Zwei Wochen später rannte ich schnaufend durch die schier endlosen Gänge Hogwarts und verfluchte mich dabei selbst. Meine Pünktlichkeit ließ mal wieder zu wünschen übrig. Mit Schwung bog ich um die nächste Ecke und prallte voll gegen jemanden. Verärgert rieb ich mir den Kopf und blaffte: "Bei Merlins Bart! Kannst du nicht aufpassen?!" Der Braunhaarige richtete sich auf und hielt mir grinsend mein Verwandlung-für-Anfänger-Buch hin, welches mir beim Aufprall entglitten war. "An deiner Stelle würde ich mich schnell aus dem Staub machen. McGonagall ist nicht unbedingt für Gnade bekannt. Du kannst von Glück reden, wenn du nachher noch lebst." Und mit diesen Worten ließ er mich verdutzt stehen, drehte sich aber noch einmal um und wank mir zu.
Ich schüttelte den Kopf und setzte meinen Weg zum Verwandlungsklassenraum fort, allerdings nahm ich mich vor den nächsten Ecken in Acht."Miss Black! Schön, dass Sie uns auch noch beehren." McGonagall verzog keine Miene und deutete streng auf den noch einzigen freien Platz im Raum. Natürlich neben Draco Malfoy. Harry, mit dem ich mich in den vergangenen Tagen gut angefreundet hatte, warf mir einen mitleidigen Blick zu. Was solls, Strafe muss sein, wahrscheinlich war das auch McGonagalls Plan gewesen. Seufzend ließ ich mich neben Draco fallen und warf missmutig meine Pergamente und die Schreibfeder auf den Tisch. "Na Black? Hast du noch eine kurze Runde durch Askaban gedreht und warst jemanden besuchen?" Das hämische Gelächter des weißblonden Jungen neben mir drang an mein Ohr. Bei seinen Worten versteifte ich mich und ballte die Hände zu Fäusten. Nur nicht aufregen und cool bleiben. Er blufft nur, er weiß gar nichts, versuchte ich mir einzureden. Noch bevor ich über eine vernünftige Antwort nachdenken konnte, war mein Mund mal wieder schneller. "Klar, hab deinem Papi von deiner großen Schnauze berichtet. Er hat sich sehr gefreut mich zu sehen." Sein Mund schnappte zu und hinter mir hörte ich das leise Glucksen einiger Gryffindors. Selbst Hermine, die eigentlich nicht auf solche Schlagfertigkeiten stand, verzog den Mund zu einem Grinsen. "Wenn Sie beide dann mit ihren Privatangelegenheiten fertig sind, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir nun mit dem Unterricht fortfahren?" Unsere Verwandlungslehrerin pochte mit ihrem Zauberstab ungeduldig auf das Pult, doch ich hätte schwören können ein leichtes Schmunzeln auf ihrem Gesicht gesehen zu haben. Doch ehe ich das nachprüfen konnte drehte sie sich zur Tafel um und plapperte drauflos ohne sich noch einmal umzudrehen. "Das wirst du bereuen, Black.", knurrte Draco. Lachend ignorierte ich seine Drohung und folgte weiter dem Unterricht. Was sollte mir Malfoy schon können? Ehe er mir was tun könnte, würde er wohl eher auf seiner schmierigen Haargelspur ausrutschen.
Als ich nach zwei wahrscheinlich endlos langen Stunden Verwandlung aus dem Klassenzimmer trat, stolperte ich erneut in die Arme des fremden Junges von vorhin. "Du lebst ja noch!" Seine braunen Augen trafen meine eisblauen und musterten mich interessiert. Ich starrte ebenso aufmerksam zurück. Er hatte braune Haare, war einen Kopf größer als ich und sah extrem sportlich aus. Wie alt er wohl sein mochte? "Na, anscheinend hatte sie einen guten Tag!" Der Braunhaarige zwinkerte mir noch einmal zu und verschwand in der Schülermenge. Wieder schüttelte ich den Kopf über diese seltsame Begegnung und folgte Harry und Ron in die große Halle zum Mittagessen.
Dort angekommen trafen wir auf Fred und George, die sich zu uns gesellten. "Ihr hättet dabei sein sollen!" "Malfoys Gesicht ist glatt stehen geblieben." Harry und Ron erzählten gerade den Zwillingen belustigt von meiner Begegnung mit dem Slytherin als mir, zum dritten Mal an diesem Tag, der Typ den ich umgerannt hatte entgegenlief. Er spazierte am Gryffindortisch vorbei und wank mir zu.
Errötend versteckte ich mein Gesicht hinter meinen langen, dunkelbraunen Haaren. Und wieder einmal fragte ich mich wer er wohl war. "Spitze! Hast du super gemacht Kleine!" Fred stupste mich an. "Hm? Was? Sorry ich war gerade abgelenkt. Wovon redest du?" Der Rothaarige warf mir einen skeptischen Blick zu. "Na von deiner Schlagfertigkeit gegenüber der Schlange. Dem hast du es gegeben. Damit hatte der Hundertprozentig nicht gerechnet." Die Zwillinge klatschten mich ab und fragten nach meinem bisherigen Tag. Doch nach ein paar Minuten rutschte ich wieder in meine Träumereien und ließ Ron und Harry erzählen. Ich ertappte mich dabei wie ich die große Halle nach dem unbekannten Jungen absuchte. Jedoch keine Spur von ihm. Der Typ schien sich in Luft aufgelöst zu haben. "Suchst du was?" George blickte mich amüsiert an. "Ich? Nö. Ich...war in Gedanken schon bei meinen Verwandlungshausaufgaben. Irgendwie muss ich ja meine Unpünktlichkeit wieder ausgleichen." Ich verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. George schien allerdings nicht ganz so überzeugt. "Als ob dich Hausaufgaben interessieren würden." Er zog eine Augenbraue hoch. Das stimmte leider. Die letzten zwei Wochen war ich weder oft pünktlich gewesen, noch hatte ich alle Hausaufgaben erledigt, geschweige denn mich auf den Unterricht vorbereitet. Ich war viel mit den beiden Chaostwins unterwegs gewesen und hatte meinen Schwur gegenüber Remus, keine Streiche zu machen, schon gebrochen. Obwohl, naja eigentlich hatte ich ja die Finger gekreuzt, also galt der Schwur nicht. "Doch in diesem Fall schon. Ich glaub wenn ich nicht langsam mal in die Gänge komme, bringt mich die McGonagall noch um." Das meinte ich dieses Mal todernst und machte ein so ernstes Gesicht, dass alle lachen mussten, einschließlich mir.Abends als ich im Bett lag, kam mir Mr. Unbekannt wieder in den Sinn und ich überlegte fieberhaft ob ich ihn kannte. Jedoch fiel mir nichts ein. "Ich bekomm schon noch raus wer du bist.", murmelte ich in mein Kissen und warf mich schwungvoll auf die andere Seite, um endlich den ersehnten Schlaf zu finden. Die Verwandlungshausaufgaben hatte ich natürlich vergessen.
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Louna Black- Shadows of the past
FanfictionWir schreiben das Jahr 1991. Für die Tochter des berüchtigten Massenmörders Sirius Black, Louna, beginnt ein völlig neues Kapitel als sie gemeinsam mit dem goldenen Trio nach Hogwarts kommt. Getrieben von der dunklen Vergangenheit ihres Vaters, an d...