"Ms. Black. Immer noch beim Schulleiter oder schon wieder?" Sein dunkler Bariton drang direkt in mein Herz und ich musste an den jungen und verunsicherten Snape denken. Als die Gedanken an sein Leiden wieder zurückkamen, bekam ich sogleich wieder Mitleid mit ihm. Ich kam nicht mal auf die Idee ihm eine dumme Antwort zu geben, was er anscheinend bemerkte. "Ist was?" Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch. Ich haderte mit mir, am liebsten würde ich mich im Namen meines Vaters bei ihm entschuldigen, aber dann müsste ich erklären woher ich von seinen Diskrepanzen mit meinem Dad und seinen Freunden wusste und dann würde Snape zu Dumbledore rennen und mich anschwärzen. Ich stöhnte leise auf, was der Professor mit einem fragendem Blick quittierte. "Schwieriges Leben was?", gab er sarkastisch von sich. Da fiel mir etwas ein. "Sie haben Recht. Das Leben ist nicht fair.", wiederholte ich den Satz, den er am schwarzen See vor sich hin gemurmelt hatte als er Lily und James zusammen sah. "Aber es gibt Menschen, die sind stark und gehen trotzdem weiter voran und dann gibt es Menschen, die bereuen was sie getan haben und bekommen dafür ihre Strafe. Ich denke Sie gehören glücklicherweise zur ersten Sorte." Ich schenkte ihm ein schüchternes Lächeln und machte mich dann schnell an ihm vorbei. Das er mir noch verwirrt nachschaute, aber sich ein kleines Lächeln auf seine sonst so harten Gesichtszüge stahl, sah ich nicht doch ich konnte es fühlen.
Gedankenverloren wanderte ich durch die Gänge, ohne wirklich zu wissen wohin ich sollte. Letztendlich fand ich mich erneut auf dem Astronomieturm wieder. Ich hielt meine Nase in den Wind und ließ die letzten Erinnerungen die ich gesammelt hatte, noch einmal Revue passieren.
Ich hatte zum ersten Mal seit langem meinen Vater wieder gesehen, zwar in der Vergangenheit, aber immer noch. Und dann war da noch die Sache mit meiner Mutter... er hatte von ihr gesprochen. "Chloé Richard.", murmelte ich vor mich hin.
"Sie war eine begabte Hexe." Eine dunkle Stimme schlich sich in mein Ohr. Ich erkannte sofort wer ebenfalls den Turm betreten hatte. "Sind Sie mir gefolgt?", platzte es aus mir heraus. Er setzte wieder den typischen Snape Blick auf und brummte: „Nein, ich habe nur eins und eins zusammengezählt. Ich bin nicht so dumm wie Sie denken." Ich drehte mich wieder zum Geländer und blickte über die Landschaft. "Kannten Sie sie?" Ich weiß auch nicht woher ich plötzlich den Mut nahm mit ihm darüber zu sprechen. "Ihre Mutter?", er war ebenfalls ans Geländer getreten. Ich nickte, vielleicht bekam ich aus ihm heraus was damals mit ihr und Sirius geschehen ist. "Ja, sie war eine sehr besondere Hexe." Ich drehte mich nun ganz zu ihm um. "Erzählen Sie mir von ihr?" Seine Miene war nicht zu deuten. Er behält wie immer seine Maske. "Ich finde das sollte ihr Vater übernehmen.", antwortete er ohne mich anzusehen. "Mein Vater ist aber nicht hier.", gab ich zurück. Sein Schwarzer Umhang wehte im Wind. Er sieht aus wie eine Fledermaus. "Fledermäuse sind in der Tat schöne Tiere Ms. Black." Ich lief rot an. Hatte er allen Ernstes meine Gedanken gelesen?! "Ja das habe ich.", kam es wieder von ihm. Okay, reiß dich zusammen! "Sie denken zu laut." "Spezialität.", antwortete ich knapp. "Sie sind wie ihr Vater. Nur das noch ein Schwung von Lupin in ihnen steckt.", Dieses Mal klang er nicht allzu negativ. "Das sagen alle, aber niemand erkennt etwas von meiner Mutter in mir wieder." Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Das was ich heute gesehen hatte lastete auf mir. Die Vergangenheit von Sirius und meiner Mutter, die immer noch wie eine dunkle Wolke über mir schwebte ließ keinen Sonnenschein durch. "Sie sehen ihr definitiv ähnlich.", sagte er und drehte sich ebenfalls zu mir um. "Was schauen Sie mich so ungläubig an? Sie wissen doch wie ihre eigene Mutter aussieht?!" Ich lachte auf, da war ihm wohl ein Stück meines Lebens nicht bekannt. "Ich habe keinen Kontakt zu ihr. Sie wissen doch sicherlich, dass ich bei Remus aufgewachsen bin." Der Professor sah mich lange an und nickte.
Er erinnerte sich an seine eigene Kindheit zurück. Diese war ebenfalls nicht so verlaufen, wie man es sich als Kind erträumt hatte. Er hatte nie die Liebe erfahren, die ein Kind von seinen Eltern bekommen sollte. Auch er hatte sich im Laufe der Jahre von seiner Mutter entfernt. Sein Vater, der bereits verstorben war, hatte sich nie groß um ihn gekümmert.
Das die kleine Black nun vor ihm stand und Erinnerungen an ihre Mutter in ihm weckte, zerriss ihn innerlich. Severus riss sich zusammen und verschloss diese Gedanken wieder ganz tief in seinem Herzen. Er hatte geschworen nichts davon wieder an die Oberfläche gelangen zu lassen.
"Lupin war schon immer der Fürsorgliche gewesen. Er war der Vernünftige. Im Gegensatz zu ihrem Vater." Da fiel mir noch eine Sache ein, die mich brennend interessierte. "War mein Dad wirklich so schlimm was Frauen angeht? Ich meine, hat er meine Mum vielleicht betrogen?" Der Schwarzhaarige zuckte bei diesen Worten leicht zusammen, bewahrte jedoch seine übliche Fassade. "Es liegt nicht in meiner Hand Ihnen die Vergangenheit ihres Vaters zu erläutern. Warum fragen sie nicht ihren Werwolfziehvater.", gab er gewohnt schnippisch zurück. Ich seufzte. "Er ist verschlossener als ein Grab. Irgendwie möchte er nicht an diese Zeit denken, geschweige denn daran erinnert werden." Snape lachte leicht und fuhr sich durch die Haare. "Es tut mir leid.", murmelte ich. Er zog wieder eine Augenbraue nach oben. "Was tut Ihnen leid?" Ich nahm all meinen Mut zusammen und antwortete: „Was mein Dad, Harrys Dad und Remus Ihnen angetan haben." Seine Fassade bröckelte langsam. "Das ist Vergangenheit.", sagte er kühl, zeigte jedoch den Anflug eines schwachen Lächelns. "Ich weiß sie haben Lily sehr gemocht.", murmelte ich leise. Er horchte auf. "Kein Wort bei Potter über Lily. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?!" Seine Stimme bebte. "Von mir erfährt niemand was. Ich kann Geheimnisse für mich behalten. Ich bin nicht so dumm wie Sie denken!", wiederholte ich seine Worte vom Anfang der Konversation. "Ich halte Sie nicht für dumm." Ich traute mich kaum ihn anzusehen. Ich wurde aus dem Professor einfach nicht schlau, denn es kam mir so vor, als gäbe es da etwas, das er unbedingt loswerden wollte, jedoch immer wieder unterdrückte. "Ich halte Sie auch nicht für dumm.", antwortete ich. "Nur für gemein und verletzlich.", schob ich hinterher. Ich lachte hörbar leise auf: „Wer gemein ist, ist immer verletzlich." Daraufhin wusste ich nicht was ich antworten sollte und richtete meinen Blick wieder auf die Landschaft vor mir, er tat es mir gleich.
Unfassbar, ich stand hier mit dem Zaubertrankprofessor, der mehr über meine Familie wusste als ich selbst. Und ich dachte mein Leben, konnte nicht noch merkwürdiger werden.
Eine Weile standen wir einfach so da und hingen jeder seinen Gedanken nach.
"Sie sollten Wissen, das sich Menschen nicht über ihre Herkunft identifizieren. Egal wer ihre Mutter oder wer ihr Vater ist. Sie sind ein eigenständiger Mensch und treffen, sehr zu meinem Leidwesen, eigene Entscheidungen. Lassen Sie sich nicht die Sonne nehmen, nur weil ein paar Wolken sie verdunkeln möchten." Überrascht starrte ich ihn an. Mit solchen Worten hätte ich niemals gerechnet. "Was? Glauben Sie aus meinem Mund kommt nie ein nettes Wort?", gab er gewohnt schnippisch von sich. Doch ich lächelte ihn nur an. "Danke." Er nickte und zeigte ein kleines Lächeln. "Ich glaube ich sollte langsam gehen.", sagte ich. "Das sollte Sie wohl. Sie haben einiges an Unterricht nachzuholen. Nächste Stunde. Test in Zaubertränke.", antwortete er. Ich grinste leicht, drehte mich um und verschwand die Treppen nach unten.
Severus blieb nachdenklich zurück. Wenn die Sie wüsste, wie tief er in der Vergangenheit ihrer Eltern mit drin steckte, würde Sie ihm wahrscheinlich nicht mehr so dankbar sein.
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Louna Black- Shadows of the past
FanfictionWir schreiben das Jahr 1991. Für die Tochter des berüchtigten Massenmörders Sirius Black, Louna, beginnt ein völlig neues Kapitel als sie gemeinsam mit dem goldenen Trio nach Hogwarts kommt. Getrieben von der dunklen Vergangenheit ihres Vaters, an d...