Kapitel 11 - Dunkelheit

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Gelangweilt schaute Ying durch das Fenster in den Regen hinaus. Es würde bald dunkel werden und er konnte nur hoffen, dass die Regenwolken nach seiner Schicht weitergezogen waren.

Einige Zeit später wandte er seinen Blick wieder nach innen und blickte über die Dimensional Leap-Systeme hinweg. Er konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen, um in die Welt von Raoie zurück zu kehren.

Wie viele Andere hatte er Raoie zunächst nur aus Kuriosität angespielt. Doch sobald er in Raoie angekommen war, wusste er, dass es so schnell nichts Vergleichbares geben würde. Eine Realitätsnähe von 98-99% ... Wie hatte er darüber gelacht...

Doch dann im Spiel... Ganze fünf Minuten hatte er einfach nur in der Gegend herum gestarrt, so verblüfft war er gewesen. Man konnte in Raoie nicht von Details sprechen. Es war schlicht eine andere Welt.

Die folgenden Stunden hatten sein Gamerherz immer höher schlagen lassen. Perfekt ausgearbeitete NPCs, die sich wie reale Menschen verhielten, eine unfassbar facettenreiche Fantasy-Welt mit verschiedenen Königreichen und Völkern und dann noch das Gameplay!

Ying konnte sich vorstellen, dass ein paar dicke Gamer noch immer vor sich hin fluchten, während sie Raoie spielten. Er selbst hingegen, liebte es!

In Raoie aktivierte man nicht stumpf seine Fähigkeiten, um gegen Monster und feindliche Spieler zu kämpfen. Nein, vielmehr ging es darum, die entsprechenden Fähigkeiten überhaupt im Kampf anwenden zu können! Man spürte Schmerzen, hatte Angst vor den furchteinflößenden Kreaturen und roch den stinkenden Atem der Monster. Es war etwas vollkommen Anderes als nur auf eine Projektion zu schauen!

Das Spiel erlaubte es auch Spieler eines höheren Levels zu besiegen, sofern man seine Fähigkeiten richtig einsetze und mit dem Kopf, anstatt mit überdimensionalen Stats spielte. Und wie er es immer gehasst hatte, dass sich manche Progamer sechszehn Stunden am Tag oder länger mit den Spielen auseinander setzen konnten, während er gerade mal zwei Stunden pro Tag aufbringen konnte.

Raoie erlaubte auch Progamern nur eine Regelspielzeit von maximal zwölf Stunden. Die phänomenale Erfindung der Dimensional Leap-Systeme, die es den Spielern ermöglichte auch im Schlaf zu spielen, war die Lösung für diese unfairen Voraussetzungen der verschiedenen Spieler.

Einzig die Tatsache, dass der Avatar komplett nach dem eigenen Körper gestaltet war, störte ihn ein wenig. Ying war klar, was TNL damit beabsichtigt hatte und begrüßte auch grundsätzlich die Änderung. Sein Aussehen hätte er aber schon ganz gerne ein Bisschen positiver gestaltet...

Er hatte längst damit abgeschlossen im realen Leben eine Freundin zu finden. Aber wer weiß? Vielleicht hatte er in Raoie mehr Glück?

Na ja... er brauchte sich keine Illusionen zu machen. Das waren nur seine ersten Gedanken gewesen, ehe er feststellen musste, dass der eigene Körper die Grundlage für die Avatare bildete.

Inzwischen erfüllte ihn aber jede Nacht in Raoie mit neuer Lebensfreude, dass er sogar bereits dazu übergegangen war, einmal pro Woche Sport zu treiben.

Nun ja, dachte er mit schiefem Grinsen, zumindest für zwei Wochen...

Der beschwerliche Alltag hatte ihn wieder eingeholt. Sechs Tage die Woche verbrachte er in diesem Internetcafe und wartete die meiste Zeit darauf, dass seine Schicht endete und er nach Hause zu seinem eigenen Dimensional Leap-System konnte.

Ying kalkulierte noch kurz, welche Personen in seiner Schicht an das Limit ihrer Spielzeit stoßen würden und widmete sich dann verschiedener Internetforen, die sich mit Raoie auseinandersetzten.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt