Kapitel 58 - Chaos - Teil 2

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Bahe schaffte es nicht mal mehr die Augen zu verdrehen. Zu einem anderen Zeitpunkt und mit genügend Abstand, hätte Bahe vielleicht über die Situation gelacht, aber im Moment war ihm so gar nicht danach zu Mute.

Seine Deckung vollkommen fallen lassend, rappelte er sich auf und sprintete in Richtung seiner Teammitglieder.

Die ganze Zeit verfolgte ihn dabei die seltsame Mischung aus dem Fauchen und Brüllen der Bären und den Freudeschreien seines Elementars Brocken. Er riskierte einen Blick über die Schulter und starrte ungläubig seinen Elementar an, der sich in weltbester Torero-Manier bemühte, auf dem Rücken des Bärenjungtiers sitzen zu bleiben.

Das Bärenjunge dachte jedoch gar nicht daran, sich dergleichen gefallen zu lassen und versuchte ununterbrochen und im vollen Lauf, Brocken abzuschütteln.

Zudem bemerkte Bahe zu seinem Schrecken, dass dieses Bärenjunge verdammt schnell näher kam! Ohne noch länger einen Gedanken an etwas anderes zu verschwenden, konzentrierte er sich stattdessen auf die Flucht und rannte seinen Teammitgliedern entgegen.

In seiner Panik bemerkte er jedoch erst viel zu spät, dass selbst die Nahkämpfer verschwunden waren.

Hatten diese Bastarde sich ernsthaft versteckt? Wollten sie ihn umbringen?!

Seine Gedanken rasten, während Bahe fieberhaft nach einer Rettung suchte. Bäume hochklettern brachte nichts, Bären konnten hervorragend Bäume erklimmen. Aber auf Dauer würde er den Tieren nicht entkommen...

Letztlich fiel ihm einfach keine Lösung ein und so lief er mit voller Geschwindigkeit durch das Gebiet, in dem sein Team zuvor noch gestanden hatte und rannte geradewegs in den Wald hinein.

Das Fauchen und Brüllen hinter ihm wurde plötzlich lauter, doch Bahe wagte es nicht sich noch einmal umzudrehen. Im schnellsten Tempo, dass er zu Stande brachte, hechtete er durch den Wald und dankte den Himmeln, dass Fenrir ihn gezwungen hatte, jeden Tag in Raoie laufen zu gehen. Ohne das Training, wäre er schon längst zusammengebrochen.

Etwa fünfhundert Meter später, die Bahe allerdings wie eine Ewigkeit vorkamen, verstummten die Geräusche beinahe komplett, was Bahe veranlasste sich umzudrehen und Brocken auf seinem erschöpften Jungtier sitzen zu sehen. Von der Mutter und dem Geschwistertier fehlte jede Spur.

Brockens Jungtier hechelte nach Atemluft und war erschöpft zusammengebrochen. Dennoch wollte Bahe lieber nicht zu nah an diese Kreatur heran gehen.

Ungläubig blickte er seinen Elementar an, der sich gerade im Abstieg vom Bärenjungen machte und dabei drein schaute, als wäre es die normalste Sache der Welt.

Aus sicherem Abstand fragte er Brocken frustriert: „Was hast du dir dabei gedacht?!"

Brocken sah kleinlaut zu ihm herüber und meinte dann: „Ich wollte... wenigstens ein Exemplar retten... Ich weiß, dass du jagen wirst... das du jagen musst... aber ich wollte nicht, dass die ganze Bärenkolonie stirbt..."

Selbst in seinem genervten Zustand musste Bahe sich zusammen reißen, um nicht dem süßen Bild nachzugeben, dass Brocken mit seinen, vor Verlegenheit triefenden, Knopfaugen und am Boden scharrenden Füßen abgab.

„Nächstes Mal warne mich bevor du sowas machst!", war schließlich alles was er raus brachte und Brocken nickte schnell.

„Was machen wir jetzt mit dem Bärenjungen?", verlangte Bahe aber anschließend noch zu wissen. Es nicht für Erfahrung töten zu dürfen, war eine Sache, er war sich sowieso nicht sicher, ob er inzwischen überhaupt noch dazu in der Lage gewesen wäre. Das erschöpfte Bärenjunge wirkte so niedlich, dass es Bahe zunehmend schwer fiel, Abstand zu halten.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt