Kapitel 84 - Hinterhalt - Teil 3

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„Rücken an Rücken!", donnerte Herolds Stimme durch die Luft und veranlasste Bahe und die umstehenden Soldaten dazu, sich zusammen zu reißen und eine Verteidigungshaltung anzunehmen.

Keine zwei Meter von Bahe entfernt war einer der Soldaten zu Boden gestürzt. Entsetzt stellte Bahe fest, dass ihm die Kehle aufgeschlitzt worden war. Das Blut strömte noch immer aus der Wunde, mal mehr, mal weniger pulsierend...

Krampfhaft bekämpfte Bahe den aufkommenden Brechreiz und schluckte ein paar Mal nervös. Doch die sofort eingesetzte Übelkeit wollte sich nicht vertreiben lassen.

Er hatte schon mit angesehen, wie Spieler förmlich in zwei Hälften gespalten wurden, aber das war mit gut zwanzig Metern Abstand gewesen. Hier, förmlich direkt neben einer Leiche zu stehen, war noch einmal etwas ganz anderes.

„Sieht jemand den Feind?", rief einer der Soldaten.

„Westseite ist nichts zu sehen!"

„Ostseite auch nichts!"

„Verfluchte Scheiße, die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!"

„Reißt euch zusammen, Männer! Ihr seid Soldaten seiner Majestät, benehmt euch wie solche!"

Doch da erklang bereits der nächste Todesschrei als diesmal einer der Soldaten zwei Meter vor Bahe zu Boden ging.

„Helmut, Herold, habt ihr was gesehen?", riefen Veteran Mats und Hauptmann Pero nahezu gleichzeitig von den beiden Reihenenden.

„Nichts, aber zwei unserer Männer wurde die Kehle aufgeschlitzt", schrie Veteran Helmut grimmig zurück.

„Bahe, bleib ruhig und konzentriere dich voll und ganz auf deine Seite, verstanden?", gab Herold Bahe Anweisungen.

„Mache ich", antwortete Bahe schnell und musterte seine Umgebung so genau wie möglich, entdeckte jedoch nichts.

Wer oder was brachte hier die Soldaten um?

Sie befanden sich zurzeit auf sehr unebenem Terrain. Zu Bahes Seite fiel das Gelände steil ab, während es auf Herolds Seite steil anstieg. Sie befanden sich in den letzten Ausuferungen eines Waldes, durch den ihr Trampelpfad führte. Der Weg war gerade mal so breit, dass zwei erwachsene Personen nebeneinander laufen konnten. Ein Formationswechsel war also nahezu unmöglich.

Fieberhaft suchte Bahe weiterhin die Umgebung ab, entdeckte jedoch einfach nichts.

„Vorsicht!", brüllte auf einmal Veteran Helmut und sprang aus der Reihe, um dem Soldaten zu Bahes Linken zur Hilfe zu eilen.

Keinen Moment später erklang ein lautstarkes Klirren, als Stahl auf Stahl traf.

Bahe traute seinen Augen nicht, für einen Moment sah er eine fast zierliche Gestalt, in naturfarbene Kleidung gehüllt, deren Dolch von Helmuts Klinge blockiert worden war. Zwei Zentimeter mehr und Bahes Nachbar hätte ebenfalls den Tod gefunden.

Doch genauso schnell wie die Gestalt erschienen war, verschwand sie wieder und Bahe staunte nicht schlecht, als er nichts außer Luft an der Stelle vorfand, an der sich gerade noch der Widersacher befunden hatte.

„Goblinassassinen!", rief Veteran Helmut aus voller Kehle, um den Rest der Soldaten klar zu machen, womit sie es zu tun hatten. „Und verdammt schnelle noch dazu!"

Hastig blickte Bahe hin und her und versuchte irgendwo einen Gegner auszumachen, doch die meiste Zeit sah er nichts. Nur ab und an entdeckte er ein verschwommenes Schemen, ehe kurz darauf ein neuer Schmerzensschrei ertönte. Meist gefolgt vom Todeskampf eines weiteren Soldaten. Die Veteranen und der Hauptmann taten ihr Bestes und doch war es ihnen unmöglich alle Männer des Zugs zu beschützen.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt