hatte! Er, Sirius und James waren beste Freunde gewesen! Aber was hatte das alles mit Snape zu tun?
Ein etwas dicklicher Junge mit einem pickligen Gesicht sagte plötzlich. „Sieh mal James, Schniefelus steckt die Nase schon wieder in ein Buch!" Ich folgte seinem Zeigefinger und verlor endgültig meine Fassung.
Dort vor dem Baum, hinter dem ich vor ein paar Minuten noch gestanden hatte, saß unverkennbar Severus Snape. Die schwarzen mittellangen Haare hingen ihm ins Gesicht und seinen Mund umspielte ein entspanntes Lächeln.
"Das dämliche Grinsen wird ihm bald vergehen." Potter stand auf und Sirus folgte ihm sofort. Was hatten sie vor? James und Sirius gingen mit schnellen Schritten auf den lesenden zu. Der schien so vertieft in sein Buch zu sein, dass er die anderen gar nicht bemerkte. "Sirius, James! Lasst es gut sein!", rief Remus ihnen hinterher. Gut so Remus, dachte ich mir, jedoch hörten die anderen zwei nicht auf ihn. "Jetzt gibt es endlich mal wieder Ärger!", freute sich der dickliche Junge und klatschte in die Hände. Ich beäugte ihn ebenso skeptisch wie mein Patenonkel, stand dann aber auf und folgte meinem Dad. "Na Schniefelus!" Mein Vater stand jetzt genau vor ihm und fegte ihm das Buch aus den Händen. Ich kniff schon mal die Augen zu, da ich eine höchst unangenehme Antwort von Snape in der Form eines Fluches erwartete. Doch genau das Gegenteil geschah. Er machte nichts! Ich wiederhole, gar nichts! Severus Snape, machte weder seinen Mund auf, noch brachte er seinen Zauberstab zur Wirkung!
Mit offenem Mund verfolgte ich da Szenario das sich mir bot. Ängstlich sah der junge Severus zu den beiden hoch, rappelte sich dann auf und wollte verschwinden. Sirius hielt ihn jedoch am Ärmel fest. James hatte der weil das Buch aufgehoben. "Was liest du denn da schönes?" Er sah sich den Einband genauer an. "Romeo und Julia.", kam ihm Sirius zuvor. Mittlerweile waren auch Remus und der andere junge Mann, ihren Freunden gefolgt. James verzog den Mund zu einem Grinsen. „Liest du das um deinen Schwarm zu beindrucken hm? So ein schnulziger Mist!" Er pfefferte das Buch gegen den nächsten Baum und trat noch einen Schritt näher an Severus heran. Dieser ging ein paar Schritte zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baum stieß. Sirius lachte und griff fester um seinen Arm.
Bitte Dad, mach etwas! Mach etwas, das mir zeigt, das du doch kein schlechter Mensch bist, flehte ich insgeheim, wurde jedoch enttäuscht.
"Also..." Harrys Vater drehte sich zu den restlichen Leuten um, die dem Spektakel gefolgt waren. „Wer von euch will sehen wie ich dem guten Schniefelus die Hosen runterziehe?" Entgeistert starrte ich ihn an. Was ist denn ihn gefahren?! Ich blickte zu Remus, der schien ebenfalls nicht recht zufrieden zu sein. "Das könnt ihr auch anders klären.", startete er einen erneuten Versuch James von seinem Vorhaben abzubringen. "Halt die Klappe Remus! Er hats verdient. Wir sind die Rumtreiber!", hörte ich meinen Vater knurren. Im nächsten Moment ließ James einen Zauberspruch los und ich hielt mir die Hand vor die Augen. Was zum Merlin, hatte Snape ihnen getan!

Um mich herum verschwamm alles und keine zwei Sekunden später fand ich mich in einem Schlafsaal wieder. Grüne Vorhänge? Ich muss in den Kerkern bei den Slytherins sein! Plötzlich hörte ich ein leises Schluchzen, welches hinter einem der Bettvorhänge hervorkam. Langsam näherte ich mich dem weinendem Geräusch und fand einen ziemlich traurig drein blickenden Snape vor.
In diesem Moment zerriss mir sein trauriges Gesicht fast das Herz und ich empfand nichts als pures Mitleid für ihn. Der junge Snape strich sich die rabenschwarzen Haare aus dem Gesicht und nahm ein Bild von seinem Nachttisch. Neugierig kam ich noch ein Stück näher und sah auf das Bild. Darauf waren er und eine junges Mädchen mit langen rötlichen Haaren zu sehen. Beide waren als das Foto entstand noch ziemlich junge gewesen. Ein schönes Bild. Ich war noch ganz vertieft darin, als auf einmal die Tür des Schlafsaales aufflog und ein hochgewachsener Mann mit langen blonden Haaren den Raum betrat. "Was habe ich da gerade gehört?! Du hast dir von Potter und seinem schlampigen Freund Black die Hosen runterziehen lassen?!" Snape schreckte auf und legte die Hände über das Bild was auf seinen Beinen lag. Wie bitte, mein Dad eine Schlampe?! "Lass es Lucius...", hörte ich ihn leise sagen. Der Blonde kam weiter auf ihn zu. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Dieser arrogante Gang, die Haare, das hämische Grinsen Er erinnerte mich an jemanden, doch ich kam einfach nicht drauf wer es war.
Mit zwei weiteren Schritten war Lucius bei Severus angelangt und nahm seine Hände zur Seite. Er sah verächtlich auf das Bild was Snape zuvor noch in seinen Händen gehalten hatte. "Du willst doch nicht ewig diesem Schlammblut nachtrauern oder?!" Der Schwarzhaarige sagte nichts, sondern starrte weiter auf das Bild. Meine Unterlippe zitterte, er hatte das Mädchen Schlammblut genannt... Und mit einem Mal wusste ich wer dort vor mir stand. Lucius Malfoy, Draco Malfoys Vater! Mein Körper verkrampfte sich. Ich verspürte Abscheu. Malfoy war kein guter Mensch. Lucius entriss Snape das Bild. "Setz dich endlich zur Wehr Severus, oder ich werde dein Schlammblut leiden lassen!" Mit diesen Worten schmiss er das Foto aufs Bett und rauschte aus dem Schlafsaal. Zurück blieb ein herzzerreißend aussehender Snape, der ich mit dem Foto im Arm auf dem Bett zusammenrollte und einschlief. Ich senkte den Blick, er hatte wohl keine schöne Kindheit gehabt...

Wieder verschwamm alles und ich landete am Schwarzen See. Ich musste mich erst einmal orientieren und erkannte ein paar Meter weiter einen Jungen und ein Mädchen die am Ufer des Sees standen. Ich ging näher an die beiden heran. Es waren James und unverkennbar das Mädchen welches mit Severus gemeinsam auf dem Foto zu sehen war. "Lily Potter...", murmelte ich und konnte es kaum fassen.
Sie kicherte als James vor ihr auf die Knie ging. „James, was machst du denn da?" Er ließ sich nicht beirren nahm ihre Hand, küsste sie und antwortete: „Du bist das Mädchen von dem ich immer geträumt habe und..." Er machte eine kleine Pause, wurde rot und sprach weiter. „Ich könnte dich niemals wieder gehen lassen." Mit diesen Worten zog er sie zu sich heran und küsste sie. Beide hielten die Hand des jeweils anderen und sahen einfach nur glücklich aus. Ich seufzte leicht und sah mit verklärtem Blick auf die beiden.
Ein Knacken ließ sie auseinanderfahren. "Was war das?", fragte Lily. "Nichts, bestimmt nur ein Vogel..." James zog sie wieder zu sich heran.
Ich ging jedoch dem Geräusch nach und konnte wieder einmal kaum glauben wer dahinter steckte. Severus, wer auch sonst. Er stand versteckt hinter einem Baum und sah traurig zu Lily.  Eine Träne rollte ihm die Wange hinunter, die Schultern hingen trostlos herunter. Am liebsten hätte ich ihn in die Arme genommen. "Das Leben ist nicht fair.", murmelte er leise zu sich selbst und ließ seinen Tränen freien Lauf.
In dem Moment wurde es mir klar, er hat sie geliebt. James hat ihm das genommen, was ihm am wichtigsten war.
Wieder begann alles sich in Luft aufzulösen. Ich warf einen letzten Blick auf den jungen Severus Snape, den ich wohl nicht so schnell wieder aus meinem Gedächtnis bekommen werde, und tauchte prustend aus dem Denkarium wieder auf.

Dumbledore beobachtete mich belustigt und zauberte mich schnell wieder trocken. Als ich mich wieder orientiert hatte, fuhr er fort: "Ich hoffe du verstehst jetzt, dass es für Professor Snape nicht einfach ist. Das Leben war nie fair zu ihm." "Woher haben sie diese Erinnerungen?", fragte ich stattdessen. Der alte Zauberer lachte leicht. „Das, liebe Louna, bleibt mein Geheimnis." Er hat sie von Snape selbst,schoss es mir in den Kopf. "Ich habe meinen Dad gesehen. Remus war auch da, Lucius Malfoy, James und Lily!", sprudelte es aus mir heraus. Mein Schulleiter schmunzelte: „Ja, ihr Vater und seine Freunde. Das war eine nicht aufhaltende Rasselbande. Wahrscheinlich kann man sie mit dir und den Weasleyzwillingen vergleichen." Ich wurde rot und nickte leicht. "Es ist besser wenn du jetzt gehst Louna. Du musst dir sicherlich ein paar Gedanken um das machen, was du gesehen hast. Ich stelle dich für heute vom Unterricht frei." Innerlich jubelte ich und grinste. "Aber der versäumte Stoff wird natürlich nachgeholt!" Der Weißbärtige zwinkerte mir zu und geleitete mich zur Tür. "Ach und eins noch. Es wäre schön, wenn du das eben gesehene für dich behältst. Ich glaube kaum, dass es Professor Snape erfreuen würde wenn Harry oder irgendjemand anderes von seiner Vergangenheit erfährt." Ich nickte heftig mit dem Kopf. Das würde zwar bedeuten das ich Harry nichts erzählen konnte, jedoch würde ich Dumbledores Vertrauen niemals missbrauchen. "Sie können sich auf mich verlassen Sir.", antwortete ich und trat aus dem Büro. Er schüttelte mir die Hand und sah mir noch nach als ich die Wendeltreppe wieder herunter fuhr. Unten angelangt lief ich niemand geringerem als Professor Snape in die Arme


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt