Dunkle Ringe / Kapitel 66

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Doch bevor es überhaupt dazu kommen konnte, hallte ein dunkles "Louna!", durch den Gang. Erschrocken, fuhren Fred und ich auseinander. Am Ende des Gages tauchte bereits ein ziemlich aufgeregter Snape, mit einem schlecht getarnten Sirius im Schlepptau auf. "Was will er denn hier?",stammelte Fred und ließ peinlich berührt seine Hände von meiner Taille sinken. "Das ist jetzt egal! Los! Nichts wie weg hier!", panisch, schnappte ich wieder nach seiner Hand und zog ihn den Gang entlang. "Die kommen uns nach.",stellte er mit einem Blick auf den rennenden Snape fest. "Dann leg einen Zahn zu verdammt.",maulte ich und erhöhte mein Tempo.
Meine Gedanken und Gefühle fuhren gleichzeitig Achterbahn. Was zum Teufel war nur in mich gefahren?! Ich wollte gerade eben meinen besten Freund küssen! Oh man oh man oh man!
Wie bescheuert war ich eigentlich? Die ganze Sirius-Snape-Chloé-Sache machte mich noch vollkommen wahnsinnig. Und daran waren nur Sirius und Snape schuld! "Lou! Jetzt warte doch mal!",schnaufte Fred einige Meter hinter mir und blieb schließlich stehen. Doch ich wollte nicht anhalten. Dann war ich gezwungen sowohl mit ihm, als auch mit Sirius und Severus zu reden. Das bereitete mir beides ziemliche Bauchschmerzen... Ich wollte nur noch weg. Wie oft träumte ich in letzter Zeit davon, einfach zu verschwinden und alles hinter mir zu lassen. Mit einem letzten Blick auf den verdutzt aussehenden Fred, bog ich um eine Ecke und verschwand in der Dunkelheit der Gänge.
Auf dem Weg zum Gryffindorturm, lief mir Cedric bereits entgegen, doch auch von ihm riss ich mich los. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, nicht jetzt..."Was ist den passiert?" Er hielt mich am Handgelenk fest und zog mich ruckartig wieder zurück. "Lass mich einfach!",keifte ich, riss mich erneut los und wischte mir im Rennen, die aufkommenden Tränen aus dem Gesicht.
Als ich endlich das Portrait erreicht hatte und hinein schlüpfte, warteten bereits die anderen im Gemeinschaftsraum auf mich. Wortlos und ohne sie anzuschauen, lief ich an Ihnen vorbei die Treppen hinauf in den Schlafsaal, wo ich mich dann weinend in meinem Bett verkroch.
Wie konnte ein Tag nur so schrecklich verlaufen. Nicht nur, dass mein lange geglaubter Vater, vielleicht gar nicht mein Vater war, nein, ich musste mich auch unbedingt und vollkommen neben mir, an meinen besten Freund ranmachen. Wie erbärmlich kann man sein? Ich hatte doch Cedric. Er liebte mich und ich liebte ihn. Wir gehörten doch zusammen. Oder etwa nicht?
Schluchzend, drückte ich mein Gesicht ins Kissen und rollte mich wie eine Schnecke zusammen.
Dieser grausame Tag sollte endlich ein Ende nehmen. Alles prasselte auf mich ein. Und ich? Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte und warf mich jemandem an den Hals, der gar nicht mein Freund war, sondern mein bester Freund! Wie konnte ich unsere Freundschaft nur so aufs Spiel setzen...Völlig fertig sank ich Sekunden später in einen traumlosen, aber dennoch unruhigen Schlaf. Das Hermine kurz danach mit Ginny in den Raum kam um nach mir zu sehen, bemerkte ich schon gar nicht mehr. Beide sahen sich besorgt an, deckten mich fest zu und verließen, nicht ohne einen letzten prüfenden Blick, den Schlafsaal.

Am nächsten Morgen wachte ich als erstes auf, huschte leise ins Bad und warf einen vorsichtigen Blick in den Spiegel. Dunkle Ringe zeichneten sich unter meinen Augen ab. Auf meiner hellen Haut fielen sie besonders auf. Na super. Schnell hüpfte ich unter die Dusche und schäumte mich so heftig ein, als würde ich den ganzen Mist der passiert war abwaschen wollen. Zu meiner Überraschung funktionierte das auch ziemlich gut. Nach der Aktion fühlte ich mich eindeueitg besser. Auf leisen Sohlen kam ich nach dem Zähne putzen und anziehen aus dem Bad. Ich hatte nach gestern wirklich keine Lust mich besonder herzurichten und verzichtete desshalb auf die üblichen Feinheiten. Stattdessen trug ich eine lockere Jogginghose mit einem Schwarzen Top, über das ich mir noch meine Lederjacke streifte. Meine langen, lockigen Haare, zwirbelte ich zu einem halbwegs normal aussehenden Dutt zusammen.
Immerhin war Samstag. Die nächste Woche würde die letzte Schulwoche sein, dann wären endlich wieder Ferien und zwar für eine laaaange Zeit. Das war auch wirklich mal wieder nötig.
Gähnend schlufte ich also die Treppen zum Gemeinschaftsraum herunter. Wie ich mir gedacht hatte, war noch niemand dort anzutreffen. Dafür war es noch viel zu früh. Eigentlich war ich ja auch eher der Langschläfer, aber naja. Man konnte eben nicht alles haben.
Kurzer Hand entschloss ich mich frühstücken zu gehen und wanderte "höchst motiviert" zur großen Halle. Dort angekomen ließ ich mich auf den erstbesten Platz fallen. Der Speisesaal war wie leer gefegt. Nur ein paar einzelne Schüler saßen müde an den Tischen und rührte in ihren Tassen. Auch ich griff nach einem Kaffee. Eigentlich hasste ich dieses bräunliche Gebräu. Es war mir viel zu bitter, sodass ich es eigentlich nur mit sehr viel Milch oder Zucker ertrug. Doch heute stürzte ich den Inhalt förmlich hinunter. Vielleicht würde mich das wenigstens ein bisschen wacher machen...
"Geht es Ihnen gut Mrs. Black?" Professor McGonagall ließ sich besorgt neben mir nieder. Sie sollte mal nicht so tun. Sicherlich wusste sie bereits von Snapes und Sirius gestriger Aktion und Dumbledore war bereits schon bestens darüber informiert. "Was meinen Sie denn?", fragte ich sie ironisch und entschuldigte mich sofort für meine patzige Antwort. "Es tut mir leid. Ich bin heute nicht auf der Höhe, verstehen Sie?" Ich gähnte herzhaft und ignorierte ihre mitfühlenden Blicke. Das konnte ich nicht gebrauchen. "Wenn Sie darüber sprechen wollen, meine Tür steht Ihnen immer offen. Ich weiß, ich habe keine Ahnung wie Sie sich fühlen, ich kann es nur erahnen und mir vorstellen wie schwierig das alles für Sie sein muss.", die alte Hexe strich mir über den Arm. "Danke Professor. Im Moment fühle ich gar nichts. Ist wahrscheinlich auch besser.", sagte ich und meinte es auch wirklich so. "Es wird Sie sicherlich nicht freuen das zu hören, aber Professor Dumbeldore würde Sie sobald Sie mit dem Frühstück fertig sind, gerne in seinem Büro sprechen.", antwortete sie fast kleinlaut und schaute mich entschuldigend an. "Irgendwie hab ich mir sowas schon gedacht. Es gibt Dinge die ändern sich nie.",seufzte ich und widmete mich wieder meinem Frühstück. Auch Professor McGonnagall, stand auf und nahm am Lehrertisch Platz. Snapes Stuhl war leer, wie "seltsam".
Ein paar Minuten später trudelten auch meine Freunde ein. Selbst die Zwillinge hielt es nach dem aufregendem Tag nicht lange in ihren Betten. Als Fred sich mit seinem Bruder neben mich fallen ließ, stand ich ruckartig auf. "Was denn? Stinken wir?", witzelte George. Mit einem schnellen Blick auf Fred, der mir ganz mulmig wurden ließ, antwortete ich hastig: "Doch na klar, aber das ist ja bei euch immer so. Ich muss nur zu Dumbledore. Bin spät dran!" Mit diesen Worten verließ ich hastig den Saal.
Ob ich Fred je wieder in die Augen schauen könnte?



Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt