Kapitel 91 - Ungleichgewicht - Teil 4

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„Ähm... Brocken, kannst du das ein Bisschen genauer erklären?", fragte Bahe schnell.

„Genau deswegen... sind wir ja... hier, Anael", antwortete Brocken. „In diesem... Höhlensystem befindet sich... das Ungleichgewicht... oder besser die Ursache des Ungleichgewichts. Du musst... es selbst sehen, um es zu... verstehen."

„Huschu huuuuschu huschuuuu", meldete sich die Medizinfrau noch einmal zu Wort und Brocken übersetzte sofort: „Huschuma sagt, dass... es weiter vorne... einen Zugang in die... Höhlen gibt. Ganz in der... Nähe befindet... sich einer der beiden Tarsteine, den... die Goblins... gestohlen haben. Wir können uns... dort hinein... schleichen, den Tarstein... an uns nehmen und... schnell wieder verschwinden."

„Hmm... klar, als ob das so einfach sein wird", grummelte Bahe, der bei Brockens Optimismus ziemlich skeptisch dreinblickte.

„Soll ich... das übersetzen?", fragte Brocken.

„Nein, bloß nicht!", sagte Bahe schnell, bevor Felsur wieder fünf Minuten für nichts Wichtiges beschäftigt war. Das war ihm in den vergangenen Stunden schon viel zu oft passiert.

Stattdessen checkte er schnell sein Charakterprofil und sah sich seine Berufsquest noch einmal an.

„Verdammt...", murmelte er, als er feststellte, dass er das Ungleichgewicht finden musste. Allein zu wissen, worum es sich bei dem Ungleichgewicht handelte, reichte offensichtlich nicht.

Nun denn... er hatte noch ganze neununddreißig Minuten Zeit. Er sollte zusehen, dass er nicht nur dumm in der Gegend rum stand.

„Was noch... etwas?", fragte Brocken.

„Nein, nein... lass uns loslegen", wiegelte er Brocken ab und folgte der Medizinfrau der Felsgnome in den vorderen Teil der Höhle, welcher nahezu in vollkommener Dunkelheit lag. Einzig durch die unregelmäßig vorhandenen Felsöffnungen zum Inneren des Höhlensystems drang ein Bisschen Licht in die Finsternis. Gerade genug, damit Bahe sich nach kurzer Umgewöhnungszeit zu recht finden konnte.

Zu Bahes Verblüffung war der dunkle Höhlengang erstaunlich weitläufig, wurde aber zunehmend schmaler. Was vor allem dazu führte, dass der uralte Erdelementar zurückblieb und Bahe seine Reise mit Brocken und den Felsgnomen allein fortführen musste. Felsur hatte schließlich schon Eingangsbereich nur mit dem Kopf hinein gepasst.

Wenig später musste Bahe Krabbeln, um noch halbwegs vernünftig vorwärts zu kommen, während die Medizinfrau sich einfach nur ein wenig duckte.

Doch es wurde nur noch schlimmer. Die Höhlendecke kam immer näher, bis Bahe sich schließlich in robbender Position vorwärts bewegen musste. Mehr als einmal brauchte er im Angesicht der Enge einen Moment, um eine aufkeimende Panikattacke zu unterdrücken. Er konnte nur hoffen, dass es am Ziel eine Möglichkeit gab sich umzudrehen, andernfalls müsste er den ganzen Weg zurück Rückwärts robben, keine angenehme Aussicht...

Die Medizinfrau, die sich inzwischen auch krabbelnd vor ihm bewegte, kam plötzlich zum Halt und begann einige Huschu-Laute zu murmeln, ehe sie ihre flache Hand an die nackte Felswand legte. An fünf Stellen begannen kurz darauf Runensymbole zu leuchten. Die Symbole wiesen Ähnlichkeit mit dem Schriftzeichen eines Fragezeichens auf, welches in mehreren Ausrichtungen und Schichten neben und übereinander lag, um ein großes, neues Symbol zu bilden.

Ihr Erstrahlen intensivierte sich für einen Moment, ehe ein Teil der Felswand, scheinbar eine Art Felsschreibe, unter dem stumpfen Schaben von Stein auf Stein nach rechts rollte und den Blick auf einen schwach erhellten Höhlengang preisgab.

Interessiert merkte Bahe sich die Runenzeichen und robbte der Medizinfrau hinterher durch die Öffnung. Hauptsache, er kam endlich aus diesem engen Schacht heraus. Trotz aller Euphorie ins Freie zu gelangen, achtete er darauf möglichst leise zu sein und duckte sich sofort hinter einen im Schatten liegenden Felsen, als er einige Goblins in nicht weiter Entfernung durch einen angrenzenden Gang gehen sah.

Ungeduldig wartete Bahe darauf, dass ihm Brocken und die restlichen Felsgnome folgten und checkte nochmal schnell seine verbliebene Spielzeit.

Vierunddreißig Minuten...

Die Zeit wurde knapper und knapper...

Um keine Sekunde zu verschwenden, blickte Bahe sich aufmerksam in dem schwach beleuchteten Gang um. Doch es gab im Grunde nichts Erwähnenswertes.

Felsen weit und breit, die den Höhlengang mal mehr mal weniger einengten und ansonsten in der Dunkelheit verschwanden. Der schwache, aber warme Lichtschein stammte von scheinbar natürlichen Kristallformationen, die sich durch den gesamten Höhlenbereich zogen, den Bahe in Augenschein nehmen konnte.

Wenn Bahe sich nicht irrte, war dieses Höhlensystem ursprünglich das Zuhause der Felsgnome gewesen, bis sie von den Goblins vertrieben wurden.

Glücklicherweise fehlte von Gegnern jegliche Spur. Wenn man mal von den Goblins absah, die vor ein paar Sekunden an einem Ende des Höhlenganges vorbei gegangen waren. Bahe hoffte nur, dass es dabei bleiben würde. Soweit er durch den Trupp der Soldaten wusste, sollte sich hier im Gebirge ein ganzer Goblinstamm aufhalten und wenn er sich nicht täuschte, war er soeben mitten in ihrem Heim aus einem Loch hervor gekrochen.

Insgeheim schwor er sich, es möglichst nicht darauf ankommen zu lassen. Vielleicht konnte er es mit dem ein oder anderen normalen Goblin aufnehmen, aber ganz bestimmt nicht mit diesen mutierten Viechern, die ihn und die Soldaten zuvor überfallen hatten.

„Huschu!", zischte die Medizinfrau plötzlich, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und wies mit ihrer Hand zum angrenzenden Höhlengang zu Bahes Linken.

Bahe nickte und begann ihr zu folgen. Wenigstens hatte er dort bisher noch keine Goblins ausmachen können, wie auf der gegenüberliegenden Seite.

Mit einem kurzen Blick zurück, sah er wie Brocken und die restlichen Felsgnome ihm hinterher huschten. Alle trugen einen grimmigen und angespannten Gesichtsausdruck zur Schau. Scheinbar nahm niemand von ihnen diese Aktion auf die leichte Schulter.

An der Weggabelung blieb die Medizinfrau kurz stehen und spähte in den Gang, ehe sie sich erneut nach links wandte. Bahe folgte ihr sofort und stellte fest, dass dieser Weg nach unten, tiefer in den Berg führte.

Der Weg war lang und Bahe hatte das Gefühl, dass trotz ihrer Schleicherei ein jeder Schritt von den Felswänden des Höhlensystems widerhallte. Es fühlte sich unerträglich an, wie sie einen Fuß vor den Nächsten setzten, immer darauf bedacht möglichst keine Geräusche von sich zu geben und doch so schnell wie nur irgend möglich voran zu kommen.

Zweihundert Meter später blieben sie schließlich stehen, als die Medizinfrau abrupt stoppte.

„Huschu, huschuuuu", winkte die Medizinfrau Bahe heran und zeigte in eine Kammer zu ihrer Rechten.

Bahe lugte vorsichtig an ihr vorbei und sah fünfzehnGoblins, die allen möglichen Tätigkeiten nachkamen.




Ja ich weiß... Das Kapitel sollte mit diesem Teil eigentlich zu Ende sein... aber irgendwie passte es einfach nicht... es hätte einfach zu viel Atmosphäre gefehlt und ich hätte zu viel überspringen müssen... aber hey... was gibt es Besseres als einen Bonusteil?!

Damit schulde ich euch nur noch 5 Teile oder so^^

Teil 2/2!

Bis Donnerstag und bitte votet wie immer, wenn es euch gefallen hat!

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt