Kapitel 14 - Neue Pläne

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Am nächsten Morgen stand Bahe früh auf, wusch sich und spähte beim Zähneputzen durch die Fenster nach draußen. Auf der Seite zur Straße hin, wartete den Himmeln sei Dank niemand auf ihn. Standardweise überprüfte er auch noch den Innenhof durch das Badezimmerfenster und stellte erleichtert fest, dass er heute mal Glück hatte und keine Schlägertypen auf ihn warteten.

Er frühstückte noch schnell die letzten Essensreste, die er zu Hause hatte, schnappte sich seine Haustürschlüssel, riss die Tür auf und erstarrte entsetzt.

Vor seiner Tür lag eine Frau!

Mit angezogenen Knien und dem Rücken zur Tür lag die Frau auf der Seite und rührte sich nicht. Bahe wagte kaum zu atmen!

Wurden jetzt auch schon Frauen auf ihn angesetzt?!

Angespannt musterte er die Frau genauer und stellte erleichtert fest, dass sie schlief. Zumindest sah er, wie sich der Brustkorb hob und senkte.

Ganz vorsichtig schloss Bahe wieder die Tür und ließ noch behutsamer die Klinke los. Verdammt noch eins, hatte er ein Glück gehabt, dass die Frau vor seiner Tür eingeschlafen war!

Leise ging er durch den Flur zurück ins Badezimmer und stieg dort durch das Fenster nach draußen. Danach lehnte er das Fenster vorsichtig an und fixierte es mit einem kleinen Holzkeil. Er machte sich keine Sorgen darum, dass jemand bei ihm einbrechen könnte. Seitdem er seinen Account verkauft hatte, befand sich nichts mehr von Wert in seiner Wohnung.

Bahe bewegte sich anschließend leise zur Gartenhütte und achtete auch beim Hinaufklettern darauf, möglichst keine lauten Geräusche zu verursachen.

Es lief alles reibungslos ab, bis ihm kurz vorm Schluss der Balken aus den Händen rutschte, den er stets benutzte, um auf die gegenüber liegende Mauer zu kommen.

Mit einem lauten Poltern krachte das Balkenende auf den Beton der Mauer und schreckte die Frau aus ihrem Schlaf.

„Hä, was? Wo?", rief sie zunächst verwirrt, während sie sich umblickte.

Bahe ließ sich diese Chance jedoch nicht entgehen und sprintete regelrecht zur anderen Seite.

„Hey, bleib stehen! Bist du Bahe Dragon?!", rief die Frau hinter ihm her.

Drüben angekommen, glaubte er bereits den Haarschopf der Frau über der Mauer zu erkennen, als er schnell den Balken anhob und zu sich herüber zog.

„Was zum...", erklang es dumpf von der gegenüber liegenden Mauer, während er den Balken sicher verstaute. Danach blickte er noch ein letztes Mal zurück und sah den verärgerten Gesichtsausdruck der Frau, die ihm auf die Gartenhütte gefolgt war.

Ohne länger zu zögern, machte er sich auf seiner Seite an den Abstieg und ignorierte die Worte der Frau, die zu ihm herüber schallten: „Warte doch! Ich will nur mit dir reden!"

Aber sicher doch, er sollte warten? Nur damit die Typen, die sich irgendwo versteckt hielten, ihn erneut zusammen schlagen konnten?

Die Frau hätte sich schon was Besseres einfallen lassen können.

Bahe machte vorsichtshalber noch ein paar Umwege, bis er sich schließlich sicher war, dass ihm niemand folgte. Danach lief er zur nächsten U-Bahnstation und nahm eine Bahn in Richtung Stadtmitte.

Nach vierzig Minuten kam er endlich am Krankenhaus seiner Mutter an und klopfte wenig später an ihre Zimmertür und trat ein.

„Bahe?!", rief seine Mutter überrascht.

„Hallo Mama...", sagte Bahe mit gesengtem Blick. Nachdem, was er gestern gehörte hatte, konnte er ihr kaum in die Augen blicken.

Er vernahm ein paar eilige Schritte und bevor er den Blick heben konnte, fand er sich bereits in einer festen Umarmung wieder.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt