Kapitel 111 (Keine Angst, Ich Bin Bei Dir)

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Die Nacht blieb allerdings nicht so ruhig wie Charlie es sich für Andreas gewünscht hätte. Er hatte Albträume und Angstzustände. Er hatte mitbekommen, was passiert war aber sein Gehirn hatte es in eine Schublade mit zig Schlössern gepackt, damit er diese Erinnerung nicht nicht so schnell wieder hervor kramen konnte. Das war zumindest der Plan seines Körpers um ihn zu schützen. Als er schweißgebadet und schreiend mit weit aufgerissenen Augen im Bett saß, war klar, dass die Erinnerung durch geflutscht war und Andreas mitten in der Nacht unvorbereitet erwischte. Da wo er am verwundbarsten war, in seinen Träumen. 
Charlie erschrak, als Andreas voller Angst aufschrie. Da sie nicht wusste wie wach er war oder was er von der Realität mitbekam, berührte sie ihn ganz vorsichtig.
"Andy? Andy! Es ist alles gut. Es war nur ein Traum. Du bist zu Hause bei mir. Ssccch ist ja alles gut". Sie strich ganz vorsichtig mit der Hand über seinen Rücken. Er sah sich um, als wenn er etwas suchte. Dann sah er Charlie an und an seinem Verhalten und seiner Art wie er sie ansah, konnte sie erkennen, dass er jetzt wach war und sie auch wirklich bewusst ansah.
"Was! Was ist passiert?" fragte er schwer atmend.
"Du hattest einen schlimmen Traum. Es ist alles gut. Ich bin da. Du bist bei mir und in Sicherheit".
Er seufzte und ließ sich in ihre Arme sinken.
Ihre Berührung tat ihm gut.
"Ich bin so froh, dass du bei mir bist" nuschelte er in ihre Halsbeuge. 
Charlie hielt ihn weiter fest.
"Ich werde immer für dich da sein Andy. Es gibt keinen Grund, warum sich daran etwas ändern sollte". 
Schweigend lag er in ihren Armen während draußen weiter der Sturm tobte, der ihn aber jetzt nichts mehr verletzen konnte, denn er war in Sicherheit. Andreas lauschte den Geräuschen, die von draußen zu hören waren und ihm noch immer große Angst machten. Sein Herz hämmerte wieder wild in seiner Brust. Mit einer Hand krallte er sich ein wenig in das Shirt von Charlie, die versuchte ihn zu beruhigen. Sie zog die Decke zurecht, hielt ihn im Arm und legte ihren Kopf an seinen. 
"Alles gut. Hab keine Angst. Ich pass auf dich auf".
In ihren Armen liegend, schloß er die Augen.
Die Nacht blieb unruhig. Zwischendurch wurde Andreas wieder unruhig und redete undeutlich im Schlaf, ließ sich aber relativ schnell wieder beruhigen.
Am nächsten Morgen stand sie leise auf und wollte Frühstück machen. Chris war kurz da gewesen und hatte Brötchen vorbei gebracht, damit sie nicht weg musste. 
"Wenn du magst, kannst du gerne mit uns frühstücken" bot sie ihm an. 
Der Jüngere lächelte. 
"Ein anderes Mal wieder. Andreas braucht dich jetzt im Moment mehr als jeden anderen Menschen. Er braucht deine Liebe und Zuwendung um wieder er selbst zu werden. Wenn was ist, sag Bescheid. Ich bin im Büro". 
Sie deckte den Tisch und kochte Kaffee, als sie seine Stimme hörte. Er hatte wieder einen Albtraum. Sie ging zu ihm und weckte ihn.
"Was was ist los?" fragte er aufgeregt.
"Du hast geträumt".
Andreas fuhr sich mit seinen Händen über das Gesicht. 
"Oh nein. Hört das denn nie wieder auf?" stöhnte er. Seine Verzweiflung war sehr schmerzhaft für Charlie. Sie würde ihm so gerne helfen. Sie setzte sich zu Andreas auf die Bettkante und nahm ihn in den Arm. Er hatte Schlimmes erlebt und es würde viel Zeit brauchen um das  zu verarbeiten.
"Ich habe Frühstück gemacht, wenn du magst" sagte sie leise.
"Ich sterbe vor Hunger" rang er sich mit einem kleinen Lächeln ab. 
"Es gibt frische Brötchen, Obstsalat den du so magst, Kaffee" zählte Charlie auf.
"Brötchen? Warst du weg?" fragte er unsicher.
Charlie lächelte.
"Nein Schatz. Du hast einen sehr fürsorglichen Bruder, der sie gebracht hat". 
Andreas lächelte erleichtert, während ihm eine Träne über die Wange lief.
"Danke. Tut mir leid, dass ich im Moment so anstrengend bin" raunte er leise.
Charlie nahm sanft sein Gesicht in ihre Hände.
"Andy das stimmt nicht. Du hast Schlimmes erlebt Und musst dich jetzt schonen. Aber das ändert nichts daran, dass du das Beste bist, was mir passieren konnte. Ich bin glücklich mit dir und das wird nichts und niemand ändern".
Charlie schaffte es mit ihren Worten sein Herz zu berühren. Er brauchte hin und wieder diese Bestätigung, denn seitdem Bianca ihm so furchtbar mitspielte, zweifelte er auch an sich und dem galt es schnell entgegen zu wirken. 
"Na komm. Du brauchst jetzt was zu essen" lächelte sie und gab ihm einen liebevollen Kuss. Das Frühstück brachte Andreas wirklich zum Lachen. Wenigstens sein Appetit hatte nicht gelitten. 

Träume sind da, um gelebt zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt