Kapitel 100 - Steinerne Streit...räder? - Teil 1

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Nun... natürlich passierte zunächst mal gar nichts. Schließlich musste Brocken übersetzen, ehe die Erdelementare oder gar die Felsgnome aktiv werden konnten.

So stand er also dar, mit vorgestrecktem Schwert, grimmigen Gesichtsausdruck, sowie epischer Pose und... wartete...

„Ähm... Anael?", verlangte Brocken seine Aufmerksamkeit.

„Ja, was ist?", wandte Bahe ihm seinen Kopf zu und fiel mürrisch aus seiner epischen Pose. So ein Mist... dabei hatte er bestimmt so cool ausgesehen, dachte er geknickt und sah Brocken dabei zu, wie dieser sich verlegen am Kopf kratzte.

„Die Felsgnome... haben da wohl... etwas missverstanden...", antwortete Brocken typisch langsam.

„Was genau?", fragte Bahe sofort, während er schon beim Fragen die ersten unheilvollen Geräusche hörte.

Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er herum und blickte hinter sich an den schräg empor stehenden Felsen hoch. Einige Felsgnome hatten soeben ihre Felsbrocken in Bewegung gesetzt, die sie zusammen mit den Erdelementaren vorhin ganz oben in Stellung gebracht hatten.

Wie vom Donner gerührt blickte Bahe den knapp zwanzig, mehrere hundert Kilogramm schweren, Felsbrocken entgegen, die immer schneller ins Rollen gerieten und genau auf ihn und Brocken zuhielten.

„Ähm... vielleicht sollten... wir uns in Sicherheit bringen...", meinte Brocken.

Bahe nickte geistesabwesend, bis ihn aufgeregtes Gewusel zu seinen Seiten wieder in die Wirklichkeit zurückholte.

Die Felsgnome, die sich um ihn herum, nur wenige Meter vom Rand des Hangs entfernt positioniert hatten, brachten mit Hilfe der Erdelementare nun ebenfalls schnell ihre Felsen ins Rollen und suchten dann in allen möglichen Nischen und Felsspalten Deckung. Panisch hielt Bahe nach irgendeiner Art Schutz Ausschau und musste dabei zusehen, wie die Erdelementare sich verformten und Rampen bildeten, über die die Felsbrocken problemlos hinweg rollen konnten, während die Felsgnome sich in Massen hinter sie quetschten. Kaum zwei Sekunden später waren bereits alle Felsspalten und Erdelementarrampen belegt und Bahe stand mit Brocken alleine dar.

„Nun ja... vielleicht solltest du... rennen?", stellte Brocken zögerlich seine Frage in den Raum und versank nach und nach im Felsboden des Gebirges.

Bahe fielen fast die Augen aus.

Seit wann konnte sein Erdelementar denn sowas?!

Kurz blickte er ein letztes Mal nach oben und sah, wie die Felsbrocken mit immer größerer Wucht die Felswände hinab rollten. Dann machte er sich daran, den Rat seines Erdelementars zu befolgen und sprang mit einem Aufschrei über die Klippe des Hangs: „So eine verdammte Scheeeeeeeiiiißeeee!"

Knappe eineinhalb Meter fiel er nach unten, ehe seine Füße auf hartes Felsgestein trafen und er durch die enorme Abwärtsneigung beinahe das Gleichgewicht verlor. Sich fangend, verstummte er kurz, ehe er erneut vor Panik lauthals zu schreien begann und anschließend so schnell er konnte der gegnerischen Goblinarmee entgegen lief, die von Anfang an Ziel dieses schief laufenden Angriffsplans gewesen war.

Als er lautes Knirschen und Poltern von Felsgestein auf Felsgestein hörte, drehte er kurz den Kopf, nur um festzustellen, wie eine Vielzahl von Felsbrocken wie Kanonengeschosse hinter ihm den Hang hinab rollten und zunehmend zu ihm aufholten.

„Arrrg! Euch Bastarde mache ich noch fertig!", rief er aus voller Kehle, um seiner Wut auf die idiotischen Felsgnome Luft zu machen, während er noch einmal an Geschwindigkeit zulegte und verzweifelt überlegte, wie er den einzelnen Geschossen ausweichen konnte.

Mit Entsetzen musste Kaiwen ansehen, wie die Goblinarmee auf die Verteidigungstruppen prallte und die Namen der Hälfte von Trullus Truppen innerhalb der ersten paar Sekunden im Teamprofil ergrauten, ehe sie vollends verschwanden. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass soeben über hundertzwanzig Spielerinnen und Spieler verstorben waren...

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt