Bahe wurde regelrecht wahnsinnig. Er rannte jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit davon und die Wildwurzelkaninchenhorde war immer noch hinter ihm her!
Nachdem er seine anfängliche Panik überwunden hatte, feuerte er so viele Pfeile ab, wie es ihm nur möglich war, ohne gefressen zu werden. Seine Hit-and-Run-Taktik war dabei ziemlich effektiv, bis ihm irgendwann die Pfeile ausgingen.
Fünfundzwanzig Pfeile stellten insgesamt achtzehn Exemplare ruhig. Zumindest, sofern er richtig gezählt hatte...
Leider bestand die verfluchte Horde aus über fünfzig Wildwurzelkaninchen. Und die restlichen Kreaturen dachten gar nicht daran aufzugeben. Jeder Tod eines ihrer Rudelmitglieder ließ sie nur noch aggressiver nach vorne preschen.
Bahe spürte, dass er die nötige Geschwindigkeit nicht mehr lange aufrecht erhalten konnte. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich den Viechern zu stellen.
Er bog schnell an der nächsten Wegkreuzung ab und lief nach einer Kurve auf eine offene Fläche. War er etwa in der Mitte der Festung angelangt?
Zu allen Seiten gingen eine Vielzahl von Gängen ab, während die offene Fläche Ruinen von kleinen Festungsverschlägen sowie halbzerstörte Treppen und Mauern enthielt.
„Hey, da ist eine Horde Monster!", rief plötzlich ein Spieler zu seinem Kumpel. Beide standen auf der anderen Seite der Freifläche und Bahe sah seine Chance gekommen.
„Schnell, ich brauche eure Hilfe!", schrie er ihnen entgegen.
„Für Wildwurzelkaninchen? Was bist du denn für ein Noob!", lachte der Andere der Zwei und zog sein Schwert.
„Lass uns die Party beginnen!", begann auch Erste euphorisch zu lachen und rannte Bahe bereits entgegen.
„Haha, ja ganz genau! Auf zum Schlachtfest!"
Bahe scherte sich nicht weiter um die Beleidigung. Er war einfach viel zu froh, den Schmerzen etwaiger Krallen und Mäulern zu entkommen.
Mit einem Endspurt brachte er die letzten Meter hinter sich und konnte zu seiner Freude feststellen, wie die Wildwurzelkaninchen sich aufteilten und zwei Drittel der Horde den anderen beiden Angreifern entgegen sprangen.
Die restlichen Kreaturen hatten aber offensichtlich einen Narren an ihm gefressen. Schnell zog er sein Messer und machte sich kampfbereit. Mit rasanten und kraftvollen Schwüngen ließ er sein Messer auf die ersten Tiere niederfahren und wich mit eiligen Schritten ihren Kameraden aus.
Drei Tiere waren gefallen, als plötzlich laute Schmerzensschreie erklangen. Erschrocken hob Bahe den Blick und schaute zu den anderen Spielern. Bei Einem hatten sich Wildwurzelkaninchen in den Achillessehnen festgebissen, während der Andere bereits am Boden lag und verzweifelt versuchte die Viecher von seinem Gesicht fern zu halten.
Leider war er jedoch für einen Sekundenbruchteil abgelenkt und traf so eins der Wildwurzelkaninchen nicht richtig. Seine Klinge traf die festen Schulterknochen eines Exemplars und verhakte sich dort. Da das Viech danach versuchte nach seiner Hand zu schnappen, blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Messer aufzugeben und hastig über eine Mauer zu springen, um ein wenig Abstand zu gewinnen.
Die Schreie der beiden Vollidioten hallten derweil über die Freifläche. Sie hatten sich maßlos überschätzt.
Doch Bahe hatte nicht mal Zeit den Kopf zu schütteln. Ununterbrochen musste er hin und her springen, über Mauern, durch halb zerfallende Türen kleiner Festungsverschläge oder einfach nur über steinernen Schutt der überall verstreut lag.
Was sollte er bloß machen? Komm schon, Bahe, denk nach! Schallt er sich innerlich selbst.
Keine Pfeile mehr, sein Messer verloren... unbewaffnet hatte er einfach keine Chance gegen so viele von den verdammten Kreaturen.
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Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2
FantasyIn einer nicht all zu fernen Zukunft schuftet sich Bahe jeden Tag ab, um seine Familie unterstützen zu können, die unter enormen Schulden leidet. Doch Monate nach dem Schulabbruch muss Bahe sich eingestehen, dass er an seine Grenzen gelangt ist. In...