Kapitel 45 - Fäden - die sich zu verweben beginnen - Teil 1

408 63 1
                                    

„Wir sollten uns beeilen von hier weg zu kommen. Diese Idioten werden noch früh genug merken, dass ich sie rein gelegt habe", sagte Bahe ernst, beschleunigte seine Schritte ein wenig und stellte dann die Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte: „Wie kommt es denn eigentlich, dass ein Anwalt von solchen Schlägern gejagt wird?"

„Ha ha...", lachte der Anwalt verlegen und meinte vage: „Ist eine lange Geschichte..."

„Ich habe Zeit", grinste Bahe.

Diesmal musste Han Ning lauthals lachen, ohne jegliche Spur von Verlegenheit.

„Ich muss zum Bahnhof, sofern du einen ähnlichen Weg hast, erzähle ich dir gerne mehr", zuckte Han Ning die Schultern

„Das passt ja perfekt. Der Bahnhof war auch mein Ziel."

Han Ning zog bei Bahes Worten die Augenbrauen hoch, fing dann jedoch an zu erzählen: „Um es kurz zu machen... Ich wurde reingelegt."

Han Ning lachte, als er Bahes missmutigen Blick sah.

„Keine Sorge, hier kommt die ausführliche Version", meinte er mit einem Augenzwinkern an Bahe gewandt und fuhr fort: „Ein früherer Arbeitskollege hat mich vor einiger Zeit einmal vollkommen ausgespielt und erhielt dadurch eine Beförderung die mir zugestanden hätte. Seitdem hat er es ununterbrochen auf mich abgesehen. Wahrscheinlich fühlt er sich, mit mir immer noch in der Kanzlei, nicht richtig wohl. Er hat sich schließlich meine Arbeit für seinen Aufstieg zu Nutze gemacht. Wenn ich das nur beweisen könnte..."

Seufzend nahm Han Ning kurz seine Kappe ab, fuhr sich durch die Haare und setzte sie wieder auf, ehe er weiter erklärte: „Inzwischen ist dieser Mistkerl mein Chef und hat mir jeden Auftrag weg genommen, der kurz vorm Abschluss stand. Wir müssen in unserer Kanzlei in regelmäßigen Abständen Abschlüsse vorweisen. Deswegen..."

„Was meinen Sie mit Abschlüssen?", fragte Bahe dazwischen.

„Oh, also abgeschlossene Fälle, erfolgreiche Verteidigungen."

„Ach so, alles klar."

„Na ja... wo war ich...? Ach ja, da er mir alle guten Fälle weg genommen hat, stehe ich in der Kanzlei im Moment ziemlich schlecht da. Dadurch konnte er mich zwingen hier nach Dazu zu kommen, um einen neuen Fall zu übernehmen. Wenn ich diese Woche schon keinen Fall abschließen kann, dann darf ich mich als Angestellter zumindest nicht weigern einen neuen Fall anzunehmen... Sonst hätte er sofort einen Grund mich zu entlassen. Einzig mein hohes Dienstalter hat ihn bisher davon abgehalten mich zu entlassen...", sagte Han Ning und blickte für einen Moment in die Ferne. „Heute bin ich also nach Dazu gefahren und durfte feststellen, dass dieser „Klient" der hiesige Boss der Kleinkriminellen ist. An sich, wäre das vermutlich kein Problem gewesen. Aber mein Boss hat mir einen Termin für den Nachmittag genannt... tatsächlich war der Termin schon für den Vormittag angesetzt... Du kannst dir wahrscheinlich denken, dass diese Leute nicht gerne warten."

Bahe sah, wie der Anwalt den Kopf schüttelte und noch einmal ansetzte: „Als ich merkte wo ich gelandet war, befand ich mich schon in den privaten Räumlichkeiten dieses Mistkerls. Dieser Bastard hat mir natürlich noch äußerst süffisant vorgehalten, dass der Termin bereits vor mehreren Stunden gewesen war, während einige der Schläger bereits ihre Ärmel hoch krempelten... Ich habe mich in dem Moment sofort für einen Toilettengang entschuldigt. Dem Boss schien meine Panik sichtlich zu gefallen, anders kann ich mir nicht erklären, wieso er mich dahin entließ. Letztlich kletterte ich dort aus dem Fenster und ließ mich drei Meter tief in eine Hecke, eines unter dem Fenster liegenden Sportplatzes fallen. Ich war noch nie so froh, dass sie die Dinger mittlerweile aus Platzmangel auf den Dächern bauen."

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt