Chronische Schlafstörung / Kapitel 24

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"Lou? Louna, komm schon! Bitte wach auf!" Dumpf ertönten einige Stimmen im Hintergrund, die ich nur bedingt wahrnahm. "Gehts ihr gut?" "Natürlich Ronald! Sie legte sich nur mal eben so für eine halbe Stunde auf den Boden! Idiot!", das war unverkennbar Ginnys Stimme. Mühsam schlug ich die Augen auf, sah aber zuerst nur verschwommen. "Ich glaub sie wacht auf!" Mehrere Personen stürmten herbei. Jemand bettete meinen Kopf auf seinem Schoß und strich mir sanft durch die Haare. Stöhnend richtete ich mich auf und blinzelte ein paar Mal bevor ich wieder scharf sah. "Lou Schätzchen, komm setz dich und iss erstmal was. Du bist ja ganz blass!" Fred, auf dessen Schoss mein Kopf gelegen hatte, half mir aufzustehen. Hermine rückte mir einen Stuhl zurecht und reichte mir ein Glas Wasser, welches ich mit zitternden Händen annahm und trank.
Molly wuselte um den Tisch herum und stellte mir einen Teller mit köstlich duftendem Essen vor mir ab. Jedoch drehte sich mir allein bei dem Gedanken an Essen, der Magen um. "Mom lass sie erstmal Luft holen.", George fing seine Mutter im Vorbeigehen ab und dirigierte sie an den Tisch, wo er ihr einen Stuhl hinschob. Der Rest der Familie tat es ihr gleich und setzte sich ebenfalls wieder an den Tisch. Fred und George ließen sich rechts und links von mir fallen und legten beide einen Arm mich. "Gehts wieder?", erkundigte sich Hermine, die gegenüber von mir Platz genommen hatte. Ich schüttelte den Kopf. Zu tief saß der Schock. Arthur räusperte sich verhalten. "Ich werde sehen ob ich Remus erreichen kann." Ich lachte ironisch auf. "Das brauchst du gar nicht erst versuchen. Ich probiere schon seit Tagen ihn zu erreichen. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich hat er das Ganze noch mit ihm zusammen geplant!" "Lou!" Hermine und Molly schlugen sich erschrocken die Hand vor den Mund. Ich sank kraftlos in den Stuhl zurück. Mein Vater ist aus Askaban ausgebrochen. Ein verurteilter Massenmörder ist auf freiem Fuß. Mein Schädel brummte. Warum zum Teufel musste immer an mir all das Pech kleben. "Wir dürfen jetzt nichts überstürzen.", Arthur versuchte die anderen zu beruhigen. "Die Dementoren werden doch sicherlich schon hinter ihm her sein.", warf Fred ein und drückte seinen Arm weiter an mich. Im Gegensatz zum Rest seiner Familie sah er relativ gefasst aus. Ich musterte ihn verstohlen. Das Strahlen in seinen Augen war noch da, seine Lippen umspielte wie immer ein leichtes Grinsen und die Sommersprossen tanzten lustig in seinem Gesicht. Seinem Bruder wiederum, standen die kupferroten Haare zu Berge. "Das nützt aber nichts wenn die zu dumm sind um zu checken, dass er ein Animagus ist.", ging ich auf Freds Argument ein. "Er ist ein Animagus?!" Ron Augen wurden tellergroß. Arthur und Molly warfen sich einen seltsamen Blick zu. Resigniert schlug ich mit meinem Kopf auf den Tisch, verharrte in dieser Position und gab einen abgrundtiefen Seufzer von mir, was die Zwillinge zum Schmunzeln brachte. "Ich glaube wir bringen dich jetzt erstmal ins Bett Liebes. Ginny und Hermine schlafen heute im großen Schlafzimmer. Dann hast du deine Ruhe. Arthur macht sich sowieso auf den Weg um Remus zu suchen oder?", Molly sah zu Arthur, der nickte, stand auf und verließ wenige Sekunden später das Haus. Dankbar lächelte ich der Weasleymutter zu. "Aber wo schläfst du dann?" Sie winkte ab. "Mach dir um mich keine Sorgen. Ich schlafe im Wohnzimmer. Und jetzt: husch husch ins Bett." Wie auf Kommando fingen plötzlich alle an zu Gähnen und jeder suchte sein Bett auf um schnell ein wenig Ruhe zu finden. Ich aber war noch lange wach.

Nachdem ich mich ein paar Stunden hin und her gewälzt hatte, stand ich auf und tappte in den dunklen Flur. Ich wollte niemanden wecken und unterließ deshalb einen "Lumos". Gerade als ich Richtung Treppe gehen wollte, prallte ich gegen einen muskulösen Oberkörper. Ich erschrak und trat dabei in der Dunkelheit meinem Gegenüber ausversehen auf die Füße. "Verdammt!", fluchte er, hüpfte durch die Gegend und hielt sich den linken Fuß. "Fred?", fragte ich leise kichernd. "Nein, Merlin persönlich!", kam es mit zusammengebissenen Zähnen zurück. Ich prustete los, wurde aber sofort von dem Weasley zum Schweigen gebracht. "Pssssht", zischte er und legte mir seinen Zeigefinger an die Lippen. Fraglich wie er meine Lippen in der Dunkelheit überhaupt finden konnte. "Was machst du überhaupt hier mitten in der Nacht?", wisperte ich. "Na was wohl, ich komm von einem heimlichen Rendezvous!", gab er frech zurück. "Ich glaub kaum, das man sowas zu einem Date anzieht. Fühlt sich verdächtigt nach Schlafshirt an.", murmelte ich und zog an seinem Oberteil. Er lachte leise. "Woher willst du wissen wie sich meine Schlafsachen anfühlen? Schon mal heimlich in der Hand gehabt und dran gerochen?" "Intuition.", antwortete ich nur und war froh, dass er meine rötlichen Wangen nicht sehen konnte. "Jetzt ml im Ernst. Wieso wandelst du hier um 2 Uhr nachts rum, wie der Geist von Slytherin persönlich?", Fred zog spaßhaft an meinen Haaren. Wieso verfehlte er in der Dunkelheit nie sein Ziel?! Ich schmunzelte. „Dasselbe könnt ich dich ja wohl auch fragen. Sonst schläfst du doch auch wie ein Stein und bist nicht wach zubekommen." Darüber mussten wir beide lachen und glucksten leise vor uns hin. "Ich kann ehrlich gesagt einfach nicht schlafen. Die Sache mit Sirius spukt mir irgendwie im Kopf rum und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hat George heute auch noch seinen lauten Schnarchtag!" Er grummelte und ahmte die Schnarchgeräusche seines Bruders nach. Ich kannte Georges lebhaftes und lautes Schnarchen zur Genüge. "Ein Wunder, dass du das nicht gehört hast." "Selbst wenn, aufgewacht wäre ich davon nicht. Ich hab seit wir ins Bett gegangen sind kein Auge zu getan. Chronische Schlafstörung.", gab ich zu. "Ich glaube eher das lieg daran, dass du dir so viele Sorgen wegen Sirius machst." Selbst in der Dunkelheit sah ich Freds skeptisches Gesicht vor mir. Er hatte nicht ganz Unrecht. Sirius Ausbruch und Remus Verschwinden bereiteten mit große Sorgen. "Lust auf einen Mitternachtsspaziergang?" fragte der Weasley in die Dunkelheit. "An sich sehr gern, aber deine Eltern killen uns wenn Sie das mitkriegen!" Das ließ den Rothaarigen natürlich vollkommen kalt. Natürlich. regeln waren einem Fred Weasley vollkommen unbekannt. "Wie sollen die denn davon Wind bekommen? Komm jetzt und sei kein Schisser.", er provozierte mich absichtlich und das Schlimmste war, dass es tatsächlich funktionierte! "Na schön. Als Schisser lasse ich mich von dir nicht bezeichnen!", zischte ich in die Dunkelheit und ergriff seine Hand, die er mir hinhielt. Ob das gut geht?


Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt