Der Feuerkelch / Kapitel 75

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Ich ging Fred den Rest des Tages und auch in den darauffolgenden Tagen aus dem Weg. Lebte beinahe wie in Watte gepackt. Aß, lernte und lachte, wenn es angebracht war. Im Stillen nagten meine verwirrten Gefühle jedoch an mir und brachten mich beinahe um den Verstand. Und das schlimmste war, ich konnte mit niemandem darüber sprechen...nicht einmal mit meinen besten Freundinnen.
Umso glücklicher war ich, dass sich der Freitag näherte an dem die Champions verkündet werden sollten. Nach dem Fred und Georges Versuch den Kelch mit einem Alterungstrank auszutricksen, dermaßen missglückt war, hatten sie es nicht weiter probiert und fügten sich ihrem Schicksaal. Insgeheim hatte ich gehofft, dass auch Cedric noch zu Besinnung kommen und seine Teilnahme noch einmal überdenken würde, doch auch er warf unter tosendem Applaus, bei dem ich natürlich ganz vorne in der ersten Reihe stand, seinen Namen in den brennenden Kelch. Immerhin bestand noch die winzige Chance, dass er nicht ausgewählt werden würde, doch das glaubte nicht mal ich. Er war der unangefochtene Favorit der Schülerschaft und das würde ihm nur noch zusätzliche Bestärkung verleihen. Wahrscheinlich würde er noch versuchen den Kelch zu hypnotisieren nur damit er am Freitagabend wirklich seinen Namen ausspuckt. Zu meinem Glück steckte er so in den Vorbereitungen auf seinem Kampf, dass er meine schlechte Laune und die traurige Stimmung kaum bemerkte. Er würde mich sonst nur ausquetschen und so erfahren warum ich mich so elendig fühlte. Doch meine Gefühle sollten noch nicht der Gipfel des Horrors in diesem Jahr sein, hätte ich das nur früher gewusst...
So ging ich also am Freitag mit einem recht mulmigen Gefühl mit meinen Freunden in die große Halle. Gemeinsam nahmen wir auf einer der vier aufgebauten Tribünen platz und warteten gespannt auf Dumbledore. Im letzten Augenblick hetzte Ced noch in den Raum und ließ sich neben mich fallen. "Wo warst du denn?", flüsterte ich aufgeregt. "Bei Snape. Hatte noch Training." "Wie bitte? Seit wann hast du...", meine Frage konnte ich nicht zu Ende stellen denn Dumbledore betrat den Saal. Sofort verstummten die Gespräche und jegliches Murmeln. Keiner wollte die Zeremonie verpassen. Nervös wippte ich mit meinem rechten Bein. Und lauschte den Worten des Schulleiters gespannt. Jetzt laber nicht so viel drum herum, ich will wissen ob mein Freund Champion für Hogwarts wird oder nicht!, dachte ich mir im stillen und wackelte weiterhin ungeduldig mit meinem Bein, bis Cedric mir beruhigend eine Hand darauf legte. Das half tatsächlich etwas und ich tätschelte dankbar seine Hand. "Als erstes. Der Champion von Beauxbaton..." Na endlich! Der Kelch spukte den Namen "Fleur Delacour" aus. Was für eine Überraschung... Säuerlich beobachtete ich wie sie aufsprang und an den sabbernden Jungs vorbei, auf Dumbledore zutänzelte. Ich stieß ein verächtliches "Pff" aus, was sowohl Cedric als auch die Zwillinge zum Kichern brachte. "Als nächstes, der Champion für Durmstrang!", hallte es durch den Raum. Keine Sekunde später erhob sich Viktor Krum von seinem Platz und bewegte sich unter tosendem Applaus nach vorne. Eigentlich war das für keinen von uns eine Überraschung gewesen. Schmunzelnd beobachtete ich Hermine, die meiner Meinung nach etwas zu lange Blickkontakt mit ihm hatte. Grinsend stupste ich sie an. Ihre Wangen färbten sich daraufhin knallrot. War da etwa was im Busch? "Halt die Klappe.", flüsterte sie leise und drehte sich wieder um, um die letzte Verkündung zu verfolgen. "Und nun, als letztes: Der Champion für Hogwarts!" Dumbledore flatterte wie von Geisterhand das nächste und letzte Pergament für diesen Abend entgegen. Gespannt zerdrückte ich die Hände von Cedric beinahe. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich meine kompletten Fingernägel abgeknabbert.
"Und der Champion für Hogwarts und damit derjenige der unsere Schule würdig vertreten wird ist..." In meinem inneren Ohr ging ein Trommelwirbel los. "CEDRIC DIGGORY!", brüllte er aus vollem Hals und sah suchend durch die Halle bis sein Blick an mir hängen blieb, er zwinkerte mir zu. Begeistert sprang ich auf und küsste meinen Freund beinahe zu Tode. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, ich war unendlich stolz auf ihn und für einen kurzen Moment vergaß ich all das Gefühlswirrwarr, welches in mir rumorte, und freute mich einfach für meinen festen Freund, der gerade sein Glück kaum fassen konnte. Die Menge begann zu jubeln und zu pfeifen. Mit hochrotem Kopf löste ich mich von ihm und gab ihn frei, damit er nach vorne gehen konnte. Dumbledore grinste mir verschmitzt zu und wendete sich dann wieder an seine Schüler. "Und nun? Wird gefeiert!" Abermals brach tosender Applaus aus. Ich lief von der Tribüne direkt auf Cedric zu. Er hob mich hoch und wirbelte mich durch den Raum was Snape den Kopf schütteln ließ. Doch in all der Aufregung hatten wir die Rechnung ohne den Kelch gemacht, der in diesem Moment mit wild um sich schlagenden Flammen, die Aufmerksamkeit aller erregte. Cedric drückte mich sofort enger an sich. Langsam schritt Dumbledore auf den Kelch zu und hielt sich schützend die Hände vor die Augen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie Snape sich ,ebenfalls langsam, auf mich zu bewegte und sich schützend vor mich stellte. Auch um mich und Cedric wurde es ziemlich heiß, die Flammen schlugen mittlerweile in alle Richtungen. Plötzlich ertönte ein gellender Schlag und ein weiteres Blatt Pergament segelte aus dem Kelch direkt in die Hände von Dumbledore, der kaum glauben konnte was er da las. "Harry Potter?" Ich zuckte zusammen. Nein, das durfte nicht wahr sein! Wie hatte er es geschafft seinen Namen dort hineinzuschmuggeln? Fassungslos beobachtete ich wie Harry, gedrängt von Hermine, aufstand und durch die Reihen nach vorne ging. "Cedric ist unser Mann!", tönte es mehrmals aus den Reihen. "Harry...",ich wollte ihn halten doch er schüttelte nur mit dem Kopf. Ich warf Snape einen fragenden Blick zu. "Das kann Dumbledore doch nicht zulassen oder?", ich schaute ihn ängstlich an. Er strich mir kurz sanft über die Schulter. "Diese Entscheidung liegt nicht bei mir, es tut mir leid." Und das tat es ihm wirklich, dass sah ich ihm an. "Alle Teilnehmer und ihre Schulleiter finden sich bitte jetzt im Pokalzimmer ein." Dumbledores stimme klang besorgt und kochend vor Wut zugleich. Ich warf Harry einen Blick zu und wusste sofort: "Ich geh da mit." "Du bist doch aber kein Champion. Dumbledore wird dich in seiner rasenden Wut hochkant rausschmeißen.", gab Cedric zu bedenken. "Nicht wenn er mitkommt." Ich deutete auf den Zaubertrankprofessor der eine Augenbraue hochzog. "Was haben Sie vor Ms. Black?" "Jetzt lass endlich das blöde Siezen, ist wohl in unserer Situation kaum angebracht oder?", antwortete ich leicht genervt und beobachtete seine Reaktion. „Müssen wir das vor ihm ausdiskutieren?", schnarrte er und zeigte auf Cedric. "Was du ihm zu sagen hast, kannst du auch mir sagen." "Nein, schon gut. Also was hast du vor?", zu meiner Überraschung lenkte er sofort ein und begleitete mich mit Ced ins Pokalzimmer. Ron, Hermine, Ginny und die Zwillinge sahen uns nachdenklich hinterher.
"Louna ich fürchte ich muss dich leider bitten zu gehen. Das ist eine Angelegenheit zwischen uns und den Champions.", sprach Dumbledore keine zwei Sekunden nachdem ich den Raum betrat. "Ich gehe nirgendwohin. Irgendjemand muss hier ja mal dringend auf den Tisch hauen!", ereiferte ich mich und stemmte die Hände in die Hüften. "Seis drum, du kannst sowieso nicht..." Er verstummte augenblicklich als er Harry in der Tür stehen sah und stürmte an Snape vorbei, der beinahe umgefallen wäre, auf ihn zu. "Harry hast du deinen Namen in den Feuerkelch geworfen? Hast du einen anderen Schüler darum gebeten? Und darüber bist du dir ganz sicher?!" Der arme Harry schüttelte bei jeder Frage den Kopf außer bei der letzten. "Sie werden ihn diesen Wahnsinn doch nicht mitmachen lassen oder?!", fuhr ich dazwischen und stellte mich zwischen Harry und unseren Schulleiter. "Wir haben keine andere Wahl." Barty Crouch lehnte an einer Ecke der Mauer und sah ein wenig besorgt aus. "Was soll das heißen keine Wahl?!",keiften McGonagall und ich wie aus einem Mund, schauten uns kurz verstört an, da wir wohl einmal im Leben dasselbe dachten und richteten dann die Aufmerksamkeit wieder auf Crouch. Der tupfte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. "Die Entscheidung ist nicht widerrufbar. Was der Kelch bestimmt ist bindend." "Sie haben sie doch nicht mehr alle!", schnauzte ich und konnte kaum fassen was er da sagte. Ich suchte Hilfe bei Snape. "Sag doch auch mal was dazu!" Doch er schüttelte nur den Kopf. Wutschnaubend stürmte ich aus dem Zimmer direkt in die Arme der Zwillinge. "Was ist passiert?" Fred strich mir besorgt über den Kopf. "Die sagen alle er muss bei diesem Scheiß mitmachen!", heulte ich los und steckte damit auch Hermine und Ginny an die genauso besorgt zu sein schienen wie ich. "Hey Hey Hey beruhigt euch.", versuchte George die Situation noch zu retten, doch zu spät. Es flossen bereits Tränen. Keiner von uns wollte Harry in solch einer gefährlichen Lage sehen. Außer Ron, der sich seltsamerweise zurückzog und die große Halle verließ. Das Cedric sich in diese Lage begab war eine Sache, doch im Gegensatz zu Harry war er deutlich ausgebildeter was das zaubern anging und vor allem stärker und verdammt nochmal älter. "Louna, kann ich mit dir reden?", erklang die dunkle Stimme meines "Vaters" hinter mir. Langsam dreht ich mich um und folgte ihm ein Stück weiter weg von unserer Truppe. "Ich werde mit Albus reden, das verspreche ich dir." Er tätschelte mir sanft die Schulter, was mir ehrlich gesagt schon etwas unangenehm war. Aber ich wusste seine Gesten zu schätzen, es hatte ihm sicherlich einiges an Überwindung gekostet über seinen Schatten zu springen. Ich lächelte matt und ließ mir von ihm die Tränen aus dem Gesicht streichen. "So kenne ich dich ja gar nicht.", murmelte er ehe er sich umdrehte und aus der Halle stürmte. Wie immer ein pompöser Abgang. Ganz die Snape Art...

Louna Black- Shadows of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt