Ein Zombie am Morgen / Kapitel 43

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Nach einer durchzechten Nacht, stand ich am nächsten Morgen, mehr oder weniger begeistert, vor dem Spiegel. Ich hatte mit Sicherheit nicht mal zwei Stunden Schlaf abbekommen und sah auch dementsprechend aus. Seufzend warf ich meinem Spiegelbild einen genervten Blick zu. Daran war nur Cedric Schuld. Warum musste er auch sowas abziehen? Dabei bin ich genauso gut dran Schuld... Entschlossen schüttelte ich mit dem Kopf um diese Gedanken zu verscheuchen und machte mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum, wo die anderen schon auf mich warteten.
"Hilfe, wer hat denn den Zombie freigelassen?", begrüßte mich George lachend und klatschte sich mit Lee ab. Ich rollte demonstrativ mit den Augen. Solche Scherze konnte ich gerade einfach nicht gebrauchen, deshalb brummte ich nur ein: „Schnauze" und schmiss mich auf die Couch. "Wirklich sehr aufbauend Bruderherz.", zischte Ginny und setzte sich mit Hermine im Schlepptau zu mir. Hermines Hand krabbelte meine Schulter entlang. "Ich will dir ja nicht zu Nahe treten, aber meinst du nicht wir sollten dich noch ein bisschen aufhübschen bevor du dich mit Cedric triffst?" "Ach und das war jetzt besser oder was?", giggelte George und hielt sich den Bauch vor Lachen während von seinem Bruder nur ein verächtliches: "Pfff." kam. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht: „Sehe ich wirklich so schlimm aus?" Ginny bedachte die Zwillinge mit einem auffordernden Blick, welchen die beiden sofort verstanden. Schneller als ich gucken konnte saß einer links und einer rechts von mir, beide einen Arm um mich gelegt. "Du bist so schön wie eh und je.", säuselte Fred an mein Ohr, was mich zum Schmunzeln brachte. "Ja, dir fehlt nur noch das gewisse I-Tüpfelchen.", fügte der andere Zwilling hinzu und deutete auf Herms und Gin, die schon bereit an der Treppe, die nach oben zum Schlafsaal führte, standen. "Ich glaub die beiden würden dir gern helfen.", meinte Fred und gab mir einen Stups auf die Nase. "Na gut. Schlimmer kann es eh nicht werden...", murmelte ich und erhob mich. "Bis gleich!", rief ich den beiden noch zu und wurde schon von meinen beiden besten Freundinnen in Beschlag genommen.
Aus dem "Bis gleich", wurden natürlich mindestens anderthalb Stunden. Ginny und Hermine perfektionierten mich bis zum Geht nicht mehr. Nach dem sie mit mir fertig waren, war ich kaum wieder zu erkennen. Skeptisch und aufgeregt zugleich, betrachtete ich mich in dem großen Spiegel, welcher in unserem Zimmer stand. Mine hatte meinen langen braunen Haaren, schöne, leichte Locken verpasst. Ginny hatte sich ums Make up gekümmert und meine Augenringe wie durch Zauberhand verschwinden lassen. Meine Augen hatte sie dezent in braunen Herbsttönen geschminkt und die Wimpern getuscht. Die Lippen zierte ein dunkler Lippenstift. "Ich sehe so...", fing ich an und wurde von der Weasley unterbrochen: "...wunderschön, absolut fantastisch und erwachsen aus?" "...anders aus, wollte ich sagen." "Das nehme ich als Kompliment.", grinste die Rothaarige und ließ sich von mir knuddeln. Hermine hatte währenddessen schon ihre Finger am Kleiderschrank und wühlte in meinen Klamotten. Zu meinem Entsetzen beförderte sie einen kurzen Schwarzen Rock und ein enges weißes T-Shirt hervor. "Das kannst du gleich vergessen Herms!", stieß ich hervor und wollte ihr den Rock aus den Händen reißen, doch sie war schneller und nickte Ginny grinsend zu. "Zu deinem Glück ist es ja noch nicht wirklich kalt draußen. Du ziehst einfach eine schwarze Strumpfhose drunter und deine geliebte Lederjacke drüber. Was sagst du?" Wehleidig schaute ich zwischen beiden hin und her. "Ich will nicht, dass Cedric denkt, ich hab mich nur für ihn so... hübsch gemacht wisst ihr." "Was ist denn dabei, wenn du dich ein bisschen hübsch für ihn machst? Ich dachte ihr seid nur Freunde?", hakte Hermine nach und hatte damit genau meinen wunden Punkt getroffen.
Genau das war nämlich der springende Punkt. Seit gestern Abend war ich mir nicht mehr sicher ob wir wirklich "nur" Freunde waren. "Über deinem Kopf raucht es Lou", grinste Ginny . "Ich versuche dir schon seit Monaten zu verklickern, dass Ced nicht nur Freundschaft im Sinn hat, aber du findest ja immer wieder eine Ausrede um das zu widerlegen.", fuhr sie fort und schaute mich dabei eindringlich an. "Aber was mach ich denn, wenn das wirklich so ist?!",jaulte ich auf und ließ mich resigniert aufs Bett fallen. "Dann lässt du es einfach auf die zukommen.", meinte Hermine und strich mir mitfühlend über den arm. "Und wenn ich dann nach ein paar Tagen merke, dass es doch nicht das ist, was ich will? Dann habe ich unsere Freundschaft zerstört." "Gar nicht wahr. Zu so etwas gehören immer zwei.", stellte die rothaarige klar und verschränkte die Arme vor der Brust. "Er muss eben akzeptieren, dass du Zeit brauchst. Und wenn du dich eben gegen ihn entscheidest, entscheidest du dich ja trotzdem für ihn. Nur eben freundschaftlich und das muss er einfach akzeptieren." Hermine nickte Ginny anerkennend zu. "Manchmal vergesse ich glatt, dass du noch ein Jahr jünger bist als wir." "ja und genau deswegen kann ich mir das Spektakel in Hogwarts auch nicht ansehen.", antwortete sie seufzend. Stimmt, Zweitklässler durften noch nicht mit nach Hogwarts. Vielleicht würde ich Harry mal überreden, dass er Ginny seinen Tarnumhang leiht, dann könnte sie sich ab und zu mit uns fortschleichen. Riskant, aber was wäre das Leben ohne Risiko?
"Und jetzt...Ab in die Klamotten." Hermine warf sie mir zu und klatschte energisch in die Hände.
Ohne Widerworte verschwand ich im Badezimmer und kam nach ein paar Minuten vollständig angezogen zurück. "Holla die Waldfee!", Herms lächelte mir stolz zu und betrachtete ihr Werk. Sie schien mehr als zufrieden. Ebenso Ginny, die sich gar nicht satt sehen konnte.
"Mal sehen, was Fred dazu sagt.", murmelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart. "Was?", fragte ich spitz und traute meinen Ohren kaum. "Ach nichts...",antwortete sie schnell, warf mir meine Handtasche zu und schob mich aus dem Zimmer.
Nervös lief ich die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinunter. Ich war es nicht gewohnt mich so aufzustylen, da ich mehr der natürliche Typ war. Hoffentlich, war es nicht zu auffällig. Doch nun war es eh zu spät. Die beiden Weasleyzwillinge saßen jeder in einem Sessel und hatten mich perfekt im Blick als ich die Treppen hinunter kam. George, der in der Zeit des Wartens eingedöst war, wurde durch einen Rippenstoß von seinem Bruder geweckt. Perplex richtete er sich auf und sah mir direkt ins Gesicht. Anerkennend pfiff er durch die Zähne. "Wer sind sie denn?", fragte er lachend während sein Bruder mich aufmerksam betrachtete. Freds Augen wanderten von meinen Schuhen, über meine Beine, den Oberkörper, bis sie an meinem Gesicht hängen blieben. Er schien mich förmlich abzuscannen. Er lächelte mir sanft zu und konnte kaum die Augen von mir nehmen. Hinter mir kamen kichernd Ginny und Hermine zum Vorschein. "Schwesterherz, ich muss schon sagen ihr habt tolle Arbeit geleistet. Der Zombie ist ja kaum wieder zu erkennen.", lachend wich George einem Kissen aus, das sich nach ihm geworfen hatte. "Ich würd sagen du bist bereit für Hogsmeade." Mine drückte lächelnd meine Hand. "Auf ins Abenteuer!", kam es von Ginny, die mir einen Stupser in Richtung Portrait gab. "Warte ich bring dich noch." Fred stand hastig auf und folgte mir zum Portrait der fetten Dame, die uns bereitwillig gehen ließ. Der Weg verlief erstaunlicherweise schweigend. Der Weasley schien gleichzeitig zufrieden, aber auch irgendwie bedrückt. Ein Rätsel. Doch irgendwann würde er schon mit der Sprache herausrücken.
Cedric wartete schon vor der großen Halle auf mich. Fred blieb kurz bevor wir um die Ecke bogen noch einmal stehen und zog mich in eine feste Umarmung. "Du siehst verdammt schön aus. Pass auf dich auf Kleines." Er strich mir sanft eine Locke aus dem Gesicht bevor er mich losließ. Ich hatte gar keine Zeit darauf zu reagieren, hätte aber ohnehin nicht gewusst was ich sagen sollte.
Also bedachte ich meinen Besten Freund mit einem letzten Lächeln und ging dann auf Cedric zu, der schon sehnsüchtig auf mich wartete.

Fred sah den beiden noch nach, als sie sich auf den Weg machten, bis er sich selbst abwendete und wieder den Gemeinschaftsraum ansteuerte.


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt