Kapitel 1 (Ein Tag in der Hölle)

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Charlies Sicht

„Charlie? Hörst Du mir überhaupt zu?"

Ich blickte stumm und desinteressiert auf die Kamera, in der Hoffnung etwas zu entdecken, was mich vor diesem nervigen Gespräch mit meinem Kollegen rettete.

„Was? Nein sorry ich habe gerade meine Arbeit gemacht! Was ist?" fragte ich hörbar genervt.

„Komm mir nicht mit „Ich mache meine Arbeit" die machst Du nämlich nicht! 3 Monate warst Du weg und hast uns mit dem ganzen Mist alleine gelassen!" meckerte mich der Kollege, mit dem ich Dienst hatte, an.

Ich seufzte erneut genervt und reibe mir die Schläfe. Meine Halsschlagader pochte. Auf so ein Gespräch hatte ich so überhaupt keine Lust aber nun musste es wohl sein. Einmal tief durchatmen.

„Nochmal für begriffsstutzige Kollegen wie Dich. Ich war krank. Ich durfte meine Hand nicht belasten. Dann die OP, Physio, usw. Eigentlich dürfte ich noch gar nicht hier sein, was ich aber bin, da durch Eure Unfähigkeit mein verfrühter Einsatz gefragt war. Wenn ich Pech habe, muss ich noch mal operiert werden. Schönen Dank auch für EURE Unterstützung. Ich bin Linkshänder, ich darf nicht schreiben, Autofahren, Arbeit am PC. WAS SOLL ICH HIER? Der SanitätsRucksack wiegt ca. 5 Kilo. Darf ich auch noch nicht. An deiner Stelle würde ich ganz gewaltig aufpassen, was Du sagst!"

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich zitterte vor Wut. So habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt und das war auch gut so. Ich ballte meine gesunde Hand zur Faust. Mit der operierten ging das noch nicht.

Damit stand ich auf, schnappte mir meine Sachen, trug mich im Wachbuch ein und ging auf Streife um wieder runter zu kommen.

Eigentlich hatte ich einen tollen Arbeitsplatz. An einem Ort wo nicht jeder so einfach hinkonnte. Ich trug Verantwortung für eine große Werft in Norddeutschland.

Teure Yachten, VIPs aus allen Sparten gingen ein und aus. Ich war die leitende Betriebssanitäterin. Ich hatte die Aufsicht über alle Betriebsteile. Aber seit meiner Krankheit war nichts mehr wie vorher. Der Respekt und das Vertrauen waren wie weggeblasen.

Ich sah mich um.

Wie oft hatte ich mir schon gewünscht, die Werft wäre keine Werft, sondern das Gelände der Ehrlich Brothers. Das wäre endlich ein Grund wieder stolz auf meine Arbeit zu sein, zumal man direkt bei Ehrlich Entertainment angestellt wäre und nicht über eine „kleine" Sicherheitsfirma. Und Chris und Andreas wären bestimmt nicht solche Chefs, die einem unnötig das Leben schwer machen.

„Hör auf zu träumen. Das wäre zu schön um wahr zu sein. Aber es wirdein Traum bleiben, denn die beiden wissen ja nicht mal, dass ich existiere. Also zurück zur Realität. Die Streife läuft sich nicht von alleine. Konzentrier dich gefälligst" sagte ich scharf zu mir selber und ging weiter, während ich mir verstohlen ein paar Tränen aus dem Gesicht wischte. Nein, meinen schwachen Moment sollte niemand mitbekommen.

„Ich bin eine starke selbstbewusste Frau, die es zu etwas gebracht hat und das kann mir keiner nehmen" sprach ich erneut zu mir.

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt