„Herr Bei?", erklang die Stimme seines Assistenten vom Eingang seines Büros und En Rui blickte fragend auf.
„Was gibt es?"
„Herr Ma wünscht Sie zu sprechen."
„Herr Ma?", fragte En Rui überrascht nach.
„Ja", nickte sein Assistent. „Sie hatten mich doch gebeten ein Gespräch mit der Chefetage auszumachen.
„Ja, aber du weißt doch genau, dass ich Herrn Lu damit meinte", meinte En Rui genervt von der Unfähigkeit seines Assistenten.
„Das ist mir bewusst, Herr Bei. Aber Herr Ma bestand persönlich darauf, die Nachbesprechung bezüglich der Pressekonferenz mit Ihnen zu führen."
„Oh?", zog En Rui überrascht die Augenbrauen nach oben und dachte nach. Was konnte die rechte Hand des Firmenchefs denn von ihm wollen?
Viele wussten es nicht, aber die Führungsetage der Chen Law Firm bestand aus dem Firmengründer Herrn Chen, sowie seiner rechten Hand Herrn Ma und dessen Partnern Herrn Lu und Herrn Su.
Durch viele kleine Tricks hatte En Rui es erreicht, gewisser Maßen ein Schützling von Herrn Lu zu werden. Was selbstverständlich der Grund war, wieso er die wichtigen Dinge hauptsächlich mit Herrn Lu besprach.
Es passte ihm gar nicht, dass Herr Ma darauf bestanden hatte, mit ihm sprechen zu wollen. Gegen Herrn Su hätte sein Mentor noch etwas sagen können, nicht aber gegen die rechte Hand des Firmenchefs...
Was wollte er wohl...?
„Dann sollten wir Herrn Ma wohl besser nicht so lange warten lassen, oder?", meinte En Rui mit einem seiner Engelslächeln und fuhr mit seinem Assistenten eine Etage hinauf.
„Willkommen Herr Bei", meldete sich eine Sekretärin von ihrem Schreibtisch zu Wort sobald En Rui aus dem Aufzug trat. „Herr Ma erwartet sie bereits."
En Rui nickte und wollte schon das Büro von Herrn Ma betreten, als die Sekretärin ein weiteres Mal sprach: „Oh, Ihr Assistent wird hier nicht benötigt, Herr Bei."
„Aber selbstverständlich", meinte En Rui mit einem Lächeln und wies seinen Assistenten mit einer Kopfbewegung an, unten auf ihn zu warten. Anschließend betrat er das Büro von Herrn Ma.
„Guten Tag, Herr Ma", grüßte er diesen beim Betreten des Raumes.
„Setzten Sie sich", meinte dieser nur knapp, ohne von seinen Unterlagen aufzuschauen.
En Rui blieb nichts anderes übrig, als die aufkommende Wut über den fehlenden Respekt herunter zu schlucken und sich seinem Chef gegenüber zu setzen.
Doch zu seiner Verblüffung wurde er weiterhin ignoriert. Es dauerte geschlagene zehn Minuten, in denen es En Rui von Moment zu Moment schwerer fiel seine freundliche Miene beizubehalten, ehe sein Chef schließlich die Unterlagen zur Seite legte und ihn zum ersten Mal anschaute.
„Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Anwalt aus?", fragte in sein Chef schließlich.
„Ähm...", wollte er sich gerade äußern, da wurde er bereits von seinem Chef übergangen.
„Erfolg und Diskretion", erläuterte Herr Ma und fuhr fort: „Der einzige Grund weshalb ich Sie bisher geduldet habe, war der Grund, dass Sie eins der beiden Dinge versprachen, Erfolg. Doch das ist im Anwaltsgeschäft nicht alles und ich bin der Meinung, dass Ihr Mentor, Herr Lu, Ihnen viel zu viel durchgehen lässt."
En Rui schluckte nervös, während er krampfhaft versuchte seine freundliche Maske aufrecht zu erhalten und nach den passenden Worten suchte.
„Ich..."
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Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2
FantasyIn einer nicht all zu fernen Zukunft schuftet sich Bahe jeden Tag ab, um seine Familie unterstützen zu können, die unter enormen Schulden leidet. Doch Monate nach dem Schulabbruch muss Bahe sich eingestehen, dass er an seine Grenzen gelangt ist. In...