Kapitel 91 (Du musst um deine Liebe kämpfen)

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Die Tour hatte begonnen
Die Shows zogen sich wie Kaugummi für Andreas. Er gab sich Mühe, gute Laune zu verbreiten aber es gelang ihm nur mit Mühe. Charlie hatte sich nicht gemeldet, noch gab es ein Lebenszeichen von ihr. Chris wurde mit jedem Tag unruhiger, denn Andreas ging physisch wie psychisch daran zu Grunde, dass Charlie nicht da war. Selbst Essen tat er kaum noch. Lustlos kaute er an einer Brotscheibe herum.
"Andy du musst was richtiges essen. Damit kommt Charlie auch nicht schneller zurück, wenn du hungerst" meinte Chris.
"Hab keinen Hunger" meinte Andreas, als sein Magen knurrend protestierte.
Chris tat so als wenn er es nicht gehört hätte.
"Wer ist überhaupt auf die Schnapsidee gekommen, den Auftritt in Dublin mitten in die Tour durch Deutschland zu legen! Das bringt alles durcheinander" knurrte Andreas zwischen zwei Bissen.
Chris zuckte mit den Schultern.
"Charlie hätte sich bestimmt riesig darüber gefreut, mal wieder nach Irland zu fliegen. Sie liebt Irland doch so sehr" meinte Andreas anschließend traurig.
Chris erinnerte sich an den letzten Urlaub noch mit Bianca und den Kids.
Er wollte erst noch etwas sagen, biss sich dann aber auf die Zunge, weil er ahnte, dass es dann Stress geben würde.
"Während wir in Dublin sind, wird in der nächsten Spielstätte die zweite Bühne aufgebaut" meinte Chris beruhigend.
"Hmm Na dann" war alles was er als Antwort bekam.
Bei den Durchlaufproben schlurfte Andreas lustlos durch die Halle. Sein Blick war nicht feurig und voller Spaß wie sonst sondern wirkte müde und lustlos.
Einzig verschiedene Kommentare, die vor der Show und in den Pausen Von aufgeschnappt wurden, trieben seinen Puls hoch und machten ihn wütend.
"Die Tussi hat Schiss, dass sie einen auf die Mütze bekommt, weil sie uns Andreas weggeschnappt hat"
"Die hat Glück, dass sie nicht da ist, sonst würde sie ihr blaues Wunder erleben"
"Wie konnte er nur so blöd sein und sich mit so einer einlassen"
waren Sprüche, die die Crewmitgliedern  aufschnappten und natürlich weiter gaben.
Andreas und Chris waren zutiefst geschockt über die Missgunst der Fans, als man ihnen in der Pause davon erzählte. Zumal es den Spaß am Auftritt auch nicht förderte.
Andreas trug seinen Verlobungsring demonstrativ, denn an der Verlobung war nichts falsch.
Andreas stand auf und schlug mit der Faust auf den Tisch, so dass Chris zusammenzuckte.
"Ich werde Charlie nicht aufgeben Chris. Sie ist und bleibt mein Engel und ich werde um sie kämpfen aber vor allem stehe ich dazu, dass wir diesen Schritt gewagt und uns verlobt haben. Wir sind ganz normale Menschen, die das Recht haben, glücklich zu sein".
Chris grinste.
"Ganz genau Bruder. So hörst du dich schon wieder mehr an wie du".
"Mit Sucker werde ich auch noch ein Hühnchen rupfen. Wenn er sich noch so ein Ding gegenüber Charlie erlaubt, war es das für ihn" fuhr Andreas fort.
Chris machte große Augen. Sein Bruder war wirklich aufgewacht und hatte erkannt, wo er Mist gebaut hatte.
Dass Andreas aber auf der Bühne seinem Unmut Luft machen würde, ahnte Chris nicht.
Die Pause war fast vorbei und Chris konnte endlich wieder das Feuer in den Augen seines Bruders sehen.
Nachdem sie mit dem Motorrad aus dem Ipad gefahren waren, ergriff Andreas das Wort. Chris guckte ganz verdattert, als Andreas vom Script abwich und erinnerte sich an das letzte Mal, wo Charlie verletzt worden war und Andreas seinen Frust rausgelassen hatte. Mit nervösem Herzklopfen ließ er seinen Bruder sprechen, denn das war wohl gerade so eine Selbstheilung, die er durchmachte.
"Bevor wir wieder in die Magie abtauchen, muss ich mich in einer eigenen Angelegenheit äußern, die mir gerade Magenschmerzen verursacht. Es ist eine ganze Weile her, vor meiner Erkrankung, dass ich schon mal offene Worte an das vor Ort befindliche Publikum richten musste.
Eben in der Pause, wurde unser Team Zeuge von Drohungen, die in unsere Richtung gingen. Die Personen wissen genau, dass ich sie meine. Eure Kommentare "die hat Schiss einen auf die Mütze zu bekommen, die würde ihr blaues Wunder erleben und was ihr da noch vom Stapel gelassen habt, sind der aller letzte Müll. Ich bin Nicht Euer Eigentum, mein Bruder ebenfalls nicht. Ich habe mich für einen Menschen entschieden, der aufrichtig und ehrlich zu mir ist und dem ich 1000%ig vertrauen kann. Ich bin ein ganz normaler Mensch wie ihr alle und genauso wie ihr haben auch ich und Chris das Recht unsere Partner selbst zu wählen und uns nichts aufs Auge drücken zu lassen.
Was ihr in den sozialen Netzwerken gepostet habt, geht sehr weit unter die Gürtellinie und macht uns sehr traurig. Aber viel mehr erschreckt es uns, dass es Menschen gibt, die in unsere Shows kommen, die solche Gedanken in sich tragen. Aber keine Angst, ihr werdet nicht vergessen. Unser Anwalt kümmert sich darum.
Unser Privatleben ist unsere Sache. Ich bin verlobt und glücklich und anstatt so einen Bullshit zu schreiben, solltet ihr euch lieber für mich und meine Partnerin freuen.
Mit euren Drohungen erreicht ihr im übrigen genau das Gegenteil
So genug zu dem Thema. Nun wollen wir wieder Spaß haben".
Chris hielt sich im Hintergrund, bis Andreas zu ihm kam und mit ihm abklatschte. Die weitere Show verlief normal. Aber Andreas fühlte sich wenigstens kurzfristig besser, weil er diesen Ballast von sich geworfen hatte.
Später in der Garderobe grübelte er.
"Schade dass Charlie nicht da war und das mitbekommen hat" seufzte er traurig.
"Die Idee mit dem Livestream wäre das Richtige gewesen Bruder" meinte Chris.
"Hmmm leider ist es dafür jetzt zu spät" nuschelte Andreas während er an seinem Daumennagel herumkaute.
"Andreas das ist Blödsinn und das weißt du auch. Charlie hat sich eine Auszeit genommen aber sie ist nicht weg. Sie liebt dich. Wenn es nicht so wäre, hätte das ganz anders ausgesehen".
"Hilfe mein kleiner Bruder gibt mir Beziehungstipps. Ich glaube es nicht!"
"Ja was? Im Gegensatz zu dir höre ich Charlie zu und lese zwischen den Zeilen, wenn sie was sagt".
"Was soll das denn jetzt heißen? Das ich ihr keine Beachtung schenke?" fragte Andreas giftig.
"Oh man Andreas!! Ich glaube du willst es nicht verstehen" stöhnte Chris, nahm seine Sachen und ging duschen.

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt