Kapitel 7 - Abgrund

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Ganz langsam, begann er rückwärts auf das Ufer zu zugehen, während er sein Gegenüber musterte.

Nahe dem Wasserfall, auf der anderen Seite des Sees, stand eine wolfsähnliche Kreatur am Seeufer und fixierte Bahe mit ihrem Blick. Die Kreatur war gigantisch in ihren Ausmaßen. Selbst ein ausgewachsener Löwe würde nur als Zwischenmalzeit für dieses Monstrum enden. Ein robuster Körperbau in blaugrauem Fell, thronte mit kräftigen Pranken auf einem Felsen am Seeufer und ließ das Monster so noch imposanter erscheinen als es eh schon war.

Doch was Bahe die Haare zu Berge stehen ließ, waren nicht etwa die vor Kraft strotzenden Muskeln oder das außergewöhnlich anmutende Horn mitten auf der Stirn des Wesens, sondern die Augen, die von einer Intelligenz geprägt zu sein schienen, die ihm das Fürchten lehrte.

Bahes Kopfbewegung war der Kreatur nicht entgangen und sobald die Kreatur Bahes Aufmerksamkeit spürte, verlagerte sie sich in eine Kampfstellung und ließ ein Ohren betäubendes Brüllen vernehmen, dass über den See hinweg hallte.

In diesem Moment ließ Bahe alle Vorsicht fallen und kämpfte sich aus dem Wasser auf das Ufer zu. Ein schneller Blick über seine Schulter, ließ sein Herz einen Schlag aussetzen! Das Monster hetzte bereits hinter ihm her! Ohne anzuhalten, rannte Bahe in den Wald hinein und ließ die Fetzen seiner Kleidung am Ufer zurück.

Haken schlagend, raste er durch das Dickicht des Waldes, sprang über umgefallene Baumstämme und änderte immer wieder die Richtung, in der Hoffnung die Monstrosität hinter ihm abzuhängen. Kurz bevor ihm die Puste ausging, entschloss er sich es zu riskieren und versteckte sich oben auf einem Baum, hoch im Baumwipfel.

Keine Sekunde später, krachte die wolfsähnliche Kreatur aus dem Unterholz hervor und hetzte an Bahes Versteck vorbei. Das Krachen und Bersten von Ästen und Gestrüpp war noch einen kurzen Moment zu hören, ehe es in der Ferne verschwand.

Bahe überlegte nicht länger, ignorierte seine Schmerzen und stürmte den Baum regelrecht hinab. In Windeseile schlug er sich nach links durch Büsche und weiteres Dickicht und kratze sich seine eh schon geschundenen Extremitäten noch weiter auf. Nach knapp fünfzig Metern stieß er auf einen kleinen Bach, den er sich direkt zu Nutze machte und nach rechts mit der Strömung durch das Wasser hechtete.

Nach gut zweihundert Metern, die Bahe wie eine Ewigkeit vorkamen, verließ er den Bach zur linken Seite und versuchte so einen größeren Abstand zwischen sich und die Kreatur zu bringen. Es begann erneut das mühselige Vorankommen durch dichtes Buschwerk und unwegsames Gelände. Das Blut pochte Bahe in den Ohren, während er sich in seiner Hektik keine Pause gönnte und sich stetig weiter kämpfte.

Eine viertel Stunde später lichtete sich die umgebende Vegetation zunehmend. Bäume und Sträucher fanden sich nur noch vereinzelt, als felsiger Untergrund den weichen Waldboden ablöste. Die spärliche Deckung nutzend, schlich sich Bahe weiter vorwärts, anstatt zu einer Seite auszuweichen. Die Angst vor dem Monster saß ihm noch zu tief in den Knochen, er konnte einfach noch nicht weiter im Waldgebiet verweilen.

Nachdem er über einen weiteren Felsvorsprung geklettert war, kam Bahe in seinen Bewegungen plötzlich ins Stocken. Er traute seinen Augen nicht... Vor ihm eröffnete sich eine gigantische Schlucht, deren Ende er von seinem Standort noch nicht ausmachen konnte. Wie in Trance lief er zum Rande des Abgrunds und kam dort völlig verblüfft zum Stehen.

Die Schlucht erstreckte sich soweit das Auge reichte nach rechts und links und schien kein Ende zu nehmen. Die Felswand auf der gegenüberliegenden Seite war mindestens mehrere Hundert Meter entfernt und beraubte Bahe jeglicher Hoffnung einen Weg hinüber zu finden. Als Bahe hinunter blickte, taumelte er kurz und zog sich dann lieber schnell einen Schritt von dem unmittelbaren Abgrund zurück. Die Tiefe der Schlucht war beängstigend und ließ sich nicht klar erkennen. Nebel und Dunkelheit verschluckten die Felswände in der Tiefe und ließen nur Vermutungen zu, wie weit die Schlucht wohl in das Erdreich reichen konnte.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt