Die zweite Prüfung / Kapitel 84

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"Harry, du hast mir gesagt du hättest das Eierrätsel schon seit Wochen gelöst! Die nächste Prüfung ist in zwei Tagen? Wie zum Henker willst du das noch schaffen?", zeterte Hermine eine Woche später beim Frühstück. In der letzten Woche ist nicht viel passiert. Meine Freunde, zumindest die mit denen ich noch spreche, haben mich größtenteils versucht abzulenken. Irgendwie merkten sie, dass etwas im Busch war, jedoch traute sich keiner mich darauf anzusprechen. Fred stieß ebenfalls immer seltener zu uns und wenn er dann mal da war, verpieselte ich mich meistens zu Cedric, da wir ohnehin ständig zusammen waren und die letzten Ferientage genießen wollten. Ich hatte meinem Herzen und somit auch mir selbst verboten, weiter über Freds Worte auf dem Ball nachzudenken. Er hatte mich einfach kalt erwischt. Das war alles. Und damit war die Sache für mich endgültig aus der Welt. Und dennoch hatte er mich sehr verletzt. Er hätte mich wieder anschreien, oder weiter provozieren können, das hätte ich alles irgendwie weggesteckt, aber meinen Freund, besoffen und vor Wut bewusstlos zu prügeln, das nahm Züge an, die ich von ihm nicht im Mindesten kannte. Ich wollte nicht mit ihm reden. Ich wollte nicht mal an ihn denken, geschweige denn ihn sehen. Und es tat mir weh, sehr weh sogar. Unsere Freundschaft war mir immer die wichtigste von allen gewesen und jetzt war es, als hätte es sie nie gegeben. Das machte mir ziemlich zu schaffen, wenn ich ehrlich sein sollte.

Missmutig stocherte ich deshalb weiter in meinem Salat herum und hörte Hermines und Harrys angeregter Unterhaltung nur mit einem halben Ohr zu. Der Appetit war mir Dank meiner Gedankensuppe mal wieder vergangen. "Jedes Mal wenn ich das Drecksding öffne brüllt es. Und das in einer Tonlage, die ich mir nicht im geringsten vorgestellt hätte! Ich wette dein Viktor hat es schon gelöst.", grummelte er Hermine an. "Kann schon sein. Wir reden kaum über das Turnier. Frag doch mal Lou. Cedric hats bestimmt auch schon gelöst.", gab sie zurück und stupste mich an. "Ach Harry, bevor ich es vergesse...Cedric wollte eh mit dir reden. Am besten du gehst gleich zu ihm. Schien wichtig zu sein.", murmelte ich gedankenverloren und beobachtete wie Harry blitzartig vom Tisch aufstand und sich zu den Hufflepuff begab. Hermine warf mir derweil einen skeptischen Blick zu. "Weißt du was er mit ihm besprechen will?" Ich schüttelte den Kopf und schmiss meine Gabel auf den immer noch vollen Teller. "Keinen blassen Schimmer.", log ich. Natürlich wusste ich, was er ihm sagen wollte. Er würde ihm durch die Blume verraten wie er das verdammte Eierrätsel lösen könnte! Seufzend stand ich auf und verschwand noch einmal im Schlafsaal um meine Sachen für den Unterricht zu holen. Ich trödelte und war mal wieder ziemlich spät dran. In einem irrsinnig schnellen Tempo sauste ich deshalb die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinunter und übersah deshalb die letzte Stufe. Wankend konnte ich mich gerade noch so am Treppengeländer festhalten, meine Tasche verlor jedoch in meinem Eifer ein paar Bücher ,die auf den Boden purzelten. "Fuck!", fluchte ich laut und bückte mich um die Zettelage einzusammeln. Zwei starke Hände, eilten mir zur Hilfe. Überrascht schaute ich auf und erschrak sofort. "Fred!", entfuhr es mir, während meine Finger automatisch zu zittern begannen. "Hier." Er reichte mir mein Verwandlungsbuch und ein paar Aufzeichnungen aus den letzten Stunden. "Danke...",stammelte ich und vermied es ihm in die Augen zu sehen. Zu groß war die Angst, darin meine eigenen Gefühle wiederzufinden. "Sorry, ich muss los.", murmelte ich und wollte mich aus dem Staub machen, er hielt mich jedoch am Handgelenk fest und schaute mir aus seinen braunen Welpenaugen wehmütig in meine. "Ich vermisse dich.", flüsterte er. "Ich dich auch." Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Dann wandte ich mich aus seinem sanften Griff und stürmte aus dem Raum als wären die Todesser persönlich hinter mir her. Völlig außer Atem erreichte ich das Verwandlungsklassenzimmer, sogar pünktlich vor McGonagall, und ließ mich neben Ron fallen, der mich grinsend musterte. "Bisschen zu viel Schnellsport heute Morgen?" "Das kannste wohl laut sagen.", antwortete ich und holte kräftig Luft.

Der nächste Tag wurde kein bisschen weniger anstrengend und ereignisreich. Nicht nur Fred spukte am Abend vor der nächsten Prüfung in meinem Kopf herum, auch die Sorge um das noch nicht gelöste Rätsel von Harry, machte sich breit. Cedric hatte mir versichert, dass er genau wusste was er zu tun hatte, konnte mir aber auch nichts weiter verraten, da er fürchtete disqualifiziert zu werden. So hockten Ron, Hermine, Harry und ich am Abend vor der zweiten Prüfung in der Bibliothek und versuchten irgendetwas rauszufinden. "Sag es mir nochmal Harry." Hermine tigerte nervös durch die Abteilung in der wir gerade saßen. Genervt schlug ich mit dem Kopf auf einen Bücherstapel, der vor mir lag, lauschte jedoch Harrys Worten. "Komm such wo unsere Stimmen sind. Zum Grund des Sees hinab geschwind. In einer Stunde musst du es finden und gleich damit entschwinden." Welch schöne Poesie..."Es hat auf jeden Fall was mit dem Schwarzen See zu tun. Und du musst sicher eine Stunde lang die Luft anhalten.", gab ich von mir und rieb mir die schmerzenden Schläfen. Vom ganzen Nachdenken war mir schon schwindelig. "Ja aber was soll er denn finden?", stöhnte Ron. "Das ist doch egal. Wir brauchen erstmal etwas womit er überhaupt eine Stunde lang tauchen kann!", antwortete Hermine leicht gereizt, tigerte erneut hin und her und stieß dabei beinahe mit Professor Moody zusammen. "Weasley, Granger, Black. Professor McGonagall wünscht Sie in ihrem Büro zu sehen. Sie nicht Potter, nur die drei.", tönte er und warf einen verstohlenen Blick auf Harry. "Aber Sir, in ein paar Stunden beginnt die zweite Aufgabe und...",wollte ich drauflosreden, wurde aber von ihm unterbrochen. "Dann ist es besser für Potter, sich auszuruhen. Nicht wahr?" Augenrollend stand ich auf, warf Harry einen entschuldigenden Blick zu und folgte Hermine und Ron ins Büro der Hauslehrerin. "Was haben wir denn nun schon wieder verbrochen.", wollte ich Wissen, kaum dass wir zwei Sekunden in ihren Gemächern waren. "Nun, das wird Ihnen jetzt sicherlich nicht gefallen Ms. Black, aber das muss sein.", sprach die alte Hexe. Ich konnte nur noch beobachten wie sie Ihren Zauberstab erhob, dann wurde alles schwarz.

Das nächste was ich spürte war kaltes, um nicht zu sagen arschkaltes, Wasser! Prustend tauchte ich auf und hustete, bevor ich überhaupt wahrnahm wo ich war. "Beruhig dich Lou." "Cedric? Was bei Merlins Bart wird das hier?", zeterte ich. "Erkläre ich dir gleich. Los, erstmal zum Turm." Er deutete auf einen der drei im Wasser stehenden Türme, auf denen bereits jubelnde Mengen an Schülern standen. Dumbledore, reichte mir die Hand und zog mich vorsichtig aus dem Wasser. "Sieh mich nicht so an Louna! Das war nicht meine Idee!" Der alte Zauberer hob unschuldig die Hände und deutete auf den herantretenden Barty Crouch. Er reichte mir ebenfalls die Hand und gratulierte Cedric. "Ich verstehe hier nur Bahnhof.", bibberte ich und wickelte mir das Handtuch, welches Fleur mir gegeben hatte, enger um den Körper. "Sie müssen wissen, Sie waren Teil der zweiten Prüfung der Champions. Jedem Champion wurde letzte Nacht eine nahestehende Person "gestohlen", Sie sind das was ihr Cedric hat "finden" müssen.", erklärte Crouch. "Und das hat er mit Bravour gemeistert." Dumbledore klopfte meinem Freund begeistert auf den Rücken. Dieser lachte und wendete sich dann wieder mir zu. "Wie ich so herausgehört habe, bist du sogar Erster geworden! Glückwunsch!" Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Nur Dank dir. Was meinst du wie ich mich gewundert habe, als du gestern Abend einfach nicht mehr aufgetaucht bist. Keiner konnte mir heute früh sagen wo du bist." "Geniale Idee eigentlich mit den "Gestohlenen".", bemerkte ich grinsend. Cedric zog mich zu sich heran und wärmte mich so wenigstens. Nach einer Weile tauchte auch Krum gemeinsam mit Hermine, und Harry, sogar mit zwei Personen, auf. "Du Mutter Theresa musstest natürlich wieder zwei mitnehmen! Da konntest du einfach nicht dran vorbeisehen.", witzelte ich als Harry klitschnass vor mir stand. "Nur leider hat mir das nichts genutzt. Ich bin letzter geworden." "Nein, Vorletzter. Fleur hat aufgegeben.", zischte sich Cedric ein und gratulierte Harry ebenfalls zu seiner grandiosen Leistung. Und siehe da, seine Courage zahlte sich aus. Dumbledore und Crouch setzten ihn auf den zweiten Platz, da er ein so überaus moralisches Vorbild gewesen sei.

"So ein Moralisches Vorbild!" "Weiter so moralisches Vorbild!", tönten wenig später die Zwillinge als wir auf dem Weg zurück ins Warme waren. Ich lachte und dieses Mal ehrlich. Auch die zweite Prüfung war dieses Mal gut ausgegangen. Sowohl für Harry, als auch für Cedric, dem ich den restlichen Tag nicht mehr von der Seite wich. Ich war unfassbar stolz auf ihn und konnte das kaum in Wort fassen. "Mein Freund, der Champion!", rief ich überglücklich als wir nach ein paar Stunden beim Abendessen saßen. "Hey und was ist mir?" Harry tat gespielt beleidigt. "Jaaa du bist natürlich mein Oberchampion. Oder möchtest du von mir auch ein Küsschen auf die Wange bekommen?" Ich ahmte Fleurs Akzent und ihre Überglückliche Geste an Harry nach und erntete einige Lacher. Sogar Fred hatte sich zu uns gesetzt und schaute ausnahmsweise nicht grimmig. Als sich unsere Blicke begegneten, schenkte er mir ein Lächeln und zwinkerte mir verschmitzt zu. Auch wenn ich wollte, ich konnte nicht zurücklächeln. Ich kam mir vor, als würde ich Cedric hintergehen und mein Gefühlschaos hatte sich immer noch nicht richtig eingerenkt

Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt