Kapitel 106. (Angst und Ärger um Andreas)

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Von Andreas Ängsten und Schmerzen ahnten Charlie und Chris nichts. Der Schock über seine Entführung saß bei den beiden unvorstellbar tief.
"Wir müssen die Polizei rufen. Das hier ist kein böser Streich mehr sondern eine echte Gefahr für sein Leben" meinte Chris und biss auf seine zitternde Unterlippe, während er sich über die Augen rieb.
Der Anruf bei der Polizei, brachte allerdings nicht den gewünschten Erfolg. Die Polizisten taten es als schlechten Scherz ab und sahen keinen Handlungsbedarf.
"Sind Sie noch ganz bei Trost? Das ist kein Scherz um seine Frau zu erschrecken, sondern ein Racheakt seiner Ex Frau" schimpfte Chris.
Charlie saß am ganzen Körper zitternd auf der Couch. Sie weinte heftig.
"Andreas ist vielleicht in Lebensgefahr und sie wollen uns nicht helfen" schimpfte Charlie mit schriller Stimme. Chris setzte sich zu ihr und nahm sie fest in seine Arme, damit sie sich nicht zu sehr aufgeregte.
"Nun regen sie sich mal nicht auf und dramatisieren das unnötig. Wie gesagt, das sieht nicht so aus, als wenn hier unsere Hilfe nötig wäre.
Auf einmal begannen die Sirenen in der Umgebung an zu heulen.
"Wir müssen weg. Sie bleiben hier im Haus, wo es sicher ist".
Das Funkgerät knackte.
"Alle Einheiten in Bereitschaft halten. Es gilt eine akute UnwetterGefahr, die für die nächsten 48 Stunden angesetzt ist."
Die Polizisten rannten zu ihrem Wagen und jagten vom Hof, während der Sturm schlimmer wurde und auch heftiger Starkregen mit Blitz und Donner einsetzte.
"Oh mein Gott Chris. Das ist doch alles nicht wahr" meinte Charlie, als ihr Handy brummte. Es reihten sich mehrere Unwetterwarnungen aneinander. Sturm / Orkan,  Regen /Hagel, Gewitter.
"Das liest sich wie der Weltuntergang" stöhnte Chris.
"Chris, wo ist Andreas? Ich will zu ihm. Ich will wissen, wie es ihm geht, ich will sicher sein, dass er gesund ist" meinte Charlie unter Tränen.
Chris nahm sie wieder beruhigend in seine Arme.
"Ich weiß Süße. Aber wir haben so gar keinen Anhaltspunkt für seinen aktuellen Verbleib" meinte Chris. Es knallte, schepperte und toste draußen  irre laut, worauf beide zusammen zuckten.
"Ich ruf Budda eben an, dass alle im Gebäude bleiben sollen" meinte Chris unruhig. Die Situation wurde langsam zu gefährlich.
Aufgeregt lief Charlie hin und her, ging zum Fenster und sah nach draußen wo sich die Naturgewalten entluden.
Chris wollte erst was sagen, um sie zu beruhigen aber er war selbst ein Nervenbündel. Sein großer Bruder war weg und sie wussten nicht,  wo er war und wie es ihm ging. Was sollte er ihrer Mutter sagen?
"Charlie bitte geh vom Fenster weg. Es ist zu gefährlich"
Sein Handy brummte.
>>Nachricht von Andreas<<
"Charlie komm schnell" meinte er.
Chris hatte ein Video bekommen.
Er hatte plötzlich ein ganz mieses Gefühl. Er öffnete es. Zuerst waren nur schrecklich laute Windgeräusche zu hören. Zu sehen war Andreas, wie er fast nackt und gefesselt In dem Sturm herum gezerrt und geschleudert wurde. Charlie konnte es nicht verhindern, von Weinkrämpfen geschüttelt zu werden. Sie sahen seine panische, verängstigten Blicke, die mit schmerzhaften Stöhnen untermalt wurden.
"Oh Nein, Andy!! ".
Charlie schlug die Hände vors Gesicht.
Beim herauszoomen sah man das ganze Ausmaß.
"Oh Gott ist das etwa..."
"ein verflucht großer Fallschirm ne halt warte, das sind 2 Fallschirme, die zusammengenäht worden sind " meinte Chris und schluckte hart, als sein Bruder erneut laut aufschrie. Auch der Rest vom Video war aktuell. Der heftige Regen und der immer stärkere Sturm und mitten drinnen Andreas, der vor Kälte und Erschöpfung nicht mehr konnte.
Chris stoppte das Video und sah genauer hin.
"Moment, moment Charlie ich weiß wo das ist! Das ist 5 Kilometer von hier entfernt. Als Kinder sind wir mit unseren Eltern dort gewesen. Das ist quasi wie eine Storm Alley, wie man es aus Amerika kennt, wo sich die Windstärke unvorstellbar verschärfen kann. Wir brauchen Werkzeuge um ihn von dem Fallschirm zu befreien.." meinte er schließlich.
".. Und warme trockene Kleidung, Verbandmaterial" ergänzte Charlie.
"Ich gehe in die Werkstatt und hole das Werkzeug"
"Das ist zu gefährlich Chris. Zu Fuß kommst du nicht heile an.
"Dann bleibt nur der Wagen meines Bruders. Ich fahre rüber, hole das Werkzeug und hole dich dann hier ab".
Charlie nickte und umarmte Chris.
"Es wird alles gut Sis. Wir holen unseren großen Bruder da raus" flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er loslief. Charlie lief ins Schlafzimmer, holte Kleidung für ihn zusammen. Zusammen mit einer kleinen Tasche falls er ins Krankenhaus musste, wobei es für sie klar, denn solche Torturen machen Muskeln, Sehnen etc nicht lange mit.
"So Regenjacke, Hoddie, Hose Verbandszeug, Decke."
Aus einem Schrank holte sie zwei Regenjacken heraus. Bepackt verließ sie das Haus, als sie die Hupe vom Wagen hörte. Mit enormer Kraftanstrengung gelangte sie zum Wagen, während der Sturm an ihr und dem Gepäck zerrte, das sie fest an ihren Körper presste. Erleichtert  stellte sie fest, dass Chris noch Manuel und Budda eingesackt hatte, um zu helfen. Charlie kämpfte sich zum Wagen und stieg mit großer Anstrengung ein.
"Bist du ok?" fragte Chris.
Charlie nickte.
"Klasse, dass ihr mitgekommen seid"
Budda drehte sich zu ihr um.
"Das ist für uns selbstverständlich. Er und Chris würden das Gleiche für uns tun".
"Das stimmt, das würden wir" meinte Chris.
"Siehst du und von daher ist es für uns klar zu helfen, wenn einer in der Klemme steckt" meinte Manuel.
Der Audi schaukelte trotz seiner Masse ganz ordentlich und sorgte für ein mulmiges Gefühl bei allen Anwesenden.
"Hoffentlich wird das nicht noch mehr" brummte Budda und sah besorgt auf die Wasserfontänen, die an der Seite hoch spritzten.
"Glaubst du ernsthaft, dass es hiervon noch eine Steigerung gibt?" stöhnte Chris. Charlie saß schweigend im Wagen. Sie wollte nur noch zu Andreas und ihm helfen.

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt