Nächtlicher Ausflug / Kapitel 25

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Gemeinsam schlichen wir ,wenige Augenblicke später, an der schnarchenden Molly vorbei. Fred öffnete leise die Haustür. Diese knarzte einmal laut. Erschrocken drehte ich mich zu der Weasleymutter um, welche aber seelenruhig weiterschlief. "Puh, das war knapp!", flüsterte Fred und dirigierte mich nach draußen. "Nicht auszudenken, was passiert wäre wenn sie uns erwischt hätte!", ich musste kichern, der Rotschopf stimmte mit ein. Er nahm wieder meine Hand und führte mich weiter durch die Dunkelheit. "Wohin zum Teufel gehen wir?", fragte ich nach ein paar Minuten straffen Fußmarschs. Eigentlich hasste ich es spazieren zu gehen. Remus wollte mich schon früher immer zum Wandern überreden, aber das war einfach nichts für mich. Ich werde nie verstehen wie man sinnlos und ohne Ziel einfach über Stock und über Stein wandern kann. Ich für meinen Teil schwinge mich lieber auf einen Besen und vollführe ein paar Flugmanöver! "Wirst du sehen.", antwortete der Weasley geheimnisvoll und ging ohne zu zögern tiefer in die Nacht hinein. Wie wollte er in der Dunkelheit überhaupt erkennen wo er hinlief? "Fred meine Füße fallen gleich ab!", jaulte ich nach einer gefühlten Ewigkeit. Er schmunzelte und murmelte. „Nur noch diesen Berg, hier hoch." Kurz bevor wir das Ende des Berges erreicht hatten, hielt mir mein bester Freund die Augen zu. "Was solln das jetzt?", nuschelte ich, legte meine Hände auf seine und versuchte sie wegzuziehen. "Pscht. Nicht aufregen, einfach nur genießen.", flüsterte er und führte mich die letzten Meter des Anstiegs nach oben, bevor er langsam die Hände wegnahm. Ich öffnete vorsichtshalber erst ein Auge, dann das zweite. Ich war vollkommen sprachlos. Mir bot sich ein wahnsinnig schöner Anblick. Direkt hinter dem Hang, erstreckte sich eine Muggelstadt. Im dunkeln leuchtete sie unaufhörlich, mal ging hier ein Licht an, dort ging eines aus. Vor der Stadt erkannte ich endlose grüne Wiesen, dahinter weitere Berge. Es war wunderschön. Fahles Mondlicht drang durch die dicken Wolken. "Wow", flüsterte ich. Fred war hinter mich getreten. "Magisch nicht?" Ich nickte fasziniert und lehnte mich an ihn. Noch nie hatte ich sowas friedliches gesehen. Hier schien alles still zu stehen, selbst die Zeit. Ich spürte die unmittelbare Ruhe die von Freds Körper ausging und seufzte tief. "Gefällt es dir?" Seine Brust bebte an meinem Rücken. "Sehr.", hauchte ich und konnte meine Augen nicht von dem magischen Tal abwenden. Die dunklen Wolken schoben sich beiseite und erste Sterne zeigten sich am Himmel. "Wie hast du es entdeckt?" Der Rothaarige schmunzelte über meine Neugier. "Ich bin über ein Muggle Buch darauf gestoßen. Es gibt eine Sage. Diese besagt nur wer reinen Herzens ist und tiefste Verbundenheit zu demjenigen spürt, mit dem er hierher kommt, der kann diesen Ort betreten." Ich lachte auf. "Du liest Bücher?" Er drehte mich zu sich herum und zog beleidigt eine Schnute. "Tschuldige, das hat nur so gepasst." Ich kniff ihm in die Wange und drehte mich wieder herum. "Komm.", er nahm mich wieder bei der Hand und ging mit mir zu einem umgekippten Baumstamm. Ich ließ mich darauf fallen und massierte mir die etwas schmerzenden Füße. Fred beobachtete mich belustigt. Ich streckte ihm die Zunge raus und legte dann die Beine ebenfalls auf den Stamm. Meinen Kopf bettete ich auf Freds Schoß. Verträumt schauten wir in die Sterne und ließen den jeweils anderen seinen Gedanken nachhängen.
"Glaubst du dein Vater ist wegen dir ausgebrochen?", unterbrach Fred nach einer Weile die Stille. "Ich..ich weiß es nicht." Er hatte meinen wunden Punkt getroffen. Die Flucht von Sirius bereitete mir Kopfschmerzen. Ich hatte Angst. Angst, dass Remus mit drin hängen würde. Angst, dass mein Vater kommen würde um mich zu holen. Angst, dass er meinen Freunden etwas tun würde.
Eine Träne rollte mir die Wange herunter und tropfte auf Freds Hose. "Hey...", er strich mir fürsorglich durchs Haar. "Ich passe auf dich auf. Versprochen." "Das mag sein, aber gegen das Böse kommt niemand an.", flüsterte ich deprimiert in die Nacht. "Jetzt hör mir mal zu...",der Weasley richtete mich auf und zwang mich ihm in die Augen zu sehen. "Jeder der versucht dir zu Nahe zu kommen, wird schmerzlich scheitern. Das schwöre ich dir ." Seine Stimme wirkte bedrohlich und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Ich hatte keinen Zweifel, dass er seine Drohung wahrmachen würde. "Ich hoffe, dass Remus damit nichts zu tun hat. Er würde sich nur unnötig in Schwierigkeiten bringen.", murmelte ich und starrte wieder auf das Tal hinab. "Das hoffe ich auch. Wenn wir Glück haben findet Dad ihn noch bevor er irgendwas dummes anstellen kann." "Kannst du dir vorstellen, was sie mit ihm machen würden, wenn rauskommt, dass er einem Schwerverbrecher zur Flucht geholfen hat oder ihm zumindest ein Versteck geboten hat? Die stecken ihn gleich mit nach Askaban!" Darauf konnte, oder viel mehr wollte Fred mir keine Antwort geben. "Wie kann er nur so ein hohes Risiko eingehen und mich, seine einzige Familie, so hintergehen?" "Du weißt doch gar nicht ob das wahr ist.", beschwichtigte mich der Rotschopf. Ich schnaubte auf. "Wie erklärst du dir dann, dass er sich ewig nicht mehr gemeldet hat, mir nicht auf meine Briefe antwortet und quasi untergetaucht ist?!" "Zugegeben, das ist in der Tat etwas seltsam.", der Weasley kratzte sich verlegen am Kopf. "Ich bin es einfach nur leid weißt du. Die Vergangenheit scheint nie zu ruhen. Ich bin müde Fred, ich bin das ewige Kämpfen müde!" "Ich weiß. Ich kann nur versuchen dich so gut es geht zu unterstützen und das werde ich.", antwortete er und drückte meine Hand. "Danke...",murmelte ich und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Er schlang einen Arm um mich und drückte mich an sich. Ein Weilchen verharrten wir in dieser Position. Vor Entspannung wäre ich beinahe eingeschlafen. "Ich glaube wir sollten langsam mal zurück.", nuschelte Fred in meine Haare. "Was? Wir sind doch...gerade erst...hier an...gekommen.", antwortete ich schlaftrunken und kuschelte mich enger an meinen besten Freund. Die Müdigkeit überkam mich. Ich hatte mir in den letzten Stunden so viele Gedanken gemacht, dass an Schlaf nicht zu denken gewesen ist. Umso mehr sehnte ich mich jetzt nach ein wenig Ruhe und abenteuerlichen Träumen. Grinsend hob Fred mich hoch und trug mich tatsächlich den ganzen Weg zum Haus zurück. Vor der Haustür setzte er mich jedoch ab und schlich mit mir leise durch das Haus, bis nach oben in Ginnys Zimmer, dass ich ja Merlin sei Dank diese Nacht für mich hatte. Er brachte mich ins Bett, deckte mich zu und beobachtete wie ich mich in die weiche Bettdecke kuschelte. "Gute Nacht.", flüsterte er und wollte gehen. Ich griff jedoch im Halbschlaf nach seiner Hand. "Nicht...gehen, du...hast versprochen...*gähnen*, auf mich .... aufzupassen." Er schmunzelte und setzte sich auf die Bettkante, hielt meine Hand fest umschlungen. Es dauerte nicht lange und ich war eingeschlafen. Auch Fred überkam die Müdigkeit und er legte sich ebenfalls ins Bett. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir gemeinsam in einem Bett schlafen, dachte er sich und schlief zufrieden, mit einem Lächeln auf den Lippen, ein.

Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt