Cedric Diggory / Kapitel 6

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"Wie schön, dass Sie uns auch noch beehren Ms. Black. Mit Pünktlichkeit darf ich bei Ihnen also nicht mehr rechnen.", begrüßte mich McGonagall mehr tadelnd als freundlich.  Ihre Worte zogen an mir vorbei während ich weiter den Jungen anstarrte, dessen Namen ich nach unseren häufigen Begegnungen immer noch nicht kannte. Was bei Merlins Bart machte er hier bei meinem Nachsitzen? Langsam konnte das doch kein Zufall mehr sein!
Als ich wieder zu ihm schaute, blickten seine haselnussbraunen Augen direkt in meine grünen und er verzog den Mund zu einem frechen Grinsen. Ich lächelte peinlich berührt zurück und wurde unter seinem durchdringendem Blick eine Spur röter als ich sowieso schon vom Sprinten war.
"Wenn Sie so freundlich wären Platz zu nehmen?" Meine Lehrerin schüttelte den Kopf und deutete in Richtung der Pulte. Mr. Unbekannt winkte mich zu sich und ich ließ mich, immer noch perplex, neben ihm fallen. Außer uns und der alten Schachtel war keiner weiter im Raum und McGonnagall begann sogleich mit unserer Aufgabe. "Sie beide werden jetzt alle Kessel hier schrubben und die Zaubertrankzutaten, die neu eingetroffen sind, einordnen. Danach können sie gehen. Sonst noch Fragen?" Sie schaute uns einmal streng an und rauschte ohne eine Antwort abzuwarten zur Tür. An der Schwelle drehte sie sich jedoch noch einmal um. "Ich kontrolliere das, was sie hier verrichtet haben, also versuchen Sie erst gar nicht mich zu hintergehen!" Damit verschwand sie aus dem Klassenzimmer und der Braunschopf und ich waren allein.
"Und? Warum bist du hier gelandet?" Mr. Unbekannt sprang lässig auf ein Pult und ließ die Beine baumeln. Ich musste gestehen, für mich ist war das eine wahnsinnig peinliche Situation. Ich hasste es mit fremden Personen allein zu sein, meistens entstand dabei  immer so eine unangenehme Stille. Damit eben dies nicht passiert, gab ich ihm sogleich eine Antwort auf seine Frage. "Sagen wir mal so, Ich bin mir keiner Schuld bewusst und McGonagall kann mich einfach nicht leiden." Er lachte auf und zeigte dabei erneut seine perfekt weißblitzenden Zähne. Mein Gott Louna, es sind nur Zähne, krieg dich mal wieder ein, wies ich mich selbst zurecht. "Und du bist dir sicher, dass du nicht hier bist, weil du eventuell dauerhaft zu spät kommst?" Ich grinste und schnappte mir ein paar Zutaten zum Einordnen. "Nein, das ist eine dreiste Unterstellung!" Ich schaute ihn provokant an. "Verrätst du mir deinen Namen?" Er blickte mich erwartungsvoll an. "Louna...Louna Black. Wie du eben schon gehört hast." Ich lächelte schüchtern und drehte mich wieder zu den Zutaten um. Der Junge sprang vom Pult und kam auf mich zu. "Louna...der Name gefällt mir. Ich bin Cedric. Cedric Diggory, wenn du es genau wissen willst." Ohne ihn anzusehen antwortete ich: "Vielleicht wollte ich deinen Namen auch gar nicht wissen?" Er schmunzelte über meine Reaktion und half mir dabei die Zutaten richtig einzuordnen. Insgeheim freute ich mich natürlich darüber herausbekommen zu haben wem ich denn so häufig über den Weg gelaufen bin, "Du hängst sehr oft mit Fred und George rum oder?" Ich nahm ihm eine Affordilwurzel aus der Hand und stellte sie an ihren Platz. "Ja, eigentlich pausenlos. Kennst du sie?" Der Braunhaarige nickte. "Wir gehen in eine Klasse, sind aber nicht im selben Haus, wie du sicherlich schon bemerkt hast." "In welchem Haus bist du denn?" ,fragte ich neugierig. Der Junge kratze sich verlegen am Kopf:"Hufflepuff. Du bist eine Löwin wie ich gehört habe?" Ich lachte auf und fauchte ein "Rooooooaaaaarrrrr!" welches ihn wiederum zum Lachen brachte.
Während wir unsere Aufgaben beendeten unterhielten wir uns über alles Mögliche und bemerkten gar nicht wie die Zeit verging. Eigentlich waren wir schon lange fertig und hätten gehen können. Jedoch entschieden wir uns dagegen und redeten noch eine Weile.
Hin und wieder musste ich mich zusammenreißen, nicht von ihm zu schwärmen. Cedric war wirklich ein sehr zuvorkommender und witziger Junge. Natürlich konnte er nicht mit meinen beiden Zwillingen mithalten, trotzdem fand ich ihn irgendwie...nett.

"Und was machen deine Eltern?" Cedric stellte den letzten gesäuberten Kessel ins Regal und erwartete offensichtlich eine Antwort von mir. Von allen möglichen Fragen musste er ausgerechnet die schwerste nehmen. Wieder einmal stand ich an einer Weggabelung. Sollte ich Lügen und die erst neu entstandene Freundschaft darauf aufbauen und riskieren, dass er irgendwann doch die Wahrheit rausfinden sollte, oder sollte ich gleich ehrlich zu ihm sein?
Ich hatte nicht lange Zeit zum grübeln und so entschied ich mich für das zweite. "Meine Mom lebt in Frankreich. Ich habe so gut wie keinen Kontakt zu ihr und mein Vater ist Sirus Black. Der sitzt, wie du sicherlich weißt, in Askaban." Bam! Das hatte gesessen. Mein neu gewonnener Freund verzog sein Gesicht. Seine Miene deutete nichts Gutes. Zumindest kam mir das so vor. Plötzlich war es mir schrecklich unangenehm ihm von Sirius erzählt zu haben. Ich wollte nur noch weg. Seine Reaktion hatte mich verschreckt und ich kam mir so dumm vor.
Hastig schnappte ich mir meine Tasche. "Ich geh jetzt lieber.", sagte ich hastig und stürmte aus dem Raum. Sein Rufen: "Louna warte doch!" , überhörte ich. Ich rannte geradewegs in den Gryffindorturm. Tränen liefen mir die Wangen herunter. Warum bei Merlin, musste immer alles so kompliziert sein! Ich wollte gerade die Treppen zum Mädchenschlafsaal nehmen, als sich eine Hand um meinen Arm schloss und mich zu sich herumzog. Fred schaute mich besorgt an und hinter ihm tauchte ein ziemlich bedrückt aussehender George auf. "Warum zum Teufel weinst du Kleine?" Fred strich mir eine Träne von meiner Wange und sah mich fragend an. Ich haderte mal wieder mit mir ob ich ehrlich sein sollte. Doch wem sollte ich sonst vertrauen wenn nicht den Beiden? Beide schoben mich zum Sofa und ließen sich links und rechts neben mir fallen. "Du kannst immer mit uns reden, das weißt du." George drückte meine Hand und brachte mich zum Lächeln. Was würde ich nur ohne die Zwei tun?


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt