„Bald sind wir da, Angel Eye", sagte Trullus voller Vorfreude und schaute nach oben zum Dorf, das nur noch wenige Kilometer entfernt und inzwischen schon zu sehen war.
„Hmmm... es dauert nicht mehr lange", stimmte Kaiwen pflichtbewusst zu. „Hast du schon einen genauen Plan, wie du gegen die Goblins vorgehen willst?"
„Erst erkunden wir die Lage und besprechen uns anschließend mit der Verstärkung aus Trachtenbrug und den Soldaten vor Ort", meinte Trullus hochtrabend. „Ein guter Anführer kennt den Feind genauso gut wie seinen Vorgesetzten!"
„...es heißt, wie sich selbst...", murmelte Kaiwen Augen verdrehend.
„Was hast du gesagt, meine Liebe?", fragte Trullus mit schmachtenden Augen.
„Ach, nichts...", winkte Kaiwen ab.
„Oh, so leicht kommst du mir nicht davon...", schüttelte Trullus mit liebestrunken Augen seinen Zeigefinger.
„Ähm... na gut, ich habe nur gesagt, dass du wirklich ein guter Anführer bist...", druckste Kaiwen rum.
„In der Tat, das bin ich!", rief Trullus freudig und streckte stolz seine Brust extrem nach vorne.
„Wie wäre es, wenn du für die letzten Kilometer wieder voran reitest, wie beim Portal, um einen ehrenvollen Eindruck zu machen...?", schlug Kaiwen vor.
„Aber es ist noch ein ziemlich langer Weg...", sagte Trullus offensichtlich betrübt darüber, dass sie ihn nicht an ihrer Seite haben wollte.
„Also... ich wollte damit nur sagen...", sagte Kaiwen leise.
„Ja...?", hauchte Trullus fragend und beugte sich dabei zu ihr hinunter.
„Du siehst immer so stattlich aus, wenn du vorweg reitest... da wird mir immer ganz warm ums Herz... und deswegen...", mit gespielter Scheu schaute sie zu Boden und beobachtete wie Trullus Brust vor Stolz beinahe platzte und er sich prompt auf sein Pferd schwang.
„Keine Sorge, meine holde Maid! Ich werde dir einen Anblick bescheren, den du deinen Lebtag nicht mehr vergessen wirst!"
Danach ritt er voraus und wedelte mit seinem Schwert herum.
„Solch ein Vollidiot...", murmelte Kaiwen und fuhr sich entnervt mit der Hand übers Gesicht.
Irgendwie schien alles verschwommen als Bahe mit dumpf stechenden Kopfschmerzen zu sich kam. Er wollte sich an den Hinterkopf fassen, doch irgendetwas hinderte ihn daran. Blöderweise sah er immer noch nur schemenhaft. Konzentriert kniff Bahe die Augen ein paar Mal zusammen und schüttelte vorsichtig den Kopf.
Nach und nach klärte sich sein Blickfeld, dennoch war irgendetwas seltsam verkehrt. Es dauerte einen Moment, bis er verstand, dass er scheinbar kopfüber an einem Ast hing. Seine Füße und Hände waren oberhalb des dicken Astes mit einem Seil zusammengebunden, welches seine Gelenke furchtbar wund gescheuert hatte.
Bei jedem Wippen des Astes scheuerte das Seil erneut über die inzwischen offenen Wunden, was Bahe die Zähne zusammenbeißen ließ.
Doch erst dieses ständige Wippen des Astes ließ Bahe in seiner anfänglichen Verwirrtheit erkennen, dass er noch immer in Bewegung war. Verblüfft stellte er fest, dass er samt des Astes von vier kleinen Kreaturen getragen wurde, die ihm im Stehen wohl noch nicht mal bis zur Hüfte reichen würden.
„Was zum...", gab Bahe vollkommen baff von sich, während er sich fragte, ob er seinen Augen wirklich trauen konnte.
Was war hier los? Wer oder was waren das für Kreaturen?
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Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2
FantasíaIn einer nicht all zu fernen Zukunft schuftet sich Bahe jeden Tag ab, um seine Familie unterstützen zu können, die unter enormen Schulden leidet. Doch Monate nach dem Schulabbruch muss Bahe sich eingestehen, dass er an seine Grenzen gelangt ist. In...