Kapitel 91 - Ungleichgewicht - Teil 2

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„Balu...", schluchzte Brocken. „Er stirbt..."

Limona schloss sich an: „Und wir können nichts für ihn tun..."

Erst jetzt musterte Bahe das Bärenjunge genauer und bemerkte die versenkte Rückseite, unter welcher Balu offensichtlich litt.

„Huschu... Huschu...", murmelte die Medizinfrau sanft und strich dem zitternden Balu über die Stellen des Fells, die nicht verbrannt oder angesengt waren. Der uralte Erdelementar, zu Bahes Linken, schwieg derweil und starrte stur auf den jungen, sterbenden Bergbären.

„...", für einen Moment wusste Bahe nicht was er sagen sollte...

„Von wem wurde ich gerettet?", fragte Bahe schließlich, nachdem er das Schweigen seiner Elementare und das Gemurmel der Medizinfrau nicht mehr aushalten konnte.

„Ist das ausgerechnet jetzt wichtig?!", empörte sich Limona. „Lass uns doch wenigstens die letzten Momente mit Balu!"

„Hey, hey... ich meine doch nur... Wer mich gerettet hat, könnte doch vielleicht auch Balu retten...", versuchte Bahe Limona zu beschwichtigen.

„Als ob wir nicht schon längst selbst darauf gekommen wären!", schimpfte Limona jedoch nur erneut.

„Wir mussten... uns entscheiden...", erklärte Brocken weinend. „Felsur ist... gerade erst erwacht, seine Kräfte... waren geschwächt... Er konnte... nur einen... von euch beiden retten... Wenn es... das Ungleichgewicht der... Erdenergie doch bloß... nicht geben würde... Dann hätte... Felsur vielleicht... etwas tun können..."

„Felsur?", fragte Bahe und richtete seinen Blick auf den uralten Erdelementar.

Wie zur Bestätigung drehte dieser leicht seinen Kopf, was von dem dumpfen Geräusch schleifender Gesteinsschichten begleitet wurde, ehe er seinen Blick wieder auf Balu richtete. Der alte Erdelementar sackte sichtlich betrübt zusammen, während er das kleine Wesen vor sich betrachtete.

„Er hat... fast alle seine Heilkraft bei dir aufgebraucht und das letzte kleine Bisschen auf Balu angewendet...", hickste Limona weinend. „Doch es hat Balus Leiden nur verlängert..."

Stumm nahm Bahe die traurige Situation in sich auf. Er musste sich zunehmend zusammenreißen, um nicht ebenfalls einige Tränen zu verlieren. Dieser Moment würde niemanden kalt lassen...

„Überprüfen", murmelte er leise und sah wie die einst enormen HP-Zahlen nur so dahin schmolzen. Von seinen früheren 1377 HP waren nur noch 120 HP verblieben und auch diese schwanden im Sekundentakt.

Vielleicht gab es eine Möglichkeit ihn zu retten, überlegte Bahe und strich mit der Hand über seinen Speichergegenstand. Ohne noch länger zu zögern, fasste Bahe schließlich hinein und zog seinen letzten übrig gebliebenen Heiltrank hervor.

„Hier, gibt Balu das hier zu trinken", wandte er sich an seine Elementare und hielt ihnen das Fläschchen hin.

„Was... was ist das?", fragte Limona skeptisch, während sie bemüht war, ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen.

„Ein Heiltrank", meinte Bahe ernst. „Ich weiß nur nicht, ob er auch Balu helfen kann oder nur bei Menschen wirkt."

„Los! Schnell!", überschlug sich Brockens Stimme beinahe vor lauter neugewonnener Hoffnung. Er musste sich offensichtlich zusammenreißen, um Limona das kleine Fläschchen nicht aus der Hand zu reißen.

Während Limona und Brocken im Folgenden damit beschäftigt waren, Balu den Heiltrank zu verabreichen, beobachtete Bahe hingegen die Medizinfrau, die mit großen Augen aufmerksam das Fläschchen des Heiltranks verfolgte und die Augen ab und an zusammenkniff. Sah sie etwa seine Elementare?

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt