Peinliche Situationen sind nicht peinlich / Kapitel 23

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"Black visiert den Ring an. Sie gewinnt an Tempo, weicht einem Gegenspieler aus und wird schneller, immer schneller! Der Ring ist zum Greifen nah! UND BOOM! VERSENKT!", kommentierte Fred grinsend mein Flugmanöver. Lachend flog ich einen Looping und sank danach weiter zur Erde hinab. Neckend umkreiste ich Fred ein paar Runden und kam letztendlich auf dem Boden auf. "Super Flugtechnik!", George flog mit einer Affengeschwindigkeit auf uns zu und bremste aber in letzter Sekunde ab. Fred klopfte mir anerkennend auf die Schulter. "Ich glaub wir haben unsere nächste Topjägerin gefunden!" George schloss sich ihm an. "Absolut. Jetzt musst du Oliver nur noch schöne Augen machen und zack! Hast du dein Ticket ins Team." Ich schüttelte tadelnd mit dem Kopf. "In deinen Kopf möchte ich echt nicht gucken George Weasley!" "Ich lieber auch nicht.", gluckste er und sein Bruder stimmte mit ein. Ich hielt die Nase in den Wind. Anderthalb Wochen waren vergangen seit ich bei den Weasleys eingeflogen bin. In den letzten Tagen hatten die Zwillinge unaufhörlich mit mir trainiert und mir keine freie Minute gelassen. Ein paar Mal hatte ich versucht Remus zu erreichen, doch er schien wie vom Erdboden verschluckt. Das wiederum machte mich stutzig. Er war nie länger als ein, zwei Tage von Zuhause weggewesen. In dieser Hinsicht zahlte sich das harte Training aus, denn es lenkte mich von meinen sorgenvollen Gedanken ab. Nicht mal Fred und George hatte ich von meinen Sorgen erzählt, obwohl wir sonst keine Geheimnisse voreinander hatten. Ich konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Beide Weasleys zogen eine Augenbraue nach oben und musterten mich skeptisch. "Ist was?", fragten beide wie aus einem Mund. Ich winkte ab, schwang mich auf meinen Besen und hob erneut vom Boden ab. "Was ist? Wollt ihr da unten Wurzeln schlagen? Oder habt ihr das Fliegen verlernt?", rief ich meinen besten Freunden frech zu und flog im Kreis um sie herum, was sie ebenfalls anstachelte sich auf ihre Besen zu begeben. George versuchte mich zu fangen, doch ich wich ihm geschickt aus und flog im Zickzack durch die Bäume. "Fresst meinen Staub ihr Opis!", lachend legte ich an Tempo zu. Das ließen sich die beiden natürlich nicht gefallen und jagten mir hinter.
Die rasante Jagd bescherte uns einige Lacher und wir ließen uns einige Zeit später erschöpft ins Gras fallen. Verträumt blickte ich in den Himmel. Kleine Schäfchenwolken zogen an mir vorbei. Wie friedlich es hier doch war. Ich hob meinen Kopf ein Stück beobachtete die beiden Brüder die rechts und links von mir lagen. George lag flach und mit geschlossenen Augen da. Ein leichtes Schnarchen drang nach ein paar Minuten aus seinem Mund und ließ mich schmunzeln. Fred hingegen hatte die Ellenbogen auf den Boden aufgestützt und den Kopf in den Nacken gelegt. Seine Augen waren ebenfalls geschlossen und seine Lippen umspielte ein verträumtes Lächeln. Ich musste ebenfalls lächeln und kraulte den beiden Rothaarigen sanft durchs Haar. In diesem Moment empfand ich pures Glück. Ich war der festen Überzeugung, dass mir dieses Gefühl niemand mehr nehmen könnte. Womit hatte ich diese beiden verdient?
Nachdem jeder von uns eine Zeit lang seinen Gedanken hinterherhing oder ,wie George in diesem Fall, einfach nur döste, machten wir uns auf den Weg zum Mittagessen.
Schon von weitem hörte ich aufgeregte Stimmen, eine davon gehörte definitiv nicht zum Weasleyhaushalt, kam mir aber dennoch mehr als bekannt vor. "Hermine!", kreischte ich im nächsten Moment und fiel meiner besten Freundin um den Hals. Der Lockenkopf erwiderte meine Umarmung und plapperte sogleich drauf los: „Bei Merlin, ich hab dich so vermisst, auch wenn es nur ein paar Wochen waren! Wie waren deine Ferien bis jetzt? Ich hab dir so viel zu Erzählen!" "Na dieses Plappermaul haben wir auch ganz besonders vermisst.", Fred stand verschmitzt lächelnd im Türrahmen und begrüßte Hermine. "Wann bist du denn überhaupt angekommen?", wollte ich wissen, "Vor ein paar Minuten erst. Arthur hat mich hergebracht." Ich nahm ihre Tasche und folgte ihr nach oben in Ginnys Zimmer. Kichernd verschwanden wir darin. Fred, der immer noch im Türrahmen stand, sah uns nach, schüttelte lachend den Kopf und murmelte: „Mädchen!" Er ging ebenfalls die Treppe nach oben und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Währenddessen waren Ginny, Hermine und ich schon heftig am Tratschen. Es tat gut auch mal eine Runde Mädchentalk zu führen. Auch wenn ich Fred und George alles anvertrauen konnte, über gewisse Mädchendinge sprachen wir trotzdem nie. Wahrscheinlich war es auch besser so.
Wie wir so waren, kamen wir natürlich nicht am Thema Jungs vorbei. Hermine tauschte einen verschwörerischen Blick mit Ginny. "Hat sich Cedric mal in den Ferien gemeldet?" Ich wusste genau worauf die beiden anspielten. Natürlich hatte ich ihnen von dem riesen Cedric Chaos im ersten Jahr erzählt ,Hermine wusste ja sowieso Bescheid, und fürs erste war die Sache auch erledigt gewesen. Doch je mehr Zeit ich mit dem Hufflepuff verbrachte, desto mehr schwor Hermine darauf, dass Cedric nicht nur Freundschaft im Sinne hatte. Doch wie auch die Jahre zuvor hatte ich keine Lust mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und vermied jegliche Diskussion mit ihr darüber. Der Lockenkopf grinste mich gerade vielsagend an und auch Ginny bedachte mich mit einem -Ichweißesbesseralsdu- Blick. "Jetzt guckt nicht so! Ich kann euch leider nicht sagen was ihr hören wollt. Wir haben uns einmal gesehen und waren zusammen im Kino. Ansonsten haben wir telefoniert. Mehr gibt's da nicht zu erzählen.", sagte ich schulterzuckend. "Ihr wart im Kino?!",tönten beide im Chor. "Wieso wissen wir nichts davon?" Die Rothaarige zog einen Schmollmund. "Na weil es nicht großartig von Bedeutung für mich war. Also echt, ihr tut ja so als hätte ich ein riesiges Geheimnis vor euch!" "Wer weiß, vielleicht bis du auch heimlich mit Cedric zusammen und willst es nur nicht sagen!", Hermine klatschte sich mit Ginny ab. "Ich muss mal aufs Klo!", murmelte ich und entzog mich aus der für mich unangenehmen Situation. Ich rannte ins Bad, verschloss die Tür hinter mir und lehnte mich mit der Stirn an den Türrahmen. "Na Hallöchen." Ich fuhr herum und musste erschrocken feststellen, dass ich mich nicht allein im Badezimmer befand. Natürlich war es Fred, der mit nassen Haaren und nur mit einem Handtuch um den Unterleib gewickelt, vor mir stand. Innerlich verfluchte ich Merlin für dieses Szenario, wieso musste sowas immer mir passieren? "Wenn du das nächste Mal hier so reinplatzt, können wir ja gleich zusammen duschen gehen!", scherzte Fred in seiner üblichen Tonlage und giggelte vor sich hin. Warum verdammt schloss er nicht einfach ab?! Mein sonst so freches Mundwerk hatte seine Sprache verloren. Während ich vor Scham im Boden versinken wollte, wuschelte sich der Weasley durch die nassen Haare, überprüfte sein Antlitz im Spiegel und tat als wäre das gerade eine ganz normale Situation. Eigentlich wollte ich ja nicht gucken, aber ich tat es doch. Langsam ließ ich meinen Blick über den Rothaarigen gleiten. Er ist größer geworden und muskulöser, flüsterte es in meinem Kopf. Auf seinem Bauch zeichneten sich deutlich ein paar Muskelkonturen. Mein Blick wanderte weiter zu seinem Gesicht. Seine rehbraunen Augen strahlten, die Sommersprossen tanzten im Sonnenschein um die Wette und sein Haar, was mal feuerrot gewesen war, hatte sich zu einem noch schöneren Kupferrot verändert. Nur mit allergrößter Willenskraft konnte ich mich losreißen und stürmte peinlich berührt aus dem Bad. Während Fred lachend die Tür verschloss, verkroch ich mich wieder zu Hermine und Gin ins Zimmer. Erst am Abend traute ich mich wieder ins Bad, vergewisserte mich aber vorher durch anklopfen ob sich jemand darin aufhielt. Ich schlüpfte hinein, verschloss die Tür sorgfältig und gönnte mir erstmal eine heißte Dusche. Als ich wenig später fertig war. Waren meine Gedanken schon wieder etwas abgekühlt. Diese peinliche Situation werde ich ganz bestimmt aus meinem Leben streichen. "Aber 100 Prozentig.", murmelte ich zu mir selbst, föhnte mir die Haare und zog mich an.
Es war bereits Zeit zum Abendessen und ich tappte als letztes in die volle Küche. Mit einem Mal richteten sich alle Augenpaare auf mich. "Ist was?", fragte ich verdattert in die Runde. "Hab ich was angestellt?" Alle schüttelten den Kopf. Ich ließ mich neben Hermine fallen und wartete darauf, dass jemand anfangen würde zu sprechen. Eine unbehagliche Stille bereitete sich aus und hielt für einige Minuten an, bis sie von Arthur unterbrochen wurde. "Sie findet es sowieso raus Molly! Sie hat ein Recht darauf es zu erfahren." "Sie ist noch immer ein Kind!", rief Molly aufgebracht. "Was ist denn auf einmal los?" Langsam machten sie mir allesamt ziemliche Angst. Fred tauschte einen Blick mit seinem Vater, der ihm zunickte, und schob mir eine Blitzausgabe des Tagespropheten über den Tisch. Ich las die Schlagzeile und mit einem Mal wurde mir schwarz vor Augen. Nur der Titel hallte immer wieder in meinem Kopf.
"Massenmörder auf freiem Fuß-Sirius Black flieht aus Azkaban"

Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt