Kapitel 66 (Ein Ende mit Schrecken)

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Die Probe wurde für Andreas zur Qual. Seine Stimme versagte immer mehr und auch sonst ging es ihm nicht gut. Er konnte es noch vor allen verbergen aber er bekam beim Husten Schwindelgefühle und sein Fieber machte ihm zusätzlich zu schaffen.
Er stolperte, was gar nicht seine Art war.
Aber irgendwie kriegte er die Probe hin.
Erschöpft ging er in die Garderobe. Kurze Zeit später kam Chris.
"Man Bruder. Willst du dich umbringen? In einer Probe fast 10 Beinah Stürze. Überlege es dir" raunzte Chris seinen Bruder an. Langsam begriff Chris warum Charlie schon halb am Durchdrehen war.
"Was wäre denn die Alternative? Die Show absagen? Keine Chance. Und wenn ich meinen Kopf unterm Arm trage, die Show findet statt!" schimpfte Andreas.
"Du bist so ein verdammter Sturkopf" fauchte Chris ihn an.
"Es reicht jetzt. Ich werde meine Meinung nicht ändern. Punkt ENDE".
Chris schnaubte.
"Hoffentlich weißt Du was Du tust. Beschwer Dich hinterher aber nicht bei mir".
Andreas ignorierte die letzten Worte und warf ein paar Tabletten ein, die die Symptome lindern sollten.
Chris ging raus und knallte die Tür zu. Andreas sollte ruhig merken, dass er sauer war.
In seiner Verzweiflung über die Sturheit seines Bruders ging er zu Charlie, in der Hoffnung, dass sie ihm den Wahnsinn ausreden konnte.
Charlie unterhielt sich gerade mit Manuel.
"Charlie, kann ich dich kurz sprechen?" fragte er leise und an seinem traurigen Blick erkannte sie sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
"Klar das weißt du doch. Setz dich".
Sie setzten sich an einen Tisch im Aufenthaltsraum.
"Was ist los? Du siehst so niedergeschlagen aus?" fragte sie und sah ihn mitfühlend an.
Chris stieß einen tiefen Seufzer aus.
"Andreas will auf jeden Fall die Show durchziehen. Er gefährdet sich gerade selbst. Bei der Probe ist er mehrfach gestolpert. Ich mache mir große Sorgen. Ich habe Angst, dass ihm was passiert".
Charlie hörte zu.
"Ich weiß, ich habe es auch gesehen. Den ganzen Tag habe ich versucht auf ihn einzureden aber er hört nicht zu".
Chris legte seine Hand auf ihren Arm.
"Bitte sprich noch einmal mit ihm. Vielleicht hört er jetzt auf dich".
Charlie seufzte nun leise.
"Chris ich habe es mehrfach versucht. Er hat ja sogar angedroht die Show alleine zu machen, wenn Du Dich weigerst. Ich kann mit ihm reden aber verbieten kann ich es ihm nicht. Daher mach die Show mit ihm. Ich hoffe für uns alle, dass nichts passiert. Das würde ich, vermutlich nicht ertragen " sagte sie leise und wischte sich eine Träne weg. Der Gedanke, dass Andreas etwas passiert, war unerträglich für sie.
Sie stand auf und ging zur Garderobe. Als sie klopfte kam ein heiseres Ja.
Charlie betrat die Garderobe.
" Hey du" begrüßte sie ihn.
Andreas sah sie freundlich an.
"Na. Lass mich raten. Chris ist zu dir gekommen und hat gepetzt" platzte es aus ihm heraus.
"Andreas bitte. Chris macht sich Sorgen um dich, genauso wie ich auch. Wir lieben dich und möchten verhindern, dass dir was passiert. Du bist gerade erst in mein Leben getreten, verlass es nicht wieder" sagte sie leise. Ihre Stimme zitterte.
Andreas sah Charlie an. Es stimmte, sie hatten gerade den Anfang für ein gemeinsames Leben betreten.
"Es geht mir gut, wirklich. Wegen ein bisschen Husten sag ich doch keine Show ab".
Charlie seufzte.
"Schatz bitte. Ich habe Angst um dich. Ich möchte nicht dass dir etwas passiert. Wenn du auf der Bühne stehst, kann ich dir nicht mehr helfen, versteh das doch". Die junge Frau hatte große Mühe ihre Gefühle und Emotionen unter Kontrolle zu halten.
Andreas nahm ihre Sorge wohl zur Kenntnis. Aber auch ihre Bitte mit Engels Zungen konnten ihn nicht überzeugen.
Frustriert knabberte sie auf ihrer Unterlippe herum.
Andreas stand auf, ging zu ihr und nahm sie in seine Arme.
"Bitte vertrau mir Engelchen. Es wird mir nichts passieren. Ich kenne meinen Körper gut genug und weiß was er leisten kann".
Charlie sah Andreas an.
"Das hoffe es für dich und für unsere Zukunft".
"Was willst du denn damit jetzt andeuten?" Andreas blieb wie angewurzelt stehen und sah Charlie perplex an.
"Denk mal drüber nach" antwortete sie. Dann löste sie sich wenn auch ungerne aus seiner Umarmung und ging.
Geschockt über ihre Aussage ließ sich Andreas auf seinen Stuhl sinken. In dem Moment wo Chris die Tür öffnete, ergriff Andreas die Kaffeetasse, die vor ihm stand und schmiss sie mit Schwung gegen die Wand, so dass die Scherben sich im ganzen Raum verteilten.
"Alter! Was machst du hier? Spinnst du jetzt total?" fragte Chris erschrocken.
"Wonach sieht es denn aus?!" raunzte Andreas und ging an Chris vorbei.
"Oh man. Das ist ganz übel" dachte sich Chris, verließ ebenfalls die Garderobe und folgte Andreas mit genug Abstand.
Dann begann die Show. Es war nicht einfach aber Andreas kämpfte sich von Illusion zu Illusion. Man merkte ihm an, dass es für ihn nicht einfach war aber Chris schaffte es, seinen Bruder zu unterstützen. Der Streit war unwichtig. Er wollte nur noch dafür sorgen, dass Andreas sich nicht verletzte.
Bei der Eisennummer lief ihm bereits der Fieberschweiß in Strömen übers Gesicht aber mit einem halbwegs lockeren Spruch passte auch das wieder.
Als sie wie immer ein Stück von der Schiene abschneiden wollten, nahm Andreas die große Flex, riss sie an und wollte sie wie sonst auch über seinen Kopf heben. Allerdings hatte er die Rechnung ohne seinen Körper gemacht, der anfing nachzugeben. Die Tabletten hatten zwar die Symptome verringert aber er war sehr geschwächt und kam ins Taumeln. Als Charlie sah wie Andreas ins Stolpern kam, mit der großen Gerätschaften, konnte sie nicht eingreifen, da sie auf ihrer Position mit dem Schutzschild wegen der Flex Funken stand. Glücklicherweise konnte Chris unbemerkt vom Publikum eingreifen und ihn stützen. Erleichtert atmete Charlie durch und dankte Chris im Stillen für seine Aufmerksamkeit.
Der Sprung auf die Plattform war dann auch nicht so geschmeidig wie man es sonst von ihm kannte. Die Kraft fehlte seinem Körper immer mehr, nur merkte er das nicht.
Der Sprung nach der Fertigstellung der Schienen wurde bereits fast zum Desaster und nur dem beherzten Griff von Chris war es zu verdanken, dass Andreas nicht stürzte. Charlie lief unruhig auf und ab. Zusehen zu müssen, wie Andreas eine Gradwanderung zwischen Glück und Unglück Betrieb, machte sie wahnsinnig. Auch die Crew achtete ganz genau auf jede Bewegung.
"Gleich ist Pause, da kann er sich ausruhen" meinte Manuel.
"Was kommt denn noch zum Schluss?"
"Der Monstertruck".
Charlie ging zur Garderobe um die Getränke,, Snacks usw vorzubereiten
Auf der Bühne pfefferte Chris die Frisbees ins Publikum. Als Chris dann mit dem Mini Monstertruck herumspielte, meinte Andreas
"Damit hat er heute beim Ballett den Käse mit abgeholt".
Chris wie auch das Publikum lachten herzhaft. Alle dachten, es wäre nur ein Gag.
"Du meinst das Buffet und nicht das Ballett Bruder".
"Äh ja sicher. Was denn auch sonst".
Dann begann der Zauber und unter dem Tuch zeichneten sich die Umrisse des Monster Trucks ab.
"Bis gleich" rief Andreas und verschwand unter dem Tuch. Durch die Musik hörte man den dumpfen Aufprall nicht.
Als das Tuch verschwand, schrien die ersten Zuschauer auf, den Andreas lag blutend am Boden und rührte sich nicht mehr.
"Vorhang, Vorhang! Charlie auf die Bühne, Sani gebraucht!" funkte Chris blitzschnell und ging zu Andreas.
"Verdammt Bruder. Wir haben es dir gesagt, dass es nicht gut ist aber du wolltest ja nicht hören" weinte Chris.
Charlie kam mit der Sani-Tasche angelaufen, um die Erst Versorgung zu übernehmen
"Andreas? Andreas hörst Du mich?" rief sie, tätschelte seine Wange und nahm ihn an den Schultern.
Er reagierte nicht.
Atmung war zum Glück vorhanden. Da sie aber nicht wusste, wie er beim Sturz aufgekommen war, ließ sie ihn liegen und versorgte die Kopfwunde. Alles weitere würden gleich die Rettungssanitäter machen.
Charlie kniete an seiner Seite und hielt seine Hand, während sie mit ihm sprach.
"Tu mir das nicht an Andreas. Bitte nicht. Auf diesem Weg kann ich dir nicht folgen.
Sie legte ihre Hand an seine verschwitzt Wange. Er glühte jetzt richtig.
"Andreas bitte komm zu dir BITTE".
Sie hörte aufgeregte Stimmen im Zuschauerraum.
Die auf der Bühne befindlichen Zuschauer, wurden freundlich von der Crew weggebracht. Während draußen die ersten Rufe nach Andreas laut wurden, denn der Kameramann hatte es dummerweise gefilmt und auf den großen Bildschirmen hatte ihn jeder gesehen.
Charlie versuchte alles, was ihr einfiel, um ihn ihn zu wecken aber nichts half. Als die Sanitäter kamen, holte Chris sie mit sanfter Gewalt von seinem Bruder weg.
"Lass mich Chris. Er braucht mich. Ich muss ihm helfen. Bitte lass mich los!! ANDYYYY! " schluchzte sie, während Chris sie in den Arm nahm und tröstend festhielt.
"Sie werden alles für ihn tun, was möglich ist. Aber lass sie jetzt ihre Arbeit machen" flüsterte er ihr mit zitternder Stimme ins Ohr.
Charlie war nervlich am Ende. Genau das sollte doch nicht passieren. Und jetzt lag er da. Ohne Bewusstsein und verletzt.
Weinend hielt sie sich an Chris fest, da sie merkte wie ihre Knie weich wurden und ihr Herz raste wie ein Maschinengewehr.
"Bleib ruhig. Bitte versuch dich zu beruhigen und ruhig zu atmen" meinte Chris aber es war zu spät. Thomas, der Tour Arzt kam und verabreichte ihr ein Beruhigungsmittel.
"Ich hatte es befürchtet, dass sie das nicht verkraftet, wenn ihm etwas passiert".
Es dauerte nicht lange bis das Mittel wirkte und Charlie ruhig wurde. Sie dämmerte vor sich hin und war kurz davor einzuschlafen.
"Sie wollte bei ihm bleiben" flüsterte Chris und strich Charlie über die Wange.
Thomas sah zu Andreas, der noch immer untersucht und für den Transport vorbereitet wurde.
"Sie soll sich erst einmal ausruhen. So wie ich das sehe, wird es eine Weile dauern, bis überhaupt jemand von uns zu ihm darf".
Er legte eine Hand auf die Schulter von Chris.
"Fahrt morgen zum Krankenhaus und seht nach ihm. Heute wird das vermutlich nichts mehr".
Sucker, dem Manager wurde klar, dass er die Nacht sehr wenig Schlaf bekommen würde, denn diese Show sowie weitere Shows fielen erstmal aus. Einer seiner Schützlinge hatte einen Unfall und das belastete ihn zudem sehr. Schweren Herzens trat er vor den Vorhang und teilte den Zuschauerraum mit, dass die Show abgebrochen werden muss sowie die weiteren Termine. Zudem wäre noch nicht absehbar, wann die Shows nachgeholt werden können. Dafür müsste man erst einmal abwarten. Viele fragten, was mit Andreas wäre und ob er schwer verletzt war. Auf keine der Fragen, antwortete er. Schließlich war er kein Arzt. Zudem das Aufgabe der Presseabteilung war.
Chris war hin und her gerissen. Er wollte bei seinem Bruder bleiben aber dann blieb Charlie alleine.
Charlie sah Chris total verheult und benebelt an.
"Chris fahr bitte mit Manuel ins Krankenhaus, damit Andreas nicht alleine ist, wenn er aufwacht. Ich muss erstmal wieder klar kommen mit dem Ganzen. Ist total egoistisch, ich weiß" nuschelte sie.
Chris ging zu Charlie, kniete sich zu ihr und nahm sie erneut in seine Arme.
"Nein Süße. Du bist alles aber ganz bestimmt nicht egoistisch. Ruh dich aus. Ich werde auf den großen Dummkopf aufpassen, ihn von dir grüßen und ihm sagen, dass du morgen kommst ja?" fragte er heiser.
Charlie lächelte und nickte.
"Danke".
"Ich hab dich lieb kleine Schwester. Und vergiss nicht. Du bist nicht Schuld an seinem Unfall. Du hast alles getan, um ihn davon abzubringen. Dich trifft ganz bestimmt keine Schuld, hast du verstanden?"
Charlie nickte, während ihr nun stumme Tränen über die Wange liefen.
Thomas nahm Charlie am Arm und brachte sie in den Bus, wo er für den Fall auch die Nacht verbrachte. Die Dosierung hatte sie total abgeschossen, so dass sie kurz nachdem sie im Bett lag, schon tief und fest schlief.

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt