Kapitel 50 - Das Aufeinandertreffen - Teil 2

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Den Rest seiner Spielzeit verbrachte er wie üblich mit der Jagd nach Wildwurzelkaninchen, ihrem Ausnehmen und anschließend mit seinem Besuch in der Bibliothek.

Es kam ihm manchmal so vor, als ob es schlicht weg keine Atempause gab. Jede Minute seiner Lebenszeit nutzte er für eine ganz bestimmte Aufgabe, ganz egal ob Realität oder Raoie. Und verdammt, er hatte schon wieder vergessen Feiying nach seinem In-Game-Namen zu fragen. Es wurmte ihn tierisch, dass er die Schriftrolle gekauft hatte, ihren Zauber bisher aber noch nicht ein einziges Mal hatte nutzen können.

In den letzten dreißig Minuten seiner Spielzeit befand er sich mit seinen Elementaren wieder am Katharsee nördlich von Waldenstadt. Ein Besuch dieser Idylle war irgendwie zum rituellen Abschluss ein jeder Spieleinheit geworden.

Brocken spielte im Knie hohem Gras, während er nebenbei noch die Wächterkreatur in Schach hielt und Limona plantschte derweil aufgeregt im See, während sie sich ab und an mit Enten oder anderen Seebewohnern ein Wettrennen lieferte.

Bahe begann unterdessen mal wieder das Meditieren und versuchte die Energie seiner selbst und seiner Umgebung zu erfühlen. Nun, abgesehen von einem leichten Kribbeln auf seiner Haut nahm er nicht wirklich etwas wahr. Wobei er sich nicht mal wirklich sicher war, ob er sich das Kribbeln vielleicht auch nur eingebildete.

„Bahe!", schrie Limona vom See herüber und ließ ihn vor Schreck zusammen zucken.

„Ich meditiere gerade!", raunte er missmutig zurück, konnte die Fassade aber nicht lange aufrecht erhalten, da er innerlich froh darüber war, von der langweiligen Aktion abgelenkt zu werden.

„Was bist du bloß immer so negativ veranlagt?", meinte Limona am Ufer ankommend und zog höchst energisch die Augenbrauen nach oben.

„Was wolltest du denn sagen?", fragte Bahe, dessen Mundwinkel belustigt zuckten.

„Nun, ich wollte dir eigentlich nur raten, dass wir ab Morgen besser nicht mehr hier her kommen."

„Hä... wieso denn das?"

„Na ja, seitdem du jeden Tag außerhalb der Stadt im Fluss schwimmst, hat der Drachengeruch stark abgenommen. Heute haben bereits ein paar der Kreaturen des Waldes unsere Witterung aufgenommen", erklärte sie hochnäsig und fuhr dann fort: „Zurück kommen wir wahrscheinlich noch, aber das war es dann wohl auch. Solange du im Umgang mit den Wesen Raoies nicht wesentlich erfahrener bist, würde ich dir stark davon abraten nochmal diesen Wald zu betreten."

Bahes Mundwinkel zogen sich nach oben. Scheinbar konnte auch Limona ganz nützlich sein, wenn sie wollte.

„Danke dir", antwortete Bahe schlicht und Limona nickte knapp.

„Schade... dass wir den Luaris lange Zeit... nicht mehr... wiedersehen", schaltete sich auch Brocken ein.

„Was meinst du mit Luaris?", fragte Bahe entgeistert.

„Na, Blaufell", erklärte Brocken und zeigte dabei auf die Wächterkreatur.

„Die Kreatur ist ein Luaris...? Moment mal, es hat einen Namen?!"

„Hat nicht... jeder einen Namen...?"

„Ich weiß auch nicht, was unsere Dumpfbacke von Elementflüsterer schon wieder für ein Problem hat!", ereiferte sich Limona.

„Was ich für ein Problem habe?!", rief Bahe lauthals. „Wieso habt ihr mir nicht sofort gesagt, dass ihr wisst, um was für ein Wesen es sich bei dieser Wächterkreatur handelt? Luaris... richtig?"

Brocken nickte.

„Ja", seufzte Limona herablassend.

Bahe entschied sich ihr Benehmen zu ignorieren.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt