Kapitel 107 (die Rettung)

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Andreas war vollkommen erschöpft und war dabei den Kampf gegen das Wetter aufzugeben. Sein ganzer Körper schmerzte, Arme und Beine zitterten, die Muskeln brannten. Ihm war kalt und der kalte Regen hatte ihn zusätzlich ausgekühlt. Er schüttelte benommen den Kopf um den Regen aus dem Gesicht zu bekommen, der sich mit seinen Tränen vermischte.
"Warum kommt denn keiner?" fragte er leise.
Er konnte nicht mehr kämpfen. Seine Muskeln wollten nicht mehr. Alles tat weh und brannte in seinem Körper.
"Hoffentlich geht es Charlie und Chris gut. Dieser Verrückten traue alles zu" murmelte er.
"BIANCA DU IRRE. DAS WIRST DU BEREUEN!!" brüllte er mit letzter Kraft.
"Charlie Ich liebe Dich. Vergiss das bitte nie" hauchte er schließlich.

"Wie weit ist es noch Chris?" fragte Budda.
"Nicht mehr weit" meinte Chris, der sich vollkommen auf das Fahren konzentrierte.
"Irgendwo hier muss es doch sein.  DA ICH SEHE IHN! "rief Manuel und als Chris ihn auch entdeckt hatte, lenkte er den Wagen auf die Stelle zu, so dass der Bereich von den Scheinwerfern beleuchtet wurde. Als Andreas die Scheinwerfer sah und das Kennzeichen erkannte, brach er erleichtert  in Tränen aus.
"Sie haben mich tatsächlich gesucht" flüsterte er.
Als Charlie sah, was man mit Andreas gemacht hatte, brach sie erneut in Tränen aus. Es machte ihr große Angst. Sie war kaum noch zu halten.
Chris sah sich das Konstrukt aus der Ferne an.
"Warte Charlie. Du kümmerst dich gleich um Andreas. Versuch ihn zu beruhigen. Wir beeilen uns, ihn zu befreien. Nimm die Decke mit. Er braucht ganz dringend Schutz und Wärme" meinte Chris, während er seine Jacke anzog und den Reißverschluss zuzog. Charlie zog sich ihre ebenfalls an und vorsorglich die von Andreas darüber, damit sie für Andreas bereits angewärmt war. Der Sturm drückte auf die Türen der Fahrerseite. Mit viel Anstrengung gelang es der kleinen Gruppe schließlich auszusteigen.
Charlie presste die Decke fest an sich und ging zu Andreas. Sie musste sich sehr nach vorne lehnen, um Schritt für Schritt voran zu kommen. Der Regen klatschte hart in ihr Gesicht, was schon weh tat, während der heftige Sturm an der großen Jacke von Andreas zerrte, die sie trug.
Schwer atmend erreichte sie Andreas.
"Andy, wir sind da. Es wird alles gut. Bleib ganz ruhig. Wir holen dich hier weg" meinte sie und streichelte sein Gesicht, das sie verängstigt und panisch ansah.
"Es tut verdammt weh und Ich habe ne scheiß Angst Engelchen" antwortete er.
"Das glaube ich dir. Wir beeilen uns. Andreas, ich habe eine Decke mitgebracht, damit du etwas geschützt bist. Ich bin ganz vorsichtig und versuche dir nicht weh zu tun ok?"
"Das kannst du doch gar nicht Schatz" keuchte Andreas unter der Anstrengung der Kräfte, die weiter an ihm zerrten.
Charlie breitete die Decke über ihn und sicherte sie mit einem starken Klettband. So verhinderte sie, dass die Decke weggeweht wurde und sie hatte die Hände frei um Andreas ruhig zu halten und ihm die Sicherheit zu geben, dass Hilfe für ihn da war.
"Schatz, ich habe Angst und kann nicht mehr. Ich will hier weg" wimmerte er leise.
Sie strich sanft über seine Wange.
"Ich weiß. Chris, Budda und Manuel beeilen sich".
Plötzliche Schwere Sturmböen drückten Charlie von Andreas weg, während er erneut durch die heftigen Schmerzen aufschrie. Solche Schmerzensschreie hatte sie noch nie von ihm gehört und ließen ihr weitere Tränen in die Augen schießen.
Sie strich vorsichtig über seinen Kopf.
"Ich bin bei dir".
Chris und Budda zwangen den großen Schirm mit Mühe zu Boden und sorgten damit für Entlastung bei Andreas. Mit einem großen Bolzenschneider zerschnitt Manuel die Kabel.  Andreas lag nun zitternd auf dem nassen Boden. Er traute sich nicht die Arme runter zu nehmen. Charlie kniete an seiner Seite.
"Mach ganz langsam. Wenn es geht, kannst du deine Arme runter nehmen".
Langsam und zögernd nahm er die die Arme runter. Es tat sehr weh. Aber er schaffte es, sie runter zu nehmen. Er lehnte sich bei Charlie an, die nun die Decke etwas zurecht zog.
Ganz vorsichtig nahm sie ihn in ihre Arme.
"Es ist vorbei. Jetzt wird alles gut" flüsterte sie, während sie mit den Tränen kämpfte.
"Hey großer Bruder" hörten sie plötzlich die Stimme von Chris.
"Hey Kleiner. Geht es euch gut? "
"Geht so. Ohne dich ist alles doof" grinste Chris und berührte Andreas vorsichtig an der Schulter.
Sie sahen sich die Handfesseln an.
"Wenn ihr da am Scharnier ansetzt, müsste es klappen" meinte Andreas leise.
Es war eng aber es klappte. Charlie nahm Kompressen und verband die wunden Stellen. Kaum, dass sie fertig war, legte Andreas seine Arme um sie.
"Halt mich bitte fest und lass mich nicht los" bat er.
Charlie kam seinem Wunsch nach und nahm ihn in ihre Arme. Andreas krallte sich an ihr fest und verbarg sein Gesicht an ihrer Schulter.
"Ich bin bei dir Andy" flüsterte sie.
"Ich habe deine Regenjacke dabei. Soll ich sie dir überziehen?"
"Ja bitte. Mir ist so kalt" antwortete er.
Charlie zog sich seine Jacke aus und zog sie Andreas über. Benommen lehnte er sich wieder an Charlie.
"Halt mich bitte fest. Ich habe keine Kraft mehr".
Der Lärm der heran rauschenden Böen war wie ein Warnsignal.
"Komm wir verschwinden von hier. Es ist zu gefährlich" meinte Charlie.
Chris und Budda halfen Andreas beim Aufstehen. Er hatte sehr gelitten. Als er stand, legte man ihm die Decke über die Schultern, in die er sich einkuschelte, um vor Wind und Regen geschützt zu sein. Vorsichtig setzte er sich ins Auto. Charlie stieg hinten dazu. Chris, Manuel und Budda verstauten den Schirm im Kofferraum.
"Ein Glück, dass Andreas keinen Smart fährt" stöhnte Chris.
"Bist du irre? Ein Smart bei 3 Kindern?? murrte Andreas. Er machte es sich bequem, so dass er sich bei Charlie ankuscheln konnte, die ihn schützend in ihre Arme schloss.
"Wir fahren jetzt mit dir zum Krankenhaus, damit du untersucht wirst. Danach geht es dann hoffentlich nach Hause".
Chris guckte entsetzt in den Rückspiegel zu Charlie.
"Meinst du das ist eine gute Idee?" fragte er.
"Entspann dich Bro. Meine alte Wohnung ist doch frei. Da gehen wir erst mal hin. Ich werde mit Andreas erstmal da bleiben bis alles soweit wieder hergestellt ist.
"Ah. Ja das ist gut".
Andreas war erschöpft und machte die Augen zu. Einmal mehr schenkte Charlie ihm das wunderbare Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, so dass er sich ohne Angst entspannen konnte. Nach wenigen Minuten war er eingedöst. Charlie streichelte ihn sanft weiter, während sie ihn weiter im Arm hielt
"Chris? Das Zittern ist weniger geworden" meinte Charlie leise, um Andreas nicht zu wecken.
Chris nickte.
"Das ist gut. Er liebt dich und vertraut dir. Du gibst ihm gerade das größte Geschenk - Schutz und Sicherheit".

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt