Ich kniff die Augen zusammen und drehte mich langsam wieder um. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein oder? Natürlich, ich bin ihm ganz schön auf der Nase rumgetanzt, aber doch nur weil er Flint einfach ohne Strafe davonkommen lässt! Unschlüssig stand in der Tür. Alles in mir widerstrebte sich auch nur einen Fuß wieder in dieses Büro zu setzen. Snape suchte in letzter Zeit ziemlich oft das persönliche Gespräch mit mir, was mir wiederum sehr komische vorkam. Er wusste und verbarg irgendwas, doch was es war, das konnte nur er selbst beantworten.
"Geh nur.", sagte ich an Fred gewandt, der mich wohl nicht alleine lassen wollte. "Ich werde mit ihm schon fertig.", schob ich hinterher und lächelte ihm aufmunternd zu. "Ich hol dir Hilfe.", flüsterte er mir zu während er Snape mit einem warnenden Blick bedachte und sich dann aus dem Staub machte. Krachend fiel die Tür ins Schloss. Nun waren der Zaubertrankmeister und ich allein. Wachsam folgte ich jeder seiner Bewegungen. Wie er aufstand, um den hölzernen Tisch herumging und langsam auf mich zu kam. "Mir war gar nicht bewusst, dass Sie einen Wachhund brauchen Ms. Black.", schnarrte in seiner gewöhnlichen Tonlage und blieb mit verschränkten Armen vor mir stehen. "Ein Freund der mich unterstützt und beschützen möchte, ist nicht unbedingt ein Wachhund Professor. Eine echte Freundschaft besteht aus gegenseitiger Unterstützung." Etwas, was er wohl nie erfahren hatte, schoss es mir in den Kopf. "Woher wollen Sie wissen ob ich echte Freunde habe oder nicht? Glauben Sie, Sie kennen mich so gut?" Darauf wollte ich ihm keine Antwort geben und sagte stattdessen: „Wissen Sie sich nicht anders zu helfen und lesen deshalb ständig meine Gedanken? Oder schaffen Sie es auch mal eine Konversation ohne ihre kleine Oklumentik zu führen." Ich pokerte hoch und rechnete jederzeit mit einem Wutausbruch, doch er blieb erstaunlich ruhig. Lachte sogar über meinen Kommentar. "Was gibt's da zu lachen?", wollte ich wissen. "Sie erinnern mich nur an jemanden." "Ach? Lassen Sie mich raten...an meine Mutter?" Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, die Augen die noch eben einen leichten Schimmer hatten, wirkten auf einmal wieder leblos und dunkel. "Sie wollen, dass ich ihre Gedanken in Ruhe lasse, dann lassen sie auch meine.", konterte er, drehte sich um und ging zum Fenster, welches hinter seinem Schreibtisch war.
Ich hatte einen wunden Punkt getroffen. Seine Maske begann zu bröckeln, da war ich mir ziemlich sicher. Langsam folgt ich ihm, stellte mich ans Fenster und starrte ebenfalls hinaus in den mittlerweile erschienen Sternenhimmel. Vermutlich dachten wir gerade beide an das Gleiche. Es kam mir wie gestern vor, als er das erste Mal das Gespräch mit mir auf dem Astronomieturm gesucht hatte. Schon damals war ich mich sicher gewesen, dass er etwas mit der Vergangenheit meiner Mutter zu tun hatte, und doch war es mir bis heute nicht gelungen es herauszufinden. Der Mann war schwierig und verschlossener als ein Grab. Seine schwere Kindheit hatte ihn eindeutig geprägt. Doch anstatt das alles hinter sich zu lassen und neu anzufangen, baute er eine Mauer um sich herum auf, durch die er niemanden hindurch ließ. Mit Sicherheit hatte selbst ein Severus Snape seine guten Seiten, doch so gut wie niemand schaffte es sie zum Vorschein zu bringen. Vielleicht hatte meine Mutter es mal geschafft...
Die anhaltende Stille im Raum umhüllte uns beide. Wie wir da so schweigend am Fenster standen und hinaus in den hell erleuchteten Sternenhimmel starrten. Irgendwo tief in mir, schien mir etwas sagen zu wollen, dass eine Verbindung zwischen uns bestand.
"Sie denken so laut, Sie schreien mir förmlich ins Ohr.", sprach er leise neben mir, sah mich jedoch nicht an. "Ich habe nur so viele Fragen.", antwortete ich fast schüchtern und wartete auf seine Reaktion. Doch er starrte ungehindert weiter aus dem Fenster.
"Hat meine Mom Sie zum Lachen gebracht?", fragte ich und schaute ihn an. Ungläubig drehte er sich zu mir um sah mich fragend an. "Wie kommen Sie darauf?" "Ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber ich sehe es in ihren Augen. Sie denken oft an sie, Sie kannten sie und sie waren bestimmt auch mit ihr befreundet..." Langsam verlor er, die so ihm wichtige, Kontrolle.
"Was ist es, was Sie mir verschweigen? Was ist so schlimm, dass Sie es mir nicht einfach sagen können? Was verdammt nochmal, haben Sie mit meiner und der Vergangenheit meiner Eltern zu tun?", schrie ich schon fast und rüttelte an ihm. Ich wollte Gewissheit, nach all den Jahren.
Gerade als er zu einer Antwort ansetzen wollte, flog die Bürotür auf und ein ziemlich wütend dreinblickender Remus stürmte hinein.
"Remus.", erschrocken ließ ich Snape los, der sofort wieder seine Maske aufsetzte und meinen Ziehvater voller Abscheu ansah. "In meinen Gemächern ist kein Platz für einen Werwolf.", sagte er gehässig und durchdrang ihn förmlich mit seinen schwarzen Augen. "Das ist mir vollkommen egal Severus! Was soll das hier? Was hast du ihr erzählt?!", der Werwolf kochte vor Wut und kam uns bedrohlich nah. "Ich wüsste nicht was dich das angeht Lupin.", knurrte Snape und ging ebenfalls auf ihn zu. Noch ein paar mehr Sticheleien und gleich würde das gesamte Büro in die Luft fliegen.
"Gar nichts. Er hat mir überhaupt nichts erzählt!", diplomatisch stellte ich mich zwischen die beiden. Remus konnte sehr wütend werden, vor allem wenn der Vollmondzyklus gerade vorbei war. Seine Emotionen gingen oftmals mit ihm durch und man musste sehr vorsichtig mit ihm sein und ihn zu besänftigen wissen. "Louna, lass es. Das ist eine Sache zwischen deinem Patenonkel und mir.", Snape schob mich beiseite und fixierte dabei seinen Gegner, der die Hand bereits am Zauberstab hatte.
Er hat das erste Mal meinen Namen gesagt. "Hört auf, bitte. Was auch immer ihr zu beschützen versucht, es ist es nicht wert.", jaulte ich verzweifelt und hoffte, dass die beiden endlich zur Vernunft kommen würden. "Wag es dir nicht, deinen Zauberstab zu benutzen Lupin. Denk an deine Ziehtochter. Sei vernünftig.", Snape entfernte sich immer weiter und stellte sich schützend vor mich. Offensichtlich wusste auch er, dass ein Werwolf, der kurz nach dem Ende seiner Verwandlung wütend wurde, nicht mehr zwischen den Menschen die er liebte und die die ihm böses wollten, unterscheiden konnte. "Louna, wir gehen. Komm.", ängstlich sah ich zu Snape der mir zunickte. "Sofort!", schob Remus hinterher und zog mich zu sich. Schnellen Schrittes verließ er mit mir im Schlepptau das Büro. Ich drehte mich noch einmal zu meinem Professor um, der mir mit hängenden Schultern und einem traurigen Blick hinterherschaute. Beinahe hätte ich des Rätsels Lösung in der Hand gehabt. Wäre Remus nicht dazwischen gegangen! "Du wirst nie wieder ein Wort mit dem Mann alleine reden, hast du verstanden." Mein Patenonkel war wieder gefährlich ruhig und ließ keine Widerrede zu. Am liebsten hätte ich ihn hier und jetzt zur Rede gestellt, doch vermutlich war das keine gute Idee. Stattdessen riss ich mich von ihm los und stürmte in Richtung Gryffindorturm.
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Louna Black- Shadows of the past
FanfictionWir schreiben das Jahr 1991. Für die Tochter des berüchtigten Massenmörders Sirius Black, Louna, beginnt ein völlig neues Kapitel als sie gemeinsam mit dem goldenen Trio nach Hogwarts kommt. Getrieben von der dunklen Vergangenheit ihres Vaters, an d...