Kapitel 68 (Ich bin für Dich da)

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Charlies Sicht :
Am nächsten Morgen wurde ich von einer Stimme geweckt, die meinen Namen rief.
"Charlie? Charlie? Aufwachen Süße. Du musst aufstehen".
Ich kuschelte mich tiefer in die Decke.
"noch 5 Minuten".
"Das geht nicht. Komm steh auf. Andreas braucht dich".
"Andreas braucht mich?"
Ich schreckte hoch und stieß mir volle Kanne den Kopf an der niedrigen Decke, Vor Schmerz sank ich wieder ins Kissen und rieb mir die schmerzende Stelle.
"Autsch hhmm mein Kopf" zischte ich leise.
Dann erst nahm ich Chris wahr, der neben mir stand und mich ansah.
"Was ist los? Du guckst wie 7 Tage Regenwetter" fragte ich ihn.
"Du musst eben was essen. Wir müssen ins Krankenhaus" meinte Chris.
"Ich verstand ihn nicht.
" Wieso? Was ist denn? Wo ist Andreas? "
Chris lächelte kurz.
" Das hat er mich gestern auch gefragt, als er gemerkt hat, dass du nicht da bist ".
Ich lächelte. Andreas und ich waren mittlerweile sehr eng verbunden, auch wenn es mal ungemütlich wurde. Das war dann aber nie für lange. Leider wurde mir schnell klar, dass da noch mehr kam.
" Ich habe ihm gesagt, dass es noch viel zu tun gab und du deswegen heute erst kommst" Chris seufzte, was mich unruhig werden ließ. Ich nahm seine Hand.
"Chris, was ist mit Andreas? Du sagst er braucht mich, dann sag mir auch gefälligst alles und wirf mir nicht nur Brocken hin" knurrte ich ihn an. Ich hasste es wenn ich noch nicht ganz wach war und dann nur halbe Sätze gesprochen wurden.
"Er hat sich sehr aufgeregt und eben kam der Anruf vom Krankenhaus, dass sein Fieber nicht sinkt. Der Arzt vermutet, dass er dich jetzt mehr braucht als jedes Medikament".
Jetzt war ich wach.
"Gib mir 3 Minuten zum anziehen. Dann können wir los" stammelte ich.
"Ganz ruhig. Du solltest erst einmal was essen Schwesterchen" versuchte Chris mir klar zu machen.
Angezogen rannte ich zum Frühstück, schnappte mir ein trockenenes Brötchen und einen Kaffee für unterwegs und lief zurück zum Bus.
"Wir können los" nuschelte ich zwischen zwei Bissen und einem Schluck Kaffee. Chris riss die Augen auf und der Kiefer klappte ihm runter.
"Charlie bleib ruhig. Das ist doch nicht gesund".
"Erzähl mir nix über Gesund. Andreas braucht mich und ich will jetzt zu ihm".
Das saß. Wir gingen zum Auto und fuhren zum Krankenhaus.
Auf dem Weg kam uns der Arzt entgegen.
"Schön dass sie so schnell gekommen sind.  Kommen Sie mit".
Als ich das Zimmer betrat und ihn im Bett liegen sah, hatte ich am liebsten losgeheult.
Der starke Andreas, den so schnell nichts aus der Ruhe brachte, lag von Fieberkrämpfen geschüttelt im Bett.
Ich ging zu seinem Bett und setzte mich.
"Hey mein Schatz. Es wird alles gut. Ich bin hier bei dir. Bitte werde wieder gesund".
Ich fühlte sein Gesicht.
"Doktor, kann ich eine Schüssel mit kaltem Wasser und ein paar saubere Tücher bekommen? Dann kann ich ihm helfen mit dem Fieber fertig zu werden".
Der Arzt nickte und veranlasste es sofort. Kurz darauf hatte ich alles was ich brauchte. Ich machte ein Tuch nass und legte es ihm auf die Stirn, während ich mit einem zweiten sein verschwitztes Gesicht abtupfte oder es um seine Handgelenk wickelte.
Dabei sprach ich viel mit ihm, damit er hoffentlich mitbekam, dass ich bei ihm und er nicht alleine war.
"Andy. Du hast mir einen ordentlichen Schreck eingejagt. Ich hatte und habe immer noch eine Scheiß Angst um dich. Ich brauche dich du magischer Supermann. Du hast zu mir gesagt, wenn wir den Sturm gemeinsam durchstehen, stehen wir alles gemeinsam durch. Das würde ich gerne mit dir machen aber dafür musst du gesund werden".
Ich streichelte seinen Kopf und hielt seine Hand. Ein leichter, kaum zu fühlender Druck meiner Hand ließ mich zusammen zucken.
Andreas bewegte tatsächlich seine Finger.
"Alles gut. Ich bin hier" sagte ich lächelnd und legte meine Hand an seine Wange.
Langsam öffnete Andreas seine Augen und sah mich erschöpft an.
"Wo bist Du gewesen?" fragte er schwach.
"Das ist jetzt nicht wichtig. Ich bin jetzt hier bei dir".
"Für mich ist es wichtig. Sag es mir bitte. Der Sturkopf wollte mir nichts sagen".
"Ssscchhh. Ganz ruhig. Dein Unfall hat bei mir eine Panikattacke ausgelöst. Thomas hat mich ruhig gestellt und bis heute morgen schlafen lassen".
"Das wollte ich nicht" hauchte er leise.
"Das weiß ich doch. Ich habe dich eben so gerne und leide mit dir hmm?"
"Ich habe Durst" flüsterte er mir zu.
Der Arzt reichte mir eine Schnabeltasse. Ich half ihm, sich ein wenig aufzurichten, damit er besser trinken konnte und sich nicht verschluckte. Danach lehnte er sich wieder in das Kissen.
"Bleibst du bei mir?"
"Ich weiß nicht ob das möglich ist" antwortete ich ihm unsicher und guckte den Arzt an.
"Ich denke, in diesem Fall können wir eine Ausnahme machen. Die Schwester stellt gleich noch ein Bett dazu.
Chris lächelte. Zu wissen, dass sein Bruder nun nicht mehr alleine war, beruhigte ihn sehr. Er ging stark davon aus, dass Andreas sich rasch erholen würde, jetzt wo ich bei seinem Bruder war.
"Ich kümmere mich um alles weitere" meinte Chris. Andreas genoss wie es schien die kühlen Umschläge. Chris würde vermutlich sagen, dass sein Bruder froh war, dass ich bei ihm war und er nicht alleine sein musste. Und es stimmte auch. Andreas lag nun entspannt im Bett und döste vor sich hin oder schlief, während ich regelmäßig die Umschläge wechselte, seine Temperatur maß und die Werte notierte.
"Und dir geht es wirklich wieder gut?" fragte er leise und sah mich mit seinen müden aber dennoch hübschen Augen an.
"Ja, es ist wieder alles in Ordnung. Gerade jetzt wo ich hier bei dir bin und für dich da sein kann, bin ich erleichtert. Du wirst wieder ganz gesund, es braucht nur etwas Zeit".
Andreas nickte und legte seine Hand an meine Wange.
"Danke, dass du bei mir bist".
Ich nahm seine Hand in meine Hände.
"nirgendwo wäre ich jetzt lieber als bei dir. Vergiss das nicht".
"Niemals" lächelte er kurz.
Zum Ende der Woche war Andreas wieder auf den Beinen und durfte nach Hause, musste sich aber noch schonen, wegen seiner Kopfverletzung
Nachdem das Fieber endgültig weg war, fuhr ich schon zurück nach Bünde, da Chris dort meine Hilfe brauchte. Die Techniker hatten nämlich bereits 3mal hintereinander die Halle unter Wasser gesetzt, als sie Pyrotests gemacht hatten und jedes Mal die Sprinkleranlage auslöste. Die Klinik in Bielefeld war zum Glück nicht so weit weg, so dass Manuel seinen Boss abholen konnte und ich mich um das Problem kümmern konnte, denn Chris hatte keine Lust mehrmals am Tag zu duschen.
Ich hatte gerade die Einstellungen an der Anlage überprüft und war auf dem Weg zur Probenhalle, als jemand nach mir rief. Ich drehte mich um und sah den Wagen, mit dem Manuel weggefahren war, aus dem Andreas gerade ausstieg. Als er auf mich zuging, war mir alles egal. Ich lief zu ihm rüber und fiel ihm lachend um den Hals. Andreas schlang seine Arme um mich und zog mich an sich, während er sein Gesicht in meiner Halsbeuge versteckte.
"Endlich wieder zu Hause" nuschelte er.
"Schön, dass du wieder da bist".
Andreas sah mich an.
"Dass ich wieder hier sein kann, verdanke ich dir".

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt